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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sagte Forester. »Ich will niemanden auf dieser Straßenseite haben.«
    »Good bye, Forester«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor. »Und ich hoffe, wir sehen uns wieder. Wehe dir, wenn das Kind nicht gesund zurückkommt!«
    Ich ging, und ich hatte kaum die ersten Schritte über die Fahrbahn getan, als das kleine Mädchen in Foresters Arm, das bisher so überraschend still gewesen war, laut zu weinen anfing. Mir schnitten die Jammertöne durch die Seele, aber ich mußte gehen. Es war das einzige, was ich für das Geschöpfchen tun konnte.
    Ich erreichte den Kordon der Polizisten, ohne daß etwas passiert wäre. Als ich mich umdrehte, sah ich John Forester noch auf der anderen Seite beim Auto stehen. Das Mädchen strampelte jetzt, und er hatte einige Mühe mit ihr. Er öffnete den Schlag am Steuer, setzte sich mit seiner kleinen Last dahinter und startete. Das Kind befand sich an seiner linken Seite, halb auf seinem Schoß und deckte ihn gegen uns ab. Der Mercury fuhr an, kam rasch auf Touren, ging mit quietschenden Reifen um die nächste Kurve und war verschwunden.
    Ich lachte auf, aber ich lachte vor Zorn: »Herrlich!« schrie ich Phil an. »Ein Gangster und Mörder fährt ab, und die Polizei bildet Spalier! Wirklich großartig!«
    »Hol dich selbst ein, Jerry«, antwortete er ernst, und damit hatte er wirklich recht. Höhnische Sätze besserten auch nichts mehr.
    Der Polizeichef und der Bahnpolizeileiter stürzten auf mich zu.
    »Was sollen wir tun?« rief der eine, und »Sollen wir die Verfolgung aufnehmen?« fragte der andere.
    Ich schüttelte den Kopf. »Unternehmen Sie nichts! Eine Verfolgung hat keinen Sinn. Sie gefährden nur das Kind, und er wird das Mädchen nicht eher absetzen, bis er sicher ist, daß er Ihre Leute abschütteln konnte. Wir müssen abwarten und wollen hoffen, daß er nicht unvernünftig genug ist, sein Konto durch ein Verbrechen an dem Kind noch mehr zu belasten.«
    Wir machten Bilanz. Sie sah nicht besonders gut aus. Die Mutter des Kindes mußte mit einem Nervenschock ins Krankenhaus gebracht werden, der Großvater hatte sich bei dem Sturz den Arm gebrochen. Der Bahnpolizist, den Forester angeschossen hatte, war glücklicherweise mit einem Schultersteckschuß abgekommen. Als Erfolg konnten wir die Gefangennahme von Luggy, Lygett und Pelser buchen. Pelser hatte einen Oberarmschuß. Die drei Burschen, noch durchgedreht von den Ereignissen, gestanden schon im ersten Verhör die Teilnahme an dem Bankraub unter Foresters Führung.
    Im Präsidium waren wir noch dabei, als ein Rundtelegramm mit einer Beschreibung des Kindes an sämtliche Polizeistationen abgesetzt wurde, und dieses Rundtelegramm enthielt einen in der Geschichte der amerikanischen Polizei wahrscheinlich einmaligen Satz:
    »Der Fahrer des Mercury-Wagens Pbr 45789 ist unter keinen Umständen anzuhalten oder in irgendeiner Form zu belästigen, bevor nicht sämtliche Stationen von dem Auffinden des Kindes informiert worden sind.«
    Mit diesem Fehlschlag war unsere Aufgabe eigentlich beendet, denn Forester würde sicherlich nicht mehr nach Pittsburgh zurückkehren, aber weder Phil noch ich brachten es fertig, nach New York zu gehen, bevor wir nicht Klarheit über das Schicksal des kleinen Mädchens hatten. Wir baten den Pittsburgher Polizeichef, uns sofort zu verständigen, wenn eine Nachricht einlief, und gingen zu unserem Hotel.
    Wie weit unsere Laune unter dem Nullpunkt lag, ist leicht vorstellbar. Ich feuerte, kaum auf unserem Zimmer angekommen, meinen Hut in eine Ecke und warf mich auf mein Bett, daß es krachte. Ich verschränkte die Arme unter dem Kopf und starrte gegen die Decke.
    Vorsichtig versuchte Phil, mich zu beruhigen.
    »Ich glaube nicht, daß er dem Kind etwas antut«, sagte er. »Du machst dir unnötige Vorwürfe, Jerry.«
    »Ich mache mir keine Vorwürfe«, antwortete ich. »Die Sache mit dem kleinen Mädchen war unvorhersehbar, und auch ich glaube nicht, daß er sich mit einem sinnlosen Mord belastet, nachdem er es nicht mehr nötig hat.«
    Mit einem Ruck richtete ich mich auf. »Aber er hätte das Kind getötet, Phil, wenn ich ihm nur noch einen Schritt näher gekommen wäre. Verstehst du, was für eine Sorte Mensch er ist? Du wirst sagen, ein kalter, gewissenloser Gangster, aber diese Bezeichnung ist viel zu wenig für ihn. Ich sage dir, wir werden noch viel Arbeit mit ihm bekommen, und ich will diese Arbeit zum richtigen Ende führen.«
    »Meine Meinung«, antwortete Phil. »Reden wir Sachliches. Wo haben wir

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