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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Stimme nicht wieder. Haß und Erregung machten sie heiser und tonlos.
    »Forester, du hast siebenmal auf mich geschossen. Mehr als zwei Kugeln kannst du nicht haben. Wenn du mich zweimal verfehlst, dann gnade dir Gott, und ich werde dir Gelegenheit zum Vorbeischießen geben.«
    Ich steckte den Kopf um die Mauer des Aufzugshauses. Er stand nicht weit von mir, höchstens sechs oder sieben Schritte. Das Kind in seinem Arm weinte immer noch nicht. Schwarz schimmerte der Lauf der Pistole in Foresters Hand. Ich sah seine glasgrauen Augen, deren Ausdruck auch jetzt nicht verändert war.
    Ich schob die linke Körperhälfte aus der Deckung hervor.
    Ein paar Yards nur waren zwischen uns. Frei standen wir uns gegenüber. Wenn er abdrückte, mußte er mich einfach treffen, und ich hielt meine Null-acht in der Hand und konnte nicht schießen.
    »Na, los, drück endlich ab!« schrie ich noch einmal und tat einen Schritt auf ihn zu.
    »Bleib stehen, G-man«, sagte er merkwürdig sanft und mit einer Stimme, die klang, als spräche dort ein Automat. »Ich schieße nicht mehr auf dich, G-man, aber wenn du noch einen Schritt näherkommst, stirbt das Kind.«
    Ich sah, wie seine rechte Hand eine leichte Drehung machte. Der Coltlauf, bisher auf mich gerichtet, bohrte sich in das graue Mäntelchen des Kindes.
    Mir schlugen die Zähne haltlos aufeinander.
    »Forester«, brachte ich mühsam hervor, »wenn du dem Kind etwas tust, dann gebe ich meinen Job als G-man auf. Dann werde ich dich jagen, nur dich, und wenn ich dich gefasst habe, bereite ich dir einen Tod, der länger dauert als die Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl.«
    Ich hob den Fuß. »Auch davon wird das Kind nicht wieder lebendig«, sagte er schnell, und ich sah, wie sein Finger sich krümmte.
    Ich musste stehen bleiben.
    »Gut«, knirschte ich! »Sage deine Bedingungen!«
    Er antwortete ohne Überlegung: »Ihr gebt mir den Weg frei. Ich gehe aus dem Bahnhof heraus. Unten bekomme ich einen Wagen. Ich nehme das Kind mit und setze es irgendwo ab, wenn ich sicher bin, daß ihr mir nicht folgt.«
    Ich wußte, es war zwecklos, mit ihm zu handeln. Wir mußten ihn laufen lassen, und ich mußte ihm selbst die Möglichkeit geben, zu entkommen. Verdammt, dies war der bitterste Augenblick meines Berufes.
    »Einverstanden«, nickte ich.
    Er lächelte nicht einmal. »Dreh dich um!« befahl er. Ich gehorchte.
    »Wirf die Pistole fort!« Ich ließ sie fallen.
    »Geh zehn Schritte vor!« Ich tat auch das, und er kam mir nach, bückte sich rasch und hob meine Null-acht auf. Das Kind ließ er dabei nicht aus dem Arm.
    »So, G-man«, sagte er dann. »Jetzt sorgst du dafür, daß deine Leute verschwinden und den Bahnsteig räumen. Versuche keinen Trick. Ich ziele nicht auf dich, sondern immer noch auf das Kind. Was du oder deine Freunde auch anstellen mögen, so viel Zeit, um den Finger durchzudrücken, bleibt mir selbst im Sterben noch.«
    Er sprach nicht laut, auch nicht drohend, und doch bewirkten seine Worte, daß ich schauderte.
    Ich kam an dem Pfeiler vorbei, hinter dem Phil stand. Ich winkte ihm, zurückzugehen. Er tat es. Sein Gesicht war kalkweiß.
    Auf der Mitte des Bahnsteiges 3 standen wie eine Mauer die Polizisten unter ihnen der Polizeichef selbst.
    »Geben Sie den Weg frei!«, rief ich ihm zu. »Es hat keinen Zweck. Er tötet das Kind. Räumen Sie unten die Bahnhofshalle und besorgen Sie ihm einen Wagen.«
    Der Polizeichef sah mich fassungslos an. Dann stieß er ein wütendes Knurren aus, drehte sich um und trieb seine Leute mit scharfen Befehlen vom Bahnsteig. »Kein Angriff auf den Mann!«, schrie er.
    »Danke«, hörte ich Forester Stimme hinter mir. Es lag nicht einmal Hohn darin.
    Langsam gingen wir die Bahnhofstreppe hinunter, durch die Sperre, die von Beamten geräumt war, durch die völlig menschenleere Schalterhalle, durch die Pendeltür hinaus auf den Vorplatz.
    In dichter Reihe standen die Polizisten auf der Straße. Vor dem Eingang stand ein Nash-Viersitzer.
    »Ich will einen anderen Wagen«, sagte Forester in meinem Rücken. »Ich fürchte, ihr habt den Nash schnell ein wenig repariert. Sage ihnen, sie sollen drüben vom Parkplatz den ersten Mercury herfahren.«
    Ich schrie dem Polizeichef die Wünsche des »Schweigsamen« hinüber. Er gehorchte, obwohl der Besitzer des Mercury einen Heidentanz veranstaltete. Ein Polizist fuhr den Nash weg, ein anderer steuerte den Mercury heran, stieg aus und ging zu seinen Kameraden zurück.
    »So, jetzt kannst auch du gehen«,

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