KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Tagen kontrolliert hat.«
Ich schlug das Büchlein auf. Unter dem Datum des gestrigen Tages standen vierzehn Geschäfte verzeichnet. Bei zwei Adressen war ein Vermerk angebracht, dass er dort falsche Noten gefunden hatte. Die letzte Anschrift war die Adresse einer Wirtschaft ›Mecky’s Imbissstube‹. Vier Zehn-Dollar-Scheine hatte Webbs dort beschlagnahmt.
»Nur dort kann er seine Entdeckung gemacht haben«, meinte ich, »denn er hat noch am Abend versucht, mich zu erreichen.« Ich sah nach der Uhr. Es ging auf zehn, also musste ›Mecky’s Imbissstube‹ noch geöffnet sein. Der Laden lag in der Nähe der Saltbridge Avenue im New-Yorker Künstlerviertel. Ich fuhr in einem unserer Wagen hin, und Phil fuhr mit mir, wie es bisher immer gewesen war, und es war ein gutes Gefühl, ihn an der Seite zu haben.
In der Imbissstube saßen eine Menge junger Leute herum, die allein an ihrem Äußeren als »Künstler« zu erkennen waren. Was die Jungens an Hemden und Jacken trugen, spottete jeder Beschreibung. Die Mädchen waren, nicht weniger auffällig gekleidet.
Der Inhaber der Imbissstube stellte sich als kleiner, dicker Italiener heraus, dessen Gutmütigkeit ein schweres Handikap im Umgang mit seiner halbverrückten, bargeldlosen Kundschaft war.
Wir bestellten zwei Whiskys, und ich fragte ihn, ob er gestern Besuch von einem jungen Mann gehabt hätte, der ihn um vier Zehn-Dollar-Scheine erleichterte.
»Si, Si«, jammerte »Mecky«, »vierzig Dollar nahm er mit, achtzig Prozent der Einnahme der letzten zehn Tage. Sehen Sie sich meine Gäste an, Signori. Nicht einen Cent haben sie in der Tasche. Mit Bildern und Gedichten bezahlen sie ihre Zechen. Bis hierhin stehen sie in der Kreide.« Er zeigte mit der Hand in Halshöhe. »Und dann kommt endlich mal einer. Kauft groß. Zahlt bar. Prompt kommt ein anderer, nimmt die Dollar, beschaut sie, sagt, sie seien falsch, steckt sie in die Tasche. Wer hat den Schaden? – Ich!«
»Wer ist der Mann, der mit den Zehnernoten bezahlt?«
»Weiß ich, wie er heißt?«, fuchtelte »Mecky« mit den Armen. »Alle haben sie hier verrückte, unchristliche Namen, Dionysos, Aristoteles, was weiß ich. Kommt jeden zweiten Abend, der Verbrecher, und kauft kalte Koteletts, heiße Würstchen, Flaschenbier, Zigaretten, auch eine Flasche Whisky und schleppt es fort. Und gibt mir Falschgeld dafür.« Voller ohnmächtiger Wut hämmerte »Mecky« auf seinem Schanktisch herum. »Aber bitte«, fing er sich wieder, »wenn die Signori warten wollen, bitte, nehmen Sie Platz. Er ist immer sehr pünktlich. In einer halben Stunde wird er kommen, und ich werde ihm eine Bierflasche auf den Schädel schmettern.« Er fletschte die Zähne und versuchte grimmig auszusehen.
»In Ordnung«, sagte ich, »wir warten.«
Ziemlich genau nach einer halben Stunde betrat ein junger Mann von vielleicht zwanzig Jahren die Imbissstube, und »Mecky« nickte uns heftig zu. Der lange, aber schmächtige Bursche unterschied sich nicht viel von den Anwesenden. Auch er trug die Haare lang bis in den Nacken, und unter seinem abgeschabten Wettermantel sah ein buntes, grellfarbiges Hemd hervor, jedoch schien er im Gegensatz zu seinen Kunstkollegen mit Schüchternheit oder Furcht behaftet zu sein. Rasch und linkisch schob er sich durch die Tische an die Theke und bat »Mecky«, ihm einiges einzupacken.
Der kleine Italiener sah mehrfach zu uns herüber, Phil wollte aufspringen, aber ich hielt ihn am Arm fest. »Mecky« packte achselzuckend das Gewünschte zusammen. Eine Flasche Gin war auch dabei. Der Fremde zog die Hand aus der Tasche seines Mantels und reichte dem Wirt das Geld. Es waren Zehn-Dollar-Scheine.
Mit zwei Schritten war ich bei ihm und nahm ihm den Mammon aus der Hand. Er fuhr herum und starrte mich erschreckt aus großen Augen an. »Dieses Geld ist falsch«, sagte ich. »Kommen Sie mit!«
Der Bursche machte tatsächlich einen Fluchtversuch, aber Phil stand hinter ihm, fing ihn elegant ab und drehte ihm die Arme auf den Rücken. Mehr vor Schrecken als Schmerzen stieß er einen Schrei aus.
Phil stieß den Schmächtigen in den Wagen, ich setzte mich ans Steuer und fuhr zu einer Stelle, die mir einsam genug schien. Dort stoppte ich und schaltete das Innenlicht ein.
»So, Freund«, sagte ich zu unserem Opfer, »jetzt nenne uns hübsch deinen Namen, deine Adresse und woher du die Blüten hast.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich sage nichts«, gab er mit überkippender Stimme von sich.
Phil tastete ihn ab und brachte eine
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