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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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»Hast du es?«
    »Was?«
    »Das Messer!«
    »Ach ja«, sagte Krabat.
    Er zeigte ihm Tondas Messer und ließ die Klinge herausschnappen: sie war schwarz.
    »Du solltest sie abschmirgeln«, meinte Lobosch. »Und gründlich einfetten – möglichst mit Hundefett.«
    »Ja«, sagte Krabat. »Das sollte ich wohl.«
    Dann eilten sie heimwärts und trafen auf halbem Wege mit Witko und Juro zusammen, die waren beim Mordkreuz gewesen und hatten sich auch verspätet.
    »Na«, meinte Juro, »ob wir es vor dem Regen schaffen?« Bei diesen Worten blickte er Krabat an, als vermisste er etwas an ihm.
    Der Drudenfuß!
    Krabat erschrak. Wenn er ohne das Mal in die Mühle zurückkehrte, musste der Meister Verdacht schöpfen, unausweichlich. Dann konnte es schlimm werden für sie beide, auch für die Kantorka.
    Krabat wühlte in seinen Taschen nach einem Stück Kohle – aber da war keins, das wusste er.
    »Kommt«, drängte Juro, »bevor wir eins auf den Hut kriegen! Laufen wir, laufen wir!«
    In dem Augenblick, da die Burschen den Wald verließen und auf die Mühle zurannten, brach das Wetter los. Ein Windstoß riss Witko und Krabat die Mützen vom Kopf, ein Schlagregen klatschte nieder, dass Lobosch aufkreischte. Pudelnass kamen alle vier in der Mühle an.
    Der Meister erwartete sie voll Ungeduld. Sie beugten sich unter das Ochsenjoch, sie empfingen die Backenstreiche.
    »Wo habt ihr das Mal, zum Henker?«
    »Das Mal?«, sagte Juro. »Da ist es«, und zeigte auf seine Stirn.
    »Da ist nichts!«, rief der Meister.
    »Dann hat der verdammte Regen es weggewaschen  … «
    Der Müller zögerte einen Augenblick, schien zu überlegen. »Lyschko!«, befahl er dann. »Hol mir vom Herd ein Stück Holzkohle – aber eil dich!« Mit groben Strichen schrieb er den vieren den Drudenfuß über die Nasenwurzel, das brannte wie Feuer auf ihrer Haut. »An die Arbeit!«
    Sie mussten an diesem Morgen länger und härter schuften als sonst; es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis auch die vier sich das Mal von der Stirn geschwitzt hatten. Dann aber war es so weit, auch diesmal – und Lobosch, der kleine Lobosch, vermochte mit einem Mal einen vollen Maltersack über dem Kopf zu schwenken.
    »Juchhe!«, rief er. »Seht nur, wie leicht mir die Arbeit geworden ist! Seht nur, zu was für Kräften ich da gekommen bin!«
     
    Die Müllerburschen verbrachten den Rest des Tages bei Osterküchlein und Wein, mit Gesang und Tanz. Es wurden Geschichten erzählt, auch vom Pumphutt, und Andrusch, als er schon ziemlich betrunken war, hielt eine Rede, des Inhalts, dass alle Mühlknappen brave Burschen seien und alle Meister gehörten zum Teufel gejagt, in die tiefste Hölle.
    »Darauf lasst uns anstoßen!«, rief er. »Oder ist jemand anderer Meinung hier?«
    »Nein!«, riefen alle und hoben die Becher; nur Staschko beteuerte lauthals, er sei dagegen.
    »Zum Teufel gejagt werden?«, schrie er. »Der Satan soll selber kommen und sich die Meister holen! Er soll ihnen, jedem einzeln, den Kragen umdrehen – krrrks! –, das ist meine Meinung!«
    »Recht hast du, Bruderherz!« Andrusch umarmte ihn. »Recht hast du! Hol der Teufel die Müllscher alle – und unsern als Ersten!«
    Krabat hatte sich einen Platz in der Ecke gesucht, nahe genug bei den andern, dass keiner ihm nachsagen konnte, er habe sich absondern wollen; und doch saß er mehr für sich hier, am Rand des Trubels, und während die Burschen sangen und lachten und große Reden führten, dachte er an die Kantorka: wie sie ihm diesen Morgen begegnet war auf dem Heimweg und wie sie beisammen gestanden und miteinander gesprochen hatten.
    An jedes Wort wusste Krabat sich zu erinnern, an jede Bewegung, an jeden Blick von ihr – und er hätte noch Stunden in seiner Ecke zubringen und an sie denken können, ohne dass er gemerkt hätte, wie die Zeit verrann, hätte nicht Lobosch sich neben ihn auf die Bank gesetzt und ihn angestoßen. »Ich muss dich was fragen  … «
    »Ja?«, sagte Krabat, bemüht, sich nicht ungehalten zu zeigen.
    Lobosch war voller Sorge. »Was Andrusch da eben gesagt hat – und Staschko! Wenn das dem Meister zu Ohren kommt  … «
    »Ach«, meinte Krabat. »Das sind doch bloß dumme Sprüche, merkst du das nicht?«
    »Und der Müller?«, erwiderte Lobosch. »Wenn Lyschko ihm das erzählt  … Stell dir vor, was er mit den beiden anstellt!«
    »Nichts wird er mit den beiden anstellen, gar nichts.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht!«, rief Lobosch. »Das lässt der sich nie

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