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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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eine Verabredung trifft, dann sind sie pünktlicher und genauer im Einhalten der Zeit als die astronomischen Uhren in einem Observatorium. Und wenn einer von beiden nicht zur vereinbarten Minute am Treffpunkt ist, dann darf der andere sicher sein, daß dem geschätzten Kollegen ein dickes Ding dazwischen gekommen ist.
    Ich suchte mir einen Tisch, von dem aus ich den Eingang im Auge behalten konnte. Ein lächelnder Kellner reichte mir eine Karte, auf der eine Menge Sachen verzeichnet standen, die alle so ähnlich wie. »Li-po-po« und »Sa-tai-tai« hießen, nur die Preisbezeichnungen am Rande waren saftiges Amerika. Ich fragte ihn, wie Whisky auf Chinesisch heiße. Es stellte sich heraus, daß Whisky auch auf Chinesisch Whisky heißt, und ich ließ mir einen doppelten kommen.
    Da saß ich nun, eine Kanone unter der Achsel und durchaus bereit, einigen bösen Leuten eins auf die Finger zu geben, aber der Mann, der mir zeigen sollte, wen ich mir vorknöpfen mußte, um den Richtigen zu erwischen, kam nicht. Es wurde halb elf, elf, halb zwölf. Masson erschien nicht. Die »Shanghai-Bar« füllte sich mehr und mehr.
    Um in der Masse der Vergnügten nicht unangenehm aufzufallen, angelte ich mir eines der sanft-gelben Taxigirls und tanzte ein paar Touren mit ihm. Das Kind reichte mir gerade bis zur Krawattenmitte. Ich lotste sie an meinen Tisch und gab ihr zu trinken. Ihre zarte, gepuderte Kehle vertrug scharfe Sachen glänzend. Sie gurrte mit mir wie eine Taube, und ich erwiderte ihre zarten Höflichkeiten, indem ich sie ein hübsches Mädchen nannte.
    In Wahrheit dachte ich an anderes. Ich hatte Sorgen, schwere Sorgen, und daß ich hier saß, mit einem Chinamädchen flirtete und immer noch darauf wartete, daß Masson auftauchte, geschah nur, weil ich einfach nicht glauben wollte, daß ich nicht mehr in der Lage war, einen Fuß vor den anderen setzen zu können.
    Um ein Uhr nachts dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich zahlte die Zeche, warf dem Girl einen Zehn-Dollar-Schein zu und schickte mich an, das Lokal zu verlassen. Der Mandarin verbeugte sich tief und flüsterte mir fragend ins Ohr: »Eine Pfeife, Sir?«
    Ich blickte überrascht hoch. Er konnte nur eine Pfeife Opium meinen, und ich fand es verdammt interessant, ausgerechnet an dem Ort Opium angeboten zu bekommen, an dem Masson seinen Kampf gegen das Rauschgiftsyndikat beginnen wollte. Ich wunderte mich zwar, daß einem Wildfremden eine so gefährliche Offerte leichtsinnig und anscheinend ohne Vorsichtsmaßregeln gemacht wurde, aber ich entschloß mich, der Sache auf den Grund zu gehen.
    »Kostet?« fragte ich.
    »Nicht teuer«, lispelte er. »Zehn Dollar die Pfeife. Zehn Dollar, für Seligkeit des Himmels nicht teuer, Sir!«
    Und schon öffnete er in dem Seitengang eine Tapetentür, auf deren Bespannung ein schwarzer Drache zwei Meter Zunge aus dem Halse hängen ließ, und dienerte einladend.
    In Ordnung, ich betrat den Gang hinter der Tür (dieses ganze Haus schien aus schmalen, zweimannsbreiten Gängen zu bestehen), tat zwanzig Schritte, die ich automatisch mitzählte, dann kam ein schwarzseidener Vorhang, aus dem ein lächelndes Chinesenmädchen auftauchte, knickste und mir eine schwarze Halbmaske über die Augen band. Darauf zog es den Vorhang zurück und ließ mich in die »Opiumhöhle« eintreten.
    Der Raum war viereckig, voller Kissen und niedrigen Liegestätten und mit blauem, schwer und süß riechendem Dunst geschwängert. Ungefähr ein Dutzend Leute, die Gesichter wie das meine durch eine Maske getarnt, lagen auf den Diwans herum und nuckelten teils kichernd, teils ernsthaft an langen Pfeifen mit kleinen Köpfen. Hübsche Chinesenmädchen in schwarzen Kimonos schlichen auf lautlosen Sohlen zwischen den Gästen umher, richteten die Pfeifen, reichten Streichhölzer und strichen Trinkgelder ein.
    Ich sah auf den ersten Blick, daß die Sache Bluff und Nepp war, von den geschäftstüchtigen Himmelssöhnen eingerichtet, um Mister Smith aus Connecticut und Mrs. Meyer aus Iowa Gelegenheit zu geben, am Stammtisch und im Frauenkränzchen geheimnisvolle Andeutungen über ihre Erfahrungen mit Rauschgift machen zu können. Was immer die lächelnden Mädchen den abenteuerlustigen Provinzlern in die Pfeife stopften, Opium war es sicherlich nicht, sondern irgendein harmloses Zeug, gegen das die Polizei nichts haben konnte.
    Ein China-Girl schwebte hold lächelnd heran, die lange, holzgeschnitzte Pfeife wie ein Heiligtum in beiden Händen tragend. Sie setzte dem Ding ein

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