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Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman

Titel: Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Fraser
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»Um seine Seele zu retten«, sagte sie. Ich hielt derweil unsere Weingläser und musste lachen, als mein kleiner Sohn auch Beattie taufte, indem er ihr über den Rand der Badewanne eine Fontäne direkt ins Gesicht spritzte.
    »Hab vergessen, dich davor zu warnen«, sagte ich.
    »Ich hätte es wissen sollen. Das ist Veranlagung.«
    Danach sahen wir uns lange nicht - es erschien mir wie eine Ewigkeit. Erst als Charlie fünf Jahre alt war, machten wir wieder Ferien in Frankreich. Beattie veranstaltete uns zu Ehren ein großes Fest. Sie hatte alle möglichen Leute eingeladen: unsere alten Freundinnen von der Arbeit und sogar ein paar längst vergessene Exfreunde, die inzwischen schon lange verheiratet waren und selbst Kinder hatten. »Legere Kleidung«, hatte sie gesagt.
    Ich weiß noch, wie wir zu ihrem neuen Haus bei Fontainebleau fuhren, das etwa sechzig Kilometer südöstlich von Paris liegt. Auf dem Weg dahin hatten wir uns verirrt. Marc saß am Steuer, und ich sollte ihm den Weg weisen. Aber ich war zu sehr abgelenkt, zu aufgeregt, um mich auf die Straßenkarte zu konzentrieren, die ich selbst in meinen besten Zeiten nicht lesen konnte. Folglich hielten wir eine Stunde zu spät vor Beatties Haus, nervös und böse aufeinander.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte ich, während ich die Sonnenblende herunterklappte und in den Spiegel schaute, um sicherzugehen, dass meine Wimperntusche nicht verlaufen war. Marc stellte den Motor aus. »Sag mir ehrlich: Habe ich mich verändert?«
    »Ça va. Du siehst gut aus.«
    aber er hatte mich kaum angeschaut, hatte kaum von der Michelin-Karte aufgeblickt, sondern seine ganze Mühe darauf verwendet, sie ordentlich zusammenzufalten. das beruhigte mich nicht gerade. Und während ich beobachtete, wie er die Karte Lage für Lage glättete, wie er immer wieder mit der flachen Hand über das Papier strich, fiel mir unser erster gemeinsamer Ausflug ein, damals, als wir auf die belle Ile gefahren waren. Ich hatte die Karte aufgeschlagen, hatte sie auf dem Schoß auseinandergefaltet. Marc hatte gelacht.
    »Was ist?«, hatte ich gefragt und ihn angelächelt. Ich war so glücklich, so wahnsinnig verliebt - »verliebt in die Liebe«, wie meine Mutter gesagt hätte. »warum lachst du?«
    »Mais, Annie, chérie, du brauchst doch bloß die Stelle aufzuschlagen, wo wir gerade sind.« Er griff zu mir herüber, strich mir mit der Hand durchs Haar - die Liebkosung eines Liebenden. »wir brauchen nicht ganz Frankreich!«
    »Ach so.« Ich hielt das riesige Blatt hoch, um nach der richtigen Stelle zu suchen, breitete es über das Armaturenbrett aus, sodass die Ränder in dem Luftzug, der durch das offene Fenster hereinströmte, wild zu flattern begannen.
    »Wo sind wir denn genau? Kannst du mir einen Tipp geben? Hier oben? Oder hier drüben irgendwo?«
    Aber Marc bekam nicht mehr die Möglichkeit, mir zu antworten, denn im nächsten Augenblick wurde mir die Karte aus den Händen gerissen, wie ein Fallschirm wurde sie vom Wind hochgehoben und durchs Fenster getragen, auf und davon. ich drehte mich um und sah ihr nach, wie sie hinter uns in den Himmel hinaufschwebte, aufgebläht wie ein Bettlaken auf der Wäscheleine. Sie wehte in die Gegenrichtung über die Autobahn davon und neckte so die folgenden Fahrer, die hinter uns hupten, weil sie gefährlich tief über ihre Windschutzscheiben hinwegwirbelte.
    Nie werde ich Marcs Gesichtsausdruck vergessen, als er in den Rückspiegel schaute - sein breites Lächeln, die vor Überraschung blitzenden Augen, seine Freude darüber, wie dumm ich mich angestellt hatte.
    Wo war dieser Gesichtsausdruck geblieben? Schweigend beobachtete ich, wie er mit einer schnellen Bewegung an mir vorbeigriff, das Handschuhfach öffnete und die Karte hineinschob.
    »Bon.« Er ließ das Handschuhfach zuschnappen. »On y va. Fertig, Charlie?«
    Wo war diese Zärtlichkeit geblieben? »Bloß eine Eintagsfliege«, hätte meine Mutter gesagt.
    Wir fanden Beattie im Wohnzimmer, inmitten einer ganzen Schar bekannter Gesichter. Auch die Musik erkannte ich gleich wieder, es war ein alter Song von Fleetwood Mac, mit dem vertrauten Text und Stevie Nicks nasalem Klagen. Früher hatten wir diesen Song in unserer Wohnung laut aufgedreht, hatten dazu getanzt und mitgesungen, immer wieder. Es waren traurige Worte an frühere Geliebte, Erinnerungen an die gemeinsame Zeit.
    Auch jetzt tanzte Beattie dazu, in einem langen, schmal geschnittenen schwarzen Kleid aus mehreren Lagen Stoff, das seidig um ihre

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