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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sich im McLean-Fall ein wenig blamiert haben. Ich glaube, der Mann hieß Andrew Crush. Wenigstens stand es so in den Zeitungen.«
    »So, Crush wollen Sie haben«, murmelte er. »Grundsätzlich habe ich nichts dagegen. Es stimmt schon, er ist jetzt schwer für mich zu verwenden, obwohl es eine Ungerechtigkeit ist, denn er hat sich tapfer geschlagen. Er befindet sich zur Zeit auf einer Dienstfahrt nach Detroit, aber wenn er zurückkommt, werde ich ihn fragen, ob er zu Ihnen überwechseln will.«
    Damit war die Unterredung zwischen Mr. Crawborn und mir eigentlich beendet, und wenn ich nicht meine Karten noch weiter aufdecken wollte, musste ich jetzt einen geordneten Rückzug antreten. Ich bedankte mich überschwänglich. Der »Argus«-Chef begleitete mich bis zur Tür. Wir schieden im herzlichsten Einvernehmen.
    Eine halbe Stunde später saßen Phil und ich in unserem Büro zusammen, und ich berichtete über die Unterredung wortgetreu, denn sie schien mir wichtig genug gewesen zu sein.
    ***
    Am Abend dieses Tages saßen die gesamten Bewohner der Vereinigten Staaten an den Lautsprechern. Es gab nur ein einziges Interesse: Fips McLean, der siebenjährige Sohn eines Millionärs. Immer wieder wurden die Sendungen unterbrochen, und die Stimme des Ansagers meldete lakonisch: »Es liegen noch keine Nachrichten über Fips McLean vor. Wir bitten die privaten Autofahrer auf allen Straßen Amerikas, auf einen siebenjährigen blonden Jungen von mehr als drei Fuß Größe zu achten. Es könnte sich um Fips McLean handeln.«
    Das war alles, was für den Jungen getan werden konnte. Kein Polizist, kein G-man, kein getarnter Streifenwagen war unterwegs. Bei der ersten und zweiten Entführung durch den Fänger hatte man solche Maßnahmen versucht, aber dann waren sie durch eine Indiskretion in die Presse gesickert, und auf des Vaters dringenden Wunsch hatte man auch davon Abstand nehmen müssen.
    Alle Menschen fieberten der einen Nachricht entgegen. Auch wir, Phil und ich und Frew, der unsere Adresse von Mr. High erfahren hatte und uns helfen wollte, hockten schweigend vor dem Lautsprecher, tranken in bescheidenem Umfang und rauchten. Die Nervenqual dauerte bis kurz vor Mitternacht. Immer wieder kam die negative Durchsage, aber sieben Minuten vor zwölf brach die Übertragung ab.
    »Achtung, Achtung!«, sagte der Ansager hastig, und auch seine Stimme schwankte. »Soeben wird mitgeteilt, dass Fips McLean von einem Fernfahrer hinter New Jersey gefunden und zur Polizeiwache gebracht wurde. Die Eltern sind bereits auf dem Weg zu ihrem Jungen.«
    Wir sind ziemlich hart gesottene Burschen. Phil hat eine ganze Menge Kugelnarben am Leib, ich habe mir auch einige Male Beulen und Schrammen geholt, und Frew lebt als Zeitungsmann ebenfalls nicht gerade in paradiesischem Frieden, aber uns wurde allen drei reichlich weich in der Magengrube. Phil schaltete den Apparat ab, wischte sich wie zufällig über die Augen und sagte: »Verdammt.«
    Er sah mich an und fragte: »Geht es jetzt los?«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. »Eine halbe Stunde noch.«
    ***
    Mr. Samuel Crawborn, Inhaber der gut gehenden Detektei »Argus« kam aus seiner Stammbar und schien bester Laune zu sein. Er trug eine schwarze Melone, die ziemlich weit hinten im Nacken saß.
    Er strebte mit seiner Begleiterin dem Parkplatz zu, auf dem er seinen Mercury abzustellen pflegte. Der Parkplatzwächter eilte herbei, nahm ein Trinkgeld in Empfang, wobei er noch nicht einmal seine Mütze lüftete, steckte den Dollar in die Tasche, hielt mit der Linken Mr. Crawborn die Tür auf und brachte’ mit der Rechten einen Revolver zum Vorschein.
    »Einen Augenblick, Sir«, sagte er höflich und drückte dem Sprachlosen den kühlen Revolverlauf gegen das Genick.
    Gleichzeitig erschienen auf der anderen Seite des Wagens zwei weitere Männer, die dunkle Gesichtsmasken trugen. Diese beiden Männer waren Frew und ich, während Phil die Rolle des Platzwartes spielte.
    Das war besser abgegangen, als ich gehofft hatte.
    Phil übernahm, wie es verabredet war, die Rolle des Anführers, damit ich nicht zu sprechen brauchte.
    »Weg vom Steuer!«, fuhr er den dicken Samuel an.
    Crawborn rutschte zur Seite, ich nahm seinen Platz ein. Phil und Frew enterten den Fond.
    Ich bugsierte den Mercury aus der Wagenreihe heraus, drehte ihn und steuerte ihn gemächlich in Richtung Hafen. Von der Means-Affäre her kannte ich dort einige Plätzchen, die so verlassen waren, dass sich dort tagelang nicht mal ein Eichhörnchen

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