KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel
der richtige Augenblick. Ich packte blitzschnell zu, riß ihn an den Revers der Jacke zu mir herunter, hob meinen Kopf leicht an und richtete es so ein, daß er mit seiner Nase gegen meine Stirn schlug. Das tut ziemlich weh.
Bevor er zu einer Gegenbewegung fähig war, hatte ich ihm die Kanone ’ aus dem Halfter geangelt und war seitlich unter ihm fortgerutscht.
Ich stand auf den Beinen, bevor die anderen kapiert hatten, was vorgegangen war, und ich stand hinter dem Sessel des Dicken, bevor der Schreibtischmann und der zweite Schläger die Sicherungen ihrer Waffen gelöst hatten.
»Stop«, sagte ich laut, »oder ich sehe mich gezwungen, euch eures Chefs zu berauben.« Und sehr liebevoll drückte ich ihm den Lauf gegen seinen kahlen Schädel. Er zuckte zusammen, und die Zigarre fiel ihm aus dem Mund.
»Kalt, Dicker?« fragte ich freundlich. »Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Man behandelt Kunden nicht unfreundlich.«
Er saß so unbeweglich wie ein tibetanischer Buddha, allerdings saß er aus Angst und nicht aus Gemütsruhe so steif. Sein zweiter Leibgardist, den ich so schmählich überrumpelt hatte, rappelte sich vom Fußboden hoch, hielt sich seine Nase und mahlte vor ohnmächtiger Wut mit den Zähnen.
»Ich denke, wir beenden diese unerquickliche Unterredung«, fuhr ich fort. »Jeden Augenblick können neue Kunden aus dem Spielsaal wollen. Es würde dem Ruf des Hauses schaden, wenn sie diese Szene erblicken müßten. Dicker, vielleicht sagst du deinen Leuten, sie möchten ihre Waffen in das Zimmer werfen.«
»Werft sie weg!« sagte er sofort. Seine Stimme war noch heiserer geworden.
»Danke. Nehmt jetzt die Hände hoch und du dort, weg von der Tür!«
Sie taten alles, was ich verlangte. Ich tastete noch rasch den Dicken ab, aber er trug keine Waffe.
Ich bückte mich, hob den noch qualmenden Zigarettenstummel vom Teppich, schob ihm das Kraut zwischen die bibbernden Lippen.
»Zur Beruhigung«, sagte ich und verabschiedete mich rückwärtsgehend, drückte die Tür auf und schlug sie hinter mir zu.
Die Kanone steckte ich in die Tasche, sauste mit beachtlicher Fahrt die Treppe hinunter und quer durch die Bar zum Ausgang hinaus. Ich zweifelte nicht daran, daß sie mir nachkommen würden, doch ich hatte kein Interesse an einer Schießerei.
Die Straße war schon recht leer und ausgestorben. Auch in der Bar waren nicht mehr viel Leute.
Ich wollte im Dauerlauf um die nächste Ecke biegen, als von der anderen Straßenseite ein scharfer Pfiff ertönte. Ich stoppte und nahm zur Vorsicht die eroberte Pistole wieder in die Hand.
Am gegenüberliegenden Bordstein stand ein Wagen, dessen Lichter kurz aufblendeten. Ich glaubte, Slays Roadster zu erkennen und überquerte die Straße, die an dieser Stelle reichlich dunkel war.
Es ist ein Gefühl ganz eigener Art, in der Dunkelheit auf etwas loszugehen, von dem man nicht genau weiß, was einen dort erwartet.
Es war tatsächlich Slay mit den beiden Ducks. Einer saß im Fond. Der andere lehnte am Wagen und wälzte sein unvermeidliches Kaugummi.
»Geklappt?« fragte Slay und steckte seinen Kopf durch das heruntergekurbelte Fenster.
»Einen unerfreulichen Geschäftsführer habt ihr hier«, antwortete ich. »Er wollte mir abnehmen, was ich mir im Schweiße meines Angesichts erarbeitet habe.«
»Hast du dich auf mich berufen, und er ließ dich laufen?« grinste er. Es war zum ersten Male, daß ich ihn grinsen sah.
»No«, antwortete ich langsam, »ich berief mich lieber auf mich selber und auf das, was ich in den Armen habe.«
Er wollte den Mund zu einer neuen Frage öffnen, als der Duck, der draußen stand, leise rief: »Slay!«
In dem Eingang der ›Rose Bar‹ waren vier Leute aufgetaucht. Ihre Schattenrisse waren gegen das Licht, das von innen fiel, gut zu erkennen. Zwei der Gestalten verschwanden sofort nach rechts und links. Sekunden später rannte auch der dritte fort, und ein Schatten blieb allein gegen das Licht. Es war der Dicke. Man sah es an der Figur. Sie war unverkennbar. Hinter mir stieß Slay einen leisen Pfiff aus.
»Das ist Destro«, flüsterte er. »So leichtsinnig ist er sonst nie. Die Gelegenheit kommt nicht wieder. – Duck!« rief er dann etwas lauter.
Der gummikauende Duck nickte mit seinem schweren Schädel, spuckte sein Gummi aus und versenkte die rechte Hand in die Brustgegend seiner Jacke. Ich brauchte nicht zu sehen, was er hervorangelte. Ich konnte es mir denken.
Slay und die beiden Ducks waren Gangster, und es gab keinen Zweifel,
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