KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat
ich wollte eben hineinsteigen.«
»Bleib draußen. Paß auf! Ich habe einige höchst ungesetzliche Dinge vor, und ich erwarte, daß du mitmachst. Ich mache mich jetzt auf die Socken und suche Wong-Chu. Wenn ich ihn finde, schnüre ich ihn zusammen und lege ihn auf Eis. Während ich solcher erfreulichen Tätigkeit nachgehe, hast du dich vor das Sanatorium Dr. Lester Viscounts in der Park Lane zu stellen und dem Doktor, falls er herauskommt, auf Schritt und Tritt zu folgen. Wie er aussieht, beschreibe ich dir.« Ich rasselte die äußeren Merkmale des Arztes in aller Eile herunter. »Kapiert?« fragte ich. »Bleibt er zu Hause, so ist es gut. Ich komme dann, sobald ich Wong-Chu erwischt habe. Geht er fort, so wirst du sicherlich eine Gelegenheit finden, uns zu verständigen, wo er sich aufhält. Gib in diesem Fall Nachricht an O’Connors Privatwohnung. Alles klar?«
»Klar!« sagte Phil. »Hals- und Beinbruch!«
Er war ein feiner Kerl. Ich wußte, er würde meine Wünsche blindlings und mit der Geschwindigkeit eines D-Zuges erfüllen.
Ich warf den Hörer auf die Gabel. Der Archivbeamte sah mich aus großen, erstaunten Augen an.
»Sie haben nichts gehört und wissen von nichts«, sagte ich. »Wenigstens heute. Morgen können Sie alles meinetwegen sämtlichen Reportern von San Francisco erzählen.« Dann zischte ich ab.
Ich war ziemlich sicher, wo ich Wong-Chu zu finden hoffen durfte. Es bestand kein Grund für ihn, Frisco zu verlassen. Er war frisch von der Polizei in Freiheit gesetzt worden und durfte erhobenen Hauptes unter seinen Mitbürgern umhergehen. Also war er mit mehr als neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit in seinen Gemächern im »Shanghai«.
Ich nahm das Taxi, das mich zum Präsidium gefahren hatte, und setzte mich neben den Fahrer. Ich zeigte ihm meinen Ausweis und gab ihm gleichzeitig eine Zwanzig-Dollar-Note.
»Hören Sie zu, Freund«, sagte ich. »Es kann sein, daß gleich mit Ihrem Auto einige höchst erstaunliche Dinge geschehen. So wundern Sie sich am besten nicht, wenn ich mit einem verschnürten und leicht lädierten Chinesen erscheine und ihn auf die Rückseite Ihres schönen Autos verfrachte.«
»Ich wundere mich nie«, antwortete er und grinste.
»Dann fahren Sie, bitte, mit höchster Geschwindigkeit nach Chinatown«, sagte ich.
Er tat, was er konnte. Ich ließ ihn am Eingang der Sackgasse halten, an deren Ende das »Shanghai« lag. Von außen war nicht zu erkennen, ob Wong-Chu zu Hause war. Jedenfalls sah ich kein Licht. Ich war etwas erstaunt, als ich die Tür offen fand. Ich erinnerte mich genau, sie nicht verschlossen zu haben, und es war anzunehmen, daß Wong-Chu sie verschlossen hätte, wenn er nach Hause gekommen wäre. Mich beschlichen erhebliche Zweifel. Vielleicht hatte er es vorgezogen, in einem Hotel zu übernachten.
Ich ging den bekannten Weg zu seinem Büro, durch die Gänge, dann durch die »Opiumhöhle« und den ersten Nebenraum. Ich stockte und löschte rasch meine Taschenlampe, denn ich sah unter der angelehnten Tür des Büros Licht schimmern. Ich freute mich. Er war also doch in seinen Bau zurückgekehrt, und da sonst niemand im Hause war, würde ich leichtes Spiel mit ihm haben. Schon wollte ich die Tür aufstoßen, als ich eine fremde, unbekannte Stimme hörte. Ich lauschte mit angehaltenem Atem.
Der Mann sprach grobes, fehlerhaftes Amerikanisch und hatte einen rauhen, barschen Ton.
»Der Chef sagt, du sollst noch heute verschwinden. Es ist ihm zu gefährlich, wenn du dich weiter hier herumtreibst. Die Polizei weiß mehr von dir, als sie dir beweisen kann, und sie wird nicht ruhen, bis sie auch die Beweise gefunden hat. Hau nach China ab, wo du hergekommen bist!«
»Damit er die Früchte meiner Arbeit allein ernten kann«, antwortete Wong-Chu. Seine Stimme war ganz schrill und nahezu unkenntlich vor Erbitterung. »Ich denke nicht daran. Die Polizei ist machtlos gegen mich.«
»Der Chef hat es sich gedacht«, sagte der Fremde wieder, »aber er läßt dir keine Wahl. Du gehst sofort mit mir. Ich habe ein Boot gechartert, das dich fürs erste aus der Drei-Meilen-Zone bringt.«
»Ich werde das nicht tun. – Ich werde mit ihm telefonieren oder zu ihm gehen.«
»Beides ist verboten, wie du weißt. Los, geh mit!«
Zu der Wut mischte sich die Angst in Wong-Chus Stimme. »Ich gehe nicht mit dir. Ich weiß, was du mit mir vorhast. Du wirst mich unterwegs töten. Das ist dein wirklicher Auftrag.«
Einen Augenblick lang schwiegen beide. Dann sagte die rauhe
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