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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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brummte Krabat, »ich weiß schon.«
    Er zog seinen guten Rock an und während die anderen Burschen arbeiten mussten wie jeden Sonntag, verließ er das Haus. Hinter dem Holzschuppen setzte er sich ins Gras, um zu überlegen.
    Der Meister hatte ihm eine Falle gestellt, das war klar, und nun hieß es sich vorsehen, dass er ihm nicht hineintappte. Eines schien jedenfalls sicher zu sein: dass er überall hingehen durfte, nur nach Schwarzkollm nicht. Am liebsten wäre er einfach hier sitzen geblieben, hinter dem Holzschuppen in der Sonne und hätte den Tag verfaulenzt. Aber das hätte zu sehr danach ausgesehen, als ob er die Absicht des Meisters durchschaut habe. »Dann also – auf nach Maukendorf!«, dachte er. »Und um Schwarzkollm herum einen großen Bogen!«
    Aber vielleicht war das auch falsch? Vielleicht war es klüger, wenn er Schwarzkollm nicht aussparte, sondern mitten hindurchging – weil das der kürzeste Weg war nach Maukendorf.
    Freilich: Der Kantorka durfte er in Schwarzkollm nicht begegnen, dem galt es vorzubeugen.
    »Kantorka!«, bat er das Mädchen, nachdem er die Formel gesprochen hatte. »Ich muss dich um etwas bitten heute – ich, Krabat, bin es, der darum bittet. Du darfst diesen Tag keinen Schritt aus dem Hause gehen, was auch geschehen möge. Und sieh auch nicht aus dem Fenster, versprich mir das!«
    Krabat vertraute darauf, dass die Kantorka seine Bitte befolgen werde.
    Da bog, als er eben aufbrechen wollte, Juro mit einem leeren Holzkorb ums Haus. »Na, Krabat – du scheinst es ja nicht besonders eilig zu haben, hier wegzukommen. Darf ich mich eine Weile zu dir ins Gras setzen, ja?«
    Wie damals, nach dem missglückten Pferdehandel, kramte er ein Stück Holz aus der Tasche und zeichnete einen Kreis um die Stelle, an der sie saßen, den er mit einem Drudenfuß und drei Kreuzen versah.
    »Du wirst dir wohl denken können, dass das mit Mücken und Schmeißfliegen nichts zu tun hat«, meinte er augenzwinkernd.
    Krabat gestand ihm, er habe schon damals gewisse Zweifel gehabt. »Du bewirkst damit, dass der Meister uns weder sehen noch hören kann, wenn wir hier sitzen und reden: nicht aus der Nähe und nicht aus der Ferne – so ist es doch?«
    »Nein«, sagte Juro. »Er könnte uns sehen und hören, aber er wird es nicht tun, weil er uns vergessen hat: das ist es, was der Kreis bewirkt. Solang wir uns darin aufhalten, denkt der Meister an alles Mögliche – bloß nicht an dich und mich.«
    »Nicht dumm«, sagte Krabat, »nicht dumm  … « Und plötzlich, als sei da ein Stichwort gefallen, durchzuckte ihn ein Gedanke. Betroffen blickte er Juro an. »Du bist es also«, sagte er, »dem die Bauern den Schnee zu verdanken hatten – und Lyschko die Metzgerhunde! Du bist nicht der Dummkopf, für den wir dich alle halten, nicht wahr – du verstellst dich bloß!«
    »Und wenn es so wäre?«, erwiderte Juro. »Ich will nicht bestreiten, dass ich nicht ganz so blöd bin, wie alle meinen. Du aber, nimm mir’s nicht übel, Krabat, bist dümmer, als du dir’s träumen lässt.«
    »Ich?«
    »Weil du immer noch nicht gemerkt hast, was hier gespielt wird, auf dieser verfluchten Mühle! Sonst wüsstest du deinen Eifer zu zügeln, nach außenhin wenigstens – oder bist du dir nicht im Klaren, in welcher Gefahr du lebst?«
    »Doch«, sagte Krabat. »Ich ahne es.«
    »Nichts ahnst du!«, widersprach ihm Juro.
    Er riss einen Grashalm ab und zerknüllte ihn zwischen den Fingern.
    »Ich werde dir etwas sagen, Krabat – ich, der ich all die Jahre hindurch den Dummen gespielt habe. Wenn du so weitermachst, wirst du auf dieser Mühle der Nächste sein, der dran glauben muss. Michal und Tonda und alle andern, die draußen verscharrt liegen auf dem Wüsten Plan: alle haben den gleichen Fehler begangen wie du. Sie haben zu viel gelernt in der Schwarzen Schule und haben’s den Meister merken lassen. – Du weißt ja, dass jedes Jahr in der Neujahrsnacht einer von uns für ihn sterben muss.«
    »Für den Meister?«
    »Für ihn«, sagte Juro. »Er hat einen Pakt mit dem  … nun, mit dem Herrn Gevatter. Alljährlich muss er ihm einen von seinen Schülern zum Opfer bringen, sonst ist er selber dran.«
    »Woher weißt du das?«
    »Man hat Augen im Kopf und man macht sich Gedanken über die Dinge, die einem auffallen. Außerdem habe ich’s im Koraktor gelesen.«
    »Du?«
    »Ich bin dumm, wie du weißt – oder sagen wir: wie der Meister und alle glauben. Deshalb nimmt man mich nicht für voll,

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