Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau
Mouratoglou.
Mich lässt Joghurt generell kalt, nur im Krankheitsfall greife ich darauf zurück. Zudem gehen mir diese Ausflüge langsam auf die Nerven: eine Stunde Busfahrt, dann zwei Stunden Führung, und am Schluss endet man irgendwo, um Joghurt, Tee oder Essen zu sich zu nehmen. Von Touristen aus Japan oder Korea unterscheidet mich einzig und allein, dass ich weder selbst über Fotoapparat und Videokamera verfüge noch andere dazu anhalte, mich mit aufgesetztem Lächeln abzulichten.
Adriani kommt gar nicht dazu, die Qualität des Joghurts zu kommentieren, wie sie es sonst mit allen Mezze, Hauptgerichten und Desserts macht. Sie lässt den Löffel sinken, da ihr Handy klingelt. »Katerina«, flüstert sie mir zu und eilt mit ihrem Handy flugs zum Reisebus, um ungestört reden zu können.
Mich überkommt eine vollkommen grundlose Unruhe, die vielleicht der Tatsache geschuldet ist, dass wir fern von der Heimat sind und jeder Anruf eine Hiobsbotschaft enthalten könnte. Doch mein Verdacht scheint sich nicht zu bestätigen, da Adriani kurze Zeit später mit einem breiten Lächeln zurückkehrt.
»Ich soll dich ganz herzlich grüßen.«
»Und weiter?«
»Sie hat mir von der Hochzeit erzählt, und als ich mich unwissend stellte, hat sie nur gelacht. >Komm schon, Mama<, hat sie gesagt. >Ich bin sicher, dass dir Papa alles haarklein berichtet hat.< Doch ich blieb standhaft. >Katerina, ich versichere dir, das ist nicht der Fall<, meinte ich. Worauf deine Tochter immer noch lachte. >Lass die Spielchen, Mama<, meinte sie zu mir. >Ihr habt doch keine Geheimnisse voreinander. Selbst einen Seitensprung würdet ihr einander brühwarm erzählen.<«
»Und worauf wollte sie schließlich hinaus?«
»Dass sie sich mit Fanis' Eltern geeinigt haben und die Hochzeit bereits in drei Wochen stattfinden soll. Sie fragte mich, ob wir etwas dagegen hätten, und ich habe nein gesagt.« Sie hält inne und blickt mich an. »Ich habe dich zwar nicht gefragt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du etwas dagegen hast.«
»Nein, natürlich nicht.«
»Ich habe ihr gesagt, dass wir in zwei Tagen zu Hause sind und ich ihr dann zur Seite stehen kann. Aber sie meinte, dass sie keine Hilfe brauche und alles schon geregelt sei.« Sie unterbricht sich und fügt dann etwas gepresst hinzu: »Und dann hat sie noch etwas Seltsames gesagt.«
»Was denn?«
»Dass wir ja noch länger in Istanbul bleiben könnten, wenn es uns so gut gefiele. Es sei wirklich nicht nötig, dass wir sofort nach Athen zurückkämen.«
»Und was stört dich daran?«, frage ich überrascht.
»Begreifst du nicht? Es klang, als wollte sie mich los sein.«
Ich setze das Gespräch nicht fort, da ich ihre Empfindlichkeiten und Schrullen kenne, doch Katerinas Worte gehen mir in Hinblick auf die bevorstehende Rückkehr der Reisegruppe nach Athen weiter durch den Kopf. Denn schon in zwei Tagen fahren die anderen ab, und ich bleibe einsam und allein in Istanbul zurück, um mich mit Murat und seinem Vorgesetzten, dem Brigadekommandeur, herumzuschlagen.
»Was Katerina vorgeschlagen hat, ist gar nicht so abwegig«, meine ich zu ihr.
Sie blickt mich baff an. »Wie meinst du das?«
»Wir könnten wirklich ein paar Tage länger bleiben. Ich kann ohnehin nicht weg, da ich mit dem Fall Chambou hier festsitze. Warum solltest du nicht auch länger bleiben? Die Hochzeit ist sowieso erst in drei Wochen, und in Athen gibt es nichts weiter für uns zu tun. Da wäre es doch gar keine schlechte Idee, noch eine Woche Urlaub dranzuhängen — nur wir beide, ohne die ganze Horde.«
»Und was ist mit den Tickets? Hast du mir nicht erzählt, dass uns die Umbuchung einer Gruppenreise genauso teuer zu stehen kommt wie ein neuer Flugschein?«
»Als ich das sagte, war unsere Stimmung im Keller, doch jetzt herrscht Hochstimmung. Schlechte Laune führt zu Geiz, gute Laune zu Großzügigkeit. So läuft das.«
Sie blickt mich nachdenklich an und kommt zum Schluss: »Also, das ist gar keine so schlechte Idee. Ich könnte auch ein paar Einkäufe für Katerina machen, da hier alles viel billiger ist.«
»Aber übertreib nicht«, sage ich und könnte mir dabei an die Stirn schlagen, da ich noch gar nicht an die Kosten der Hochzeit gedacht habe.
»Bin ich denn je verschwenderisch, lieber Kostas?«
Die richtige Antwort wäre: »Je nachdem«, doch ich sage: »Nein, ich meine nur für alle Fälle.« Diese
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