KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann

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auch eine gute Portion Glück. Ich stolperte über einen Kerl, der hinter einem Busch lag, und wäre wahrscheinlich schon ein toter Mann, wenn der Bursche nicht geschlafen hätte. Bevor er wusste, was los war, hatte ich mich schon auf die Strümpfe gemacht, aber sie kamen mit zwei Mann hinter mir her. – Offen gestanden, mir wurde ein wenig heiß. Ich warf die Kamera und den ganzen Klimbim, der dazugehört, fort, und ich sprach ein Dankgebet, dass ich in frühester Jugend mal die Harvard-Meisterschaften im Marathonlauf gewonnen habe. So gewann ich einigen Vorsprung, aber sie hätten mich wahrscheinlich mit ihren Kugeln erwischt, wenn Sie nicht dazwischengekommen wären.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Jedenfalls gibt es eine Riesensensation und die beste Story, die der ›Evening Standard‹ je gebracht hat. Wissen Sie, wie die Überschrift lauten wird? ›Unser Reporter Luck Frew begegnete dem Fänger!‹«
    In diesem Augenblick verlor der alte McLean die Nerven. Er brach vor, packte den Journalisten an den Jackettaufschlägen und schüttelte ihn.
    »Sie Lump«, heulte er. »Sie Hund! Wegen Ihrer verdammten Sensationsgeschichte werden Sie meinen…«
    Er bekam kein Wort mehr heraus. Er holte aus und wollte Frew schlagen. Luck stieß ihn vor die Brust, nicht heftig, aber genügend, um den bebenden Millionär von den Beinen zu holen. Er taumelte nach hinten. Myer fing ihn auf.
    Fast in der gleichen Sekunde stand ich vor dem Journalisten. Ich hatte nichts gegen Frew. Er war ein heller Bursche und ein lustiger Junge, aber für das hier verdiente er eine Lektion, die er zeit seines Lebens nicht mehr vergessen würde.
    »Er hat Recht, Luck«, sagte ich. »Die Fäuste runter!«
    »Warum schlägt er mich?«, fragte er wütend zurück.
    »Weil Sie es nicht besser verdient haben, Sie hirnloser Sensationsjäger!«, rief ich wütend.
    Er sprang wie eine Katze auf mich. Ich blockte seinen Schwinger ab, schlug rechts zur Kinnspitze und setzte im Fallen einen Schwinger hinterher, der aus seinem Sturz einen hübschen runden Purzelbaum machte.
    »Bravo!«, hörte ich hinter meinem Rücken Myer begeistert schreien.
    Frew lag auf dem Gesicht. Ich hob ihn am Kragen hoch und drehte ihn mir zu Recht. Er wackelte gewaltig in den Knien und bewegte mechanisch die Kinnladen.
    »Frew«, sagte ich leise, »du hättest eigentlich eine richtige Abreibung verdient. Bete zu Gott, dass wegen deiner verdammten Sensationsgier nicht der kleine Fips McLean umgebracht wird!«
    Seine Augen weiteten sich entsetzt. Jetzt verstand er, was er angerichtet hatte. »Cotton …«, stöhnte er, »ich…«
    Ich gab ihm einen Stoß. »Scher dich zum Hubschrauber und halte das Maul!«
    Er trollte sich. Als er an McLean vorbeikam, blieb er stehen und schien etwas sagen zu wollen, aber dann schlug er die Hände vor das Gesicht und rannte zur Maschine.
    Ich erblickte den Millionär, diesen so reichen armen Mann, und ich konnte nicht einfach ohne ein Trostwort an ihm Vorbeigehen. »Wir werden dem Fänger mitteilen, dass nur ein hundsgemeiner Journalist die Aktion gestört hat, und dass wir nicht daran denken, ihn zu verfolgen. Ich organisiere das schon, aber wir müssen uns beeilen.«
    Er nickte eifrig und stolperte zum Hubschrauber. Myer kam hinter uns, und ich fühlte seinen erstaunten Blick beinahe körperlich in meinem Rücken.
    Es gibt einige Einrichtungen in unserem gesegneten Land, die in manchen Fällen großartig sind. Dazu gehört, dass die Häuser flache Dächer haben. Eine knappe Stunde nach dem Start von der Lichtung landeten wir, aber nicht auf dem Flugplatz, sondern auf dem Dach des NBC-Gebäudes, der größten Rundfunkgesellschaft Amerikas. Zwei Minuten später hatte ich eine Unterredung mit dem Direktor, und nach weiteren zwei Minuten unterbrach der Sprecher das laufende Musikprogramm mit folgender Durchsage: »Achtung! Achtung! Hier ist eine Mitteilung John McLeans an den Fänger. Die Übergabe für Fips McLean wurde nicht durch behördliche Maßnahmen, sondern durch einen Journalisten gestört. Ich wiederhole. Es sind keine behördlichen Maßnahmen gegen den Fänger eingeleitet worden. Die Störung erfolgte durch einen Journalisten. John McLean bittet den Fänger, sich an sein im Brief gegebenes Versprechen zu halten. – Wir wiederholen diese Durchsage in Abständen von zwei Minuten. – Achtung! Der NBC bittet alle Radiostationen Amerikas, die diese Meldung hören, sie im Interesse des kleinen Fips McLean weiterzugeben.«
    Damit war