Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld
einfach nur an.
Bergen lachte. »Ich hatte kaum eine andere Wahl, oder? Vor meiner Tür stand die Kavallerie.«
Dawes wirkte überrascht. »Oh, aber Sie sind nicht verhaftet, Mr. Bergen. Tut mir leid, wenn Sie diesen Eindruck gewonnen haben.«
In Bergens Überheblichkeit mischte sich Verwirrung. Er setzte sich auf und beugte sich zu Lieutenant Dawes. »Ich bin nicht verhaftet?«
»Nein. Wir wollten mit Ihnen nur über dieses Treffen mit David Moore reden. Wie es aussieht, kennen Sie ihn recht gut. Wir dachten, Sie könnten uns vielleicht helfen, etwas über das Verschwinden seiner Frau herauszufinden.«
Auf Bergens Gesicht erschien ein misstrauischer Ausdruck. »Ich bin also nicht verhaftet.«
»Das hier ist etwas, das man als Zeugenvernehmung bezeichnet.«
»Das heißt, ich muss überhaupt nichts sagen. Ich brauche keinen Anwalt.«
»Nein, Sie brauchen keinen Anwalt.«
»Ich kann also gehen?«, fragte Bergen. Er stand auf, rückte sein Prachtstück zurecht und winkte lässig, während er zur Tür ging.
Kovac spannte sämtliche Muskeln an und wartete darauf, dass Dawes irgendetwas sagte oder tat. Der Kerl, von dem er annahm, dass er Carey überfallen hatte, streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
»Nein«, sagte Dawes ruhig. »Das nun leider auch nicht. Bitte setzen Sie sich wieder, Mr. Bergen.«
»Was passiert sonst?«, fragte Bergen herausfordernd.
»Sonst lasse ich Sie als Zeugen zur Sache in Beugehaft nehmen, und Sie können im Gefängnis ein paar interessante neue Bekanntschaften schließen.«
»Wollen Sie mir drohen?«
»Ganz und gar nicht«, sagte Dawes und erhob sich. »Ich sage Ihnen nur, wie es ist, Donny.« Sie ging langsam zur Tür. »Die entscheidenden Stellen in dieser Stadt sind ausgesprochen aufgebracht darüber, dass eine unserer angesehensten Juristinnen entführt worden ist.«
»Ich dachte, sie ist Richterin«, sagte Bergen ungeduldig. »Aber ich weiß sowieso nichts darüber.«
»Kann sein«, sagte Dawes. Dann, mit einer kaum merklichen Veränderung in Haltung und Ausdruck, gab sie die Rolle der freundlichen Gastgeberin auf. Ihre Stimme bekam einen scharfen Unterton. »Trotzdem gehen Sie jetzt zurück an den Tisch, setzen Ihren Hintern auf diesen Stuhl und erzählen uns alles, was Sie wissen, oder Sie werden aus einer ganzen Reihe unerfreulicher Gründe doch noch einen Anwalt brauchen.«
Kovac fuhr sich mit der Hand über den Mund, um sein Grinsen zu verbergen. Sie war gut.
»Hören Sie besser auf sie, Junior«, sagte er. »Sie mögen sich ja für den Größten halten, aber wissen Sie, wie groß Sie wirklich sind? Die Leute, von denen sie spricht, benutzen so was wie Sie als Fußabtreter.«
Bergens Blick wanderte von Kovac zu Dawes. »Muss der dabei sein?«
»Es ist sein Fall. Was ist los, Donny? Glauben Sie, Detective Kovac könnte ein bisschen zu viel über Ihre Familienangelegenheiten wissen?«
Bergen deutete mit dem Finger auf Kovac. »Meine Schwester sagt, dass er ihr gedroht hat. Sie wird die Stadt verklagen.«
»Wie süß«, sagte Kovac. »Eine drogensüchtige Nutte nimmt es mit der Stadt auf. Ich bin schon gespannt, was sie bei der Pressekonferenz trägt.«
Bergen beugte sich über die sichere Entfernung der Tischplatte hinweg zu ihm. »Ginnie hat Freunde, Arschloch.«
»Jede Menge, da bin ich sicher«, sagte Kovac. »Ihren Dealer, ihre Kunden, ein oder zwei Zuhälter …«
»Sie ist keine Prostituierte.«
»Nicht mehr«, sagte Kovac. »Warum mit hundert Kerlen für ein paar Dollar pro Nummer vögeln, wenn sie eine sprudelnde Geldquelle wie David Moore aufgetan hat? Sie muss nur noch seine Frau aus dem Weg räumen, dann hat sie es geschafft. Ein nettes Haus am Lake of the Isles, ein reicher Ehemann. Zu schade, dass man mit Geld kein Ansehen kaufen kann. Für die Leute in der Nachbarschaft wird sie immer eine drogensüchtige Nutte bleiben.«
Bergen war hochrot im Gesicht. »Hören Sie auf, sie so zu nennen!«
»Setzen Sie sich bitte, Mr. Bergen«, sagte Dawes, die sich wieder auf ihre guten Manieren besann. »Helfen Sie uns, die Sache zu klären. Wenn Sie nichts Unrechtes getan haben, dann dürfte das ja kein Problem für Sie sein.«
Bergen setzte sich und hakte den Absatz eines seiner Cowboystiefel hinter die Querleiste des Stuhls. Er stützte den Ellbogen aufs Knie und sah zur Wand, dabei knabberte er an seinem Daumennagel herum wie eine Ratte, die sich putzt.
»Können Sie uns sagen, wo Sie am Freitagabend waren?«, fragte Dawes.
»Ich dachte, ich bin
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