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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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dünne Brieftasche zum Vorschein, die er untersuchte.
    »Das Herzchen heißt Edgar Esher«, meldete er und reichte mir einen Ausweis. »Von den Blüten hat er nur noch zwanzig Dollar bei sich.«
    »Hör zu, Edgar«, fuhr ich fort, »dass du kein Professional bist, sieht man auf den ersten Blick. Also sag schon, woher du das Falschgeld hast.«
    Der dünne Edgar entwickelte so etwas wie Tapferkeit. »Ihr könnt mich nicht auf den Leim führen«, sagte er, obwohl er vor Angst schlucken musste. »Ich verrate euch niemals, wo Albert sich aufhält.«
    »Wer ist Albert?«
    »Lasst das alberne Spiel. Macht mit mir, was ihr wollt, aber Alberts Versteck verrate ich euch niemals.«
    »Du, Phil«, wandte ich mich an meinen Freund, »Albert scheint eine Berühmtheit zu sein, die man kennen muss. – Edgar, wir sind ungebildet. Erkläre uns, wer Albert ist.«
    Er antwortete nicht und blickte geradeaus. Ich glaube, er hatte sich aufgegeben.
    »Ich wette«, antwortete Phil, »Edgar glaubt, wir wollten ihm und seinem Albert ans Leder.«
    »Seine Meinung ist sogar richtig. Ich will allen ans Leder, die mit diesem verdammten Falschgeld zu tun haben.«
    »Aber Edgar glaubt, wir wollten ihm sein Spatzengehirn ausblasen. Er hält uns für Gangster.«
    »Stimmt das?«, fragte ich unseren Gefangenen.
    »Was denn sonst?«, antwortete er frech. »Macht schnell. Ihr bekommt nichts aus mir heraus.« Langsam begann er mir zu imponieren.
    »Steck dir mal ’ne Zigarette an, Kleiner«, sagte ich, und gab ihm eine. »Und dann sieh dir das in aller Ruhe an.« Ich hielt ihm meinen FBI-Ausweis unter die spitze Nase.
    »Sind Sie wirklich von der Polizei?«, fragte er. Statt einer Antwort zeigte ihm Phil auch seinen Ausweis. Esher atmete erleichtert auf. Er sank in sich zusammen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Gleich darauf richtete er sich wieder hoch und erklärte würdevoll: »Ich kann Ihnen trotzdem nichts sagen, Gentlemen. Ich leugne nicht, dass ich Falschgeld in Umlauf gesetzt habe, aber ich werde nicht verraten, woher ich es habe und wer es mir gegeben hat.«
    Mir platzte der Kragen. Ich zog den edlen Edgar am Schlips zu mir heran. »Hör zu, du Ritter«, fauchte ich ihn an, »ich habe dein dummes Gerede satt. Du bist kein Berufsgangster, das sehe ich. Vielleicht bist du ein kleiner Gauner, vielleicht einfach ein Idiot, aber ich höre mir dein Edelgequatsche nicht länger an. Wir haben einen Mann verloren, einen feinen Jungen, den sie zusammenknallten wie ein Stück Vieh, und ich werde auf deine Zähne keine Rücksicht nehmen, wenn du uns eine Auskunft verweigerst, die uns auf die Spur der Bande setzen könnte.« Ich ließ ihn los. Er rieb sich seinen Hals. »Wurde wirklich ein Beamter im Kampf mit den Fälschern erschossen«, fragte er unsicher. »Wir erzählen keine Märchen«, antwortete ihm Phil.
    Edgars Gesicht war es anzusehen, dass es in ihm arbeitete. Zwei Minuten überließen wir ihn schweigend seinen Seelenkämpfen, dann fragte ich vorsichtig: »Wer ist Albert?«
    Er schluckte, als hätte er einen Knödel in der Kehle, dann stieß er hervor: »Mein Freund,… der Mann, der die Platten zu dem Falschgeld gestochen hat.«
    Phil und ich sahen uns an. Das war eine echte Sensation, viel mehr als wir erwartet hatten. Im besten Falle konnten wir annehmen, dass Esher uns als kleiner Verteiler zu einem größeren Zwischenhändler führen würde.
    »Wie heißt denn dein Freund Albert mit Hausnamen, und wo wohnt er?«, fragte ich sanft.
    Er sah mich flehend an. »Albert Levingstone«, sagte er leise. »Albert ist Maler und Zeichner, einer von denen, die wirklich etwas können.«
    »Das haben wir gesehen«, brummte Phil. »Dir Fälschungen sind prima.«
    Eshers Stimme klang beschwörend: »Albert ist ein feiner Junge, aber verstehen Sie, wie das ist, wenn man jahrelang keinen Erfolg hat, kein Geld, hungert und friert, von Kunsthändler zu Kunsthändler läuft und doch nichts verkaufen kann? Da übernahm Albert eines Tages den Auftrag, die Druckplatten für das Falschgeld zu stechen. Er erhielt seine Belohnung, aber dann wurde eines Abends aus einem Wagen auf ihn geschossen. Nur durch einen Zufall verfehlte die Kugel ihr Ziel. Die Bande wollte den mitwissenden Außenseiter erledigen. Seitdem hält sich Albert verborgen, wechselt ständig die Wohnung und traut sich nicht mehr auf die Straße. Ich versorge ihn mit Lebensmitteln – und Alkohol, denn er ist völlig verzweifelt. Niemand schützt ihn. Zur Polizei kann er nicht gehen…«

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