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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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an der er zuerst gestanden hatte.
    Wie ein gestelltes Wild warf er den Kopf von links nach rechts.
    Ich krampfte die Fäuste zusammen. In der nächsten Sekunde mußte er sich ergeben oder unter den Kugeln fallen.
    Dann geschah das Entsetzliche. Das Gefecht mochte noch keine Minute gedauert haben. Viele der Passagiere verharrten schreiend und wie gelähmt an den Fenstern des Zuges. Auch der alte Mann mit der Enkelin stand noch am gleichen Fleck. Das Kind hatte sich an ihn gedrückt und weinte.
    Auf dieses kleine Mädchen fiel Foresters Blick. Mit zwei Sätzen war er bei der Gruppe. Er stieß den alten Mann mit der Hand vor die Brust, daß er weit zurücktaumelte, riß das Kind hoch und preßte es vor sich.
    Mit einem Schlag hörte der ganze Lärm auf. Das Entsetzen lähmte jede Bewegung, unterdrückte jeden Laut. Die Beamten ließen die Waffen sinken. Selbst die Prügelei zwischen Luggy und den Polizisten in Bahnuniform wurde eingestellt. Alle, auch die Gangster starrten mit aufgerissenen Augen auf John Forester.
    Er hielt mit dem linken Arm das kleine Mädchen vor seine Brust wie einen Schild. Seine rechte Hand mit der Pistole sah neben dem Mantel des Kindes hervor, das vor Schrecken zu weinen aufgehört hatte. Er ging langsam rückwärts auf den Zug zu, und niemand wagte ihm zu folgen oder eine Bewegung gegen ihn zu machen.
    Phil behauptete später, ich hätte einen Laut von mir gegeben, der sich wie ein Schluchzen angehört hätte.
    Ich weiß nur, daß ich die Fensterflügel aufriß, aber es wäre Wahnsinn gewesen, zu springen. Ich konnte nur mit gebrochenem Hals unten ankommen. Ich machte also kehrt und raste die Treppen hinunter, aber ich kann nicht berichten, wie und auf welchem Wege ich auf Bahnsteig 4 angekommen bin. Ich weiß es nicht. Ich erreichte ihn jedenfalls, und die Zeitspanne war so kurz, daß sich kaum etwas an der Situation geändert hatte.
    Immer noch standen die Beamten und die Leute wie gelähmt, unfähig zu einer Bewegung. Nur Forester war von der Bildfläche verschwunden.
    »Wo ist er?« schrie ich den nächsten Mann an.
    Er hob den Arm so langsam, als hinge ein Bleigewicht daran.
    »Da«, stöhnte er und zeigte auf eine offene Abteiltür des Zuges. »Da ist er hinein.«
    Ich setzte mit langen Sprüngen auf das Abteil zu, stürmte es. Die gegenüberliegende Tür stand ebenfalls auf. Ohne meine Fahrt zu bremsen, stürzte ich hinaus. Es krachte. Mir pfiffen zwei Kugeln unangenehm nah um die Ohren. So schnell wie vorhin Forester glitt ich unter den Zug. Gedeckt von den Rädern, keuchend, die Kanone in der Hand, sah ich, was sich in der Zeit, die ich zur Erreichung des Bahnsteiges benötigte, ereignet hatte. Forester war durch das Abteil auf die andere Seite des Zuges gelangt. Jetzt ging er auf dem Parallelgeleise langsam rückwärts.
    Auf dem Bahnsteig 3 standen mehr als ein Dutzend Polizisten, die Waffen in den Händen, und starrten machtlos und starr vor Schreck dem »Schweigsamen« nach. Niemand wagte zu schießen, aus Angst, auch das Kind zu treffen.
    Forester stieg vom Geleise auf Bahnsteig 3. Er bot mir für Sekunden den Rücken, und dennoch feuerte ich nicht auf ihn. Die Kugel konnte durchschlagen, und selbst wenn sie das nicht tat, konnte er im Fallen das Kind ernstlich, wenn nicht tödlich verletzen.
    Ich benutzte die wenigen Augenblicke, um näher an ihn heranzukommen.
    Er sah mich, als er den Bahnsteig 3 erreicht hatte, und schoß wieder zweimal. Ich suchte erneute Deckung unter dem Zuge.
    Forester ging weiter von den Polizisten fort, ihnen immer das Gesicht und das Mädchen vor seiner Brust zuwendend.
    Ich spurtete über die Geleise und warf mich neben die Bahnsteigkante nieder. Foresters fünfte Kugel verfehlte mich auf diesem Wege. Ich richtete mich auf, hechtete auf den Bahnsteig und im gleichen Satz hinter einen Pfeiler. Die sechste Kugel des »Schweigsamen« klatschte gegen den Pfeiler.
    Ich machte mich sofort wieder auf die Socken und suchte Deckung hinter dem nächsten Pfeiler. Dieses Mal schoß er nicht. Mit dem nächsten Anlauf kam ich bis hinter ein Aufzugshäuschen. Dabei versuchte er noch einmal, mir eine Kugel zu verpassen, hatte aber wieder kein Glück.
    Auf dieser Verfolgungsjagd hatten wir, Forester, immer rückwärtsgehend, und ich, ihm von Deckung zu Deckung nachsetzend, das Ende der Bahnhofshalle erreicht. Keiner der Polizisten war uns gefolgt, nur Phil stand hinter dem Pfeiler, den ich eben verlassen hatte.
    Ich rief den Verbrecher an, und ich erkannte meine eigene

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