KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

Titel: KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann

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sein. Es kann sein, daß ich innerhalb von zwei Minuten eine halbe Kompanie Polizisten brauche. Laß den Apparat meiner Wohnung durchschalten zum Hauptquartier und halte du dich irgendwo in meiner Nähe auf. Du kennst die Adresse meiner Bude. Ich werde dich von Zeit zu Zeit wissen lassen, wie die Aktien stehen, aber wir können keine festen Vereinbarungen treffen. Ich kann noch nicht überblicken, wie die Entwicklung verläuft. Und noch eins. Sage Bertie Srontier, er solle sich nicht mehr exponieren. Ich bin jetzt Angestellter von ›Lucky Inn‹ und sitze wenigstens zwei Etagen höher als er. Unnötig, daß ein zweiter Mann seinen Kragen riskiert.«
    Phil nickte nur zu allem, was ich ihm auftrug, aber wenn Phil nickte, so war das so gut, als hätte er meine Rede mitstenografiert.
    »Und sieh mal zu, ob du irgend etwas über einen Mann namens Destro erfahren kannst. Ich hörte diesen Namen heute bei einem Telefongespräch.«
    Damit war ich wieder aus der Tür, ließ mich von dem wartenden Taxi zur Untergrundbahn fahren und fuhr von dort aus zu meiner Schlafstelle bei Mrs. Myer zurück.
    Mit einiger Überwindung legte ich mich in das gemietete Bett. Bei einer letzten Zigarette überdachte ich die Lage, eigentlich mehr mit dem Gefühl als mit dem Verstand.
    Selbst für den abgebrühtesten G-man ist es eine seltsame Empfindung in der Magengrube, wenn er sich von der großen und mächtigen Organisation, der er angehört, getrennt hat, sich trennen mußte, um allein im Dschungel des Verbrechens auf Jagd zu gehen. Er weiß, ein Ruf von ihm, und seine Kollegen werfen sich in die Wagen und holen ihn aus jeder Suppe heraus, in die er geraten ist.
    Aber er weiß nicht, ob er noch Zeit für diesen Ruf hat, und er kann auch niemals beurteilen, ob sie, selbst wenn er rufen kann, mehr heraushauen können als seine Leiche für eine anständige und würdevolle Beerdigung. Denn das ist die große Frage, die früher oder später vor jedem G-man auftaucht, der allein auf der Jagd ist und sich eingeschlichen hat zwischen die Wölfe, die im Verbrecherdschungel ihre Beute reißen.
    Er darf nicht zu früh Alarm schlagen, denn dann entkommen die Wölfe aus der Falle, die er ihnen gestellt hat, und der Richter muß sie wegen Mangel an Beweisen freisprechen.
    Und schlägt er zu spät zu, dann werden die Gangster zwar zusätzlich des Mordes an einem G-man bestraft, aber das nützt ihm selbst nichts mehr, und auch ein G-man lebt gem. So ist es eine Nervenfrage, kritische Situationen zu überstehen, ohne gleich die Trillerpfeife zu zücken, und kalt den Augenblick, den vielleicht allein richtigen Augenblick, abzuwarten.
    Solche und ähnliche Gedanken gingen mir durch den Kopf, aber das waren rein theoretische Erwägungen, und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie wunderschön sie sich gerade im ›Lucky Inn‹-Fall in die Praxis Umsetzen sollten.
    ***
    Wer des Nachts auf Raub ausgeht, schläft morgens lange. Ich spielte meine Rolle stilecht. So fand mich Mister Slay, als er mich abholen wollte beim Rasieren.
    »Konntest du nicht fertig sein?« fragte er mißgelaunt, obwohl er einen so schönen Sommeranzug und eine prächtig blaue Krawatte trug.
    »Du hast keine Zeit genannt«, antwortete ich und ließ mich bei der Verschönerung meines Äußeren nicht stören. Da wartete er dann geduldig, bis ich fertig war.
    Wir fuhren in dem Roadster zum Sawey Park. Er forderte mich auf, etwas mit ihm spazieren zu gehen. Ich brummte zwar, daß ich lieber gefrühstückt hätte, tat ihm aber den Gefallen. So promenierten wir die gepflegten Parkwege entlang unter Müttern, die ihre Kinderwagen schoben, Kindermädchen, die ihre übermütigen Schützlinge.nicht zu bändigen wußten, und alten Leuten, die ihr Rheuma spazieren führten.
    Ich denke, wir machten den Eindruck von Geschäftsleuten, die ihre Kreislaufstörungen durch einen Gang im Park bekämpften, aber wir sprachen nicht über Apfelsinenpreise.
    Slay eröffnete mir knapp und klar:
    »Der Chef hat es sich überlegt und ist nicht so ohne weiteres damit einverstanden, daß du für uns in der Albany Road arbeitest.«
    »Bestell ihm, er soll eine Pokerpartie mit mir spielen, damit ich ihn überzeugen kann!«
    Wie immer ging Slay auf Scherze nicht ein. Er schien ohne jeden Humor auf die Welt gekommen zu sein.
    »Er verlangt noch eine Probe. Du sollst zeigen, was du kannst.«
    »Wenn ich bei euch als Kindermädchen angestellt würde, so könnte ich ja verstehen, daß ich zur Probe erst ein paar Babys pudern