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KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

Titel: KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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herum, der seine Früchte in großen Körben auf der Straße stehen hatte.
    Der Besitzer, ein relativ hellhäutiger Mulatte mit einem Clark-Gable-Bärtchen, schoß heraus und kläffte uns an:
    »Trollt euch! Ihr lauert nur auf ’ne Gelegenheit, um euch die Taschen voll Äpfel zu stopfen. Ich habe schon zweimal welche von eurer Sorte beim Stehlen erwischt! Zur Hölle mit euch!«
    »Shut up!« knurrte ich ihn an. »Ich esse nie Obst! Ich kann’s nicht vertragen!«
    Er riß den Mund auf, um eine neue Verwünschungsflut auf uns niederprasseln zu lassen, aber da segelte eine große, dicke Negerin auf seinen Laden zu. Sie trug einen Fuchsschwanz über den Schultern und hatte ein Pfund Puder im Gesicht. Der Mulattenjüngling wandte sich ihr mit einer schwungvollen Verbeugung zu. Aus dem Verwünschungsstrom wurde eine Flut von Versicherungen, daß er sich glücklich schätze, eine so vornehme Kundin in seinem Laden…
    Wir gingen weiter und lachten.
    »Eigentlich seht Ihr nicht so aus, als hättet Ihr viel Grund zum Lachen«, sagte eine Stimme hinter uns. Wir drehten uns um.
    Da stand ein hochaufgeschossener Cop, wippte seinen Knüppel und sah uns aus kleinen, mißtrauischen Äuglein an.
    »Ein fröhliches Herz kann auch unter einem schäbigen Mantel schlagen«, versicherte ich treuherzig.
    »Euch Leute sehe ich nicht gern in meinem Revier«, brummte er. »Zehn Weiße machen mehr Ärger als sämtliche Neger zusammen. Ihr kommt doch nur hierher, um zu klauen.«
    »Sie können einen freien Bürger nicht verdächtigen«, empörte ich mich. »Diese Straße ist für alle Leute erlaubt.«
    »Werd’ nicht frech«, antwortete er nur. »Und troll dich. Wenn ich nicht fürchten müßte, daß du mir das Gefängnis verwanzt, würde ich dich einsperren, um dir näher auf die Finger zu sehen.«
    Vagabunden zanken sich immer mit der Polizei herum, solange sie ein reines Gewissen haben. Ich schimpfte lauthals hinter ihm her, als er sich umdrehte und langsam weiterging, aber er störte sich nicht daran.
    »Genug«, sagte Phil, als der Cop um die nächste Ecke verschwunden war, und nahm mich am Arm. »Du spielst die Rolle prächtig.«
    Ich grinste ihn an. »Bin ich nicht ein großartiger Penner?«
    »Prächtig, aber nun wollen wir uns ›Lucky Inn‹ ansehen.«
    Große Leuchtbuchstaben bezeichneten den Laden schon von weitem, aber was hinter dem Neonlicht war, war wesentlich weniger prächtig: eine dieser Kneipen, in denen man trinken, essen, Billard spielen kann. Rohe Tische, ein dreckiger Fußboden, schlechte Luft.
    Das Lokal bestand aus drei Räumen, die durch schmale Öffnungen miteinander verbunden waren. Im ersten wurde getrunken und gegessen, im zweiten getrunken und Billard gespielt, im dritten…
    Nun, der dritte Raum war durch einen Vorhang abgetrennt, vor dem sich ein beachtlich gebauter Neger herumlümmelte. Es bedurfte keines großen Scharfsinns, um auf den Gedanken zu kommen, daß hinter diesem Vorhang gespielt wurde.
    Ich steuerte, Phil im Kielwasser, auf diesen Vorhang zu.
    Der Neger breitete lässig einen Arm aus, zeigte sein Gebiß und sagte: »Geschlossene Gesellschaft.«
    Ich wühlte in den Taschen meines Militärmantel, holte eine Zehndollar-Note und einiges Kleingeld heraus und hielt es ihm unter die Nase.
    Er ließ den Arm sinken. Wir durften passieren, um unser Geld zu verlieren.
    Der Raum hinter dem Vorhang war so schäbig wie die beiden davor. An jedem saß ungefähr ein Dutzend Personen, alles Neger. Viele von ihnen trugen Arbeitskleidung, einige waren stutzerhaft elegant angezogen. An dem Mitteltisch erkannte ich Srontier.
    Wir schlenderten auf diesen Tisch zu, stellten uns, da Stühle nicht frei waren, dem Bankhalter gegenüber auf und sahen dem Spiel zu.
    Das Spiel war kindlich einfach und bot die beste Gewähr, im Handumdrehen sein Geld los zu werden. Der Bankhalter verteilte verdeckt die Karten an die Mitspieler und gab sich selbst eine. Die Spieler setzten einen oder zwei Dollar auf ihre Karten, ohne sie sich angesehen zu haben. Dann wurden die Karten umgedreht. Jedes Bild, das höher als das des Bankhalters war, hatte gewonnen, und bekam den doppelten Betrag ausgezahlt. Die anderen mußten ihre Moneten herausrücken.
    Ich sah eine ganze Weile zu. Es schien durchaus korrekt zuzugehen. Es wurden jeweils ungefähr ein Dutzend Karten ausgegeben. Mal gewannen davon sechs, mal vier, mal nur zwei, nur einmal gewannen sieben. Die Rechnung, nach der dieses Unternehmen, das so nach gleichen Chancen für alle aussah,

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