Kotzmotz der Zauberer
voller Freude ist. Alles klar? Jetzt wissen wir Bescheid! Stimmt’s?«
Der Zauberer war verblüfft.
»Ich habe mich gefreut und ich war NETT!«, wiederholte er fassungslos.
»Sehr, sehr komisch nett«, kicherte der kleine Hase und
kitzelte den Zauberer mit seinem Knickeohr ein wenig am Hals.
»Ich wusste gar nicht«, sagte der Zauberer überrascht, »dass Freuen und Nettsein so viel Spaß machen ... Und das Lernen. Hab ich nämlich gar nicht gemerkt, dass ich was gelernt habe ...«
Und vor lauter Überraschung sagte er nichts mehr und nach einer langen Weile flüsterte er:
»DANKE!«
Und dann legte er seine Stirn in tiefe Falten und fügte noch hinzu:
»Deshalb hat das nicht geklappt!«
»Was?«, fragte der Hase.
»Na ja, das Zaubern gestern. Ich wollte, mhm, ich habe, mhm, ich ...« Und er stotterte verlegen, weil er nicht wusste, wie er es erklären sollte.
Der Hase richtete sich auf, stützte sich mit seinen Vorderpfoten auf die knochige Brust des Zauberers, sah ihm lange in die Augen und fragte dann:
»Du wolltest dein Alleinsein wegzaubern, stimmt’s? Du wolltest dir einen Freund zaubern und das hat nicht geklappt, oder? Und dann hast du bis nach China getobt.
Aber jetzt wissen wir Bescheid!«, rief der kleine Hase verblüfft. »Alles klar: Freunde zaubern geht nicht, stimmt’s?«
»Stimmt!«, murmelte der Zauberer. »Kein einziger Zauberspruch aus meinen Zauberbüchern wollte klappen. Keiner!«
»Jetzt wissen wir Bescheid!«, wiederholte der Hase. »Freunde kann man nicht zaubern, die kann man nur werden. Man wird es einfach, so einfach ist das, stimmt’s?«
»Stimmt haifischzahnscharfgenau!«, sagte der Zauberer, der sich alles sehr sorgfältig merken wollte, um es bloß nie wieder zu vergessen. »Erst lernt man die Freude und dann das Nettsein oder umgekehrt oder beides zusammen. Und wenn man nett ist, findet man einen Freund. ABER: Das Freundewerden macht am meisten Spaß! Stimmt’s oder hab ich Recht?«, sagte der Zauberer, der vom vielen Nachdenken fast Kopfschmerzen bekommen hätte.
Da rekelte sich der kleine Hase, streckte seinen weichen, runden, immer zerzausten Bauch in die Sonne und alle vier Pfoten in die weiche, warme Luft und murmelte: »Nicht so viel darüber nachdenken, einfach machen!
Oder einfach werden!
Oder noch besser: Einfach SEIN!«
Und SCHWUPS war er auch schon eingeschlafen.
Und der Zauberer wagte kaum sich zu rühren und flüsterte:
»Ich pass auf dich auf, kleiner Hase!«
Und er hörte sein großes Zaubererherz pochen: POCH und POCH!
Und das kleine Hasenherz pochte etwas schneller: POCHPOCH und POCHPOCH!
Und das fügte sich so schön zusammen, dass es wie ein Wiegenlied für Zauberer mit einem Hasen auf dem Bauch klang, genau so.
Und SCHWUPP und WUPP fielen dem Zauberer seine glücklichen und müden Augen zu und schon war er eingeschlafen.
Einfach so.
Denn wenn man etwas gelernt hat, darf man sich auch ausruhen, stimmt’s?
D ie Sonne machte ihre Tagesreise über den Himmel, und die Schatten wuchsen über die Wiese, und irgendwann wurde der Zauberer wach.
Da trug er den kleinen Hasen sehr, sehr behutsam in sein Haus. Er wusste lange nicht, wo er ihn hinbetten sollte. Und so stand er nachdenklich in dem dunkler werdenden Zimmer.
Schließlich nahm er ein Zauberbuch aus dem Regal und schlug es umständlich auf, denn in der anderen Hand hielt er den kleinen, schlafenden Hasen im Arm, der seinen Kopf an die Schulter des Zauberers gelegt hatte. Und mit nur einer Hand ist das Holen und Greifen und Blättern nicht so einfach.
Der Zauberer war sich nicht sicher, ob er in dem dämmrigen Zimmer das richtige Zauberbuch gefunden hatte, aber es hatte tatsächlich ein großes, verstaubtes К auf dem Buchrücken.
Und endlich fand er, was er suchte. Da stand es! Zwischen:
KRÖTENAUGENMUSREZEPT und KATZENKRALLEN-FUSSPILZSEUCHE, direkt hinter KNORPELMILCHZAHNAUSFALLUNFALL.
Da stand das Wort, das er suchte:
KÖRBCHEN.
Und der Zauberer murmelte ein paar seltsame Zauberworte, leise, ganz leise, um den kleinen Hasen bloß nicht aufzuwecken.
Und HAST-DU-NICHT-GESEHEN stand ein klitzekleines Körbchen vor ihm, das war so winzig, dass nur die allerkleinste Fliege darin Platz gehabt hätte. Der Zauberer musste noch dreimal üben, bis er haargenau die passende Größe für den kleinen, immer zerzausten Hasen gezaubert hatte.
Und dann suchte er in dem dunkler werdenden Haus mit der einen freien Hand in allen Schränken und unter allen Kommoden. Er wühlte und wühlte,
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