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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wäre, sagte er zu sich selbst, würde ich als Mann betrachtet, alt genug, die Arbeit eines Mannes zu tun, alt genug, meine eigenen Entscheidungen zu fällen - und die Folgen zu tragen. Es kommt ein Augenblick im Leben, wo man selbst entscheiden muß, was Recht und was Unrecht ist, und nicht mehr fraglos akzeptieren darf, was ältere Leute sagen. Dad mag nach dem, was er weiß, recht haben, aber er kennt nicht die ganze Geschichte, und ich kenne sie. Und ich muß tun, was ich für richtig halte.
Warum war ihm dabei nur so unwohl zumute? Die Erkenntnis, daß er einen Entschluß gefaßt hatte, den er nie mehr rückgängig machen konnte, schmerzte plötzlich. Er wurde vielleicht bestraft wie ein Kind, wenn er zurückkam, aber es stand fest, daß er sich nie mehr als Kind fühlen würde. Das lag nicht nur an dem Akt des Ungehorsams - den brachte auch ein Kind fertig. Der Grund war, daß er ein für allemal zu dem Schluß gekommen war, seinen Vater nicht mehr an seiner Stelle über Recht und Unrecht entscheiden zu lassen. Wenn er in Zukunft seinem Vater gehorchte, würde er es tun, weil er darüber nachgedacht hatte und als erwachsener Mensch zu dem Schluß gekommen war, daß er gehorchen wollte.
Es tat ihm weh, und doch kam er nicht auf den Gedanken, seine Meinung zu ändern. Er war sich klar darüber, was er tun wollte. Nun mußte er sich überlegen, wie er es tun wollte.
Sein Vater hatte erwähnt, daß die ganze Terranische Zone hineingezogen werden könnte, wenn er, Larry, in Schwierigkeiten geriet. Das war eine ernste Sache und mußte bedacht werden. Larry wollte ganz sicher sein, daß er diese Gefahr ausgeschlossen hatte.
Dann fiel ihm ein: Ich könnte für einen Darkovaner gelten, abgesehen von meiner Kleidung. Nach meiner Aussprache hat man mich schon für einen Darkovaner gehalten. Wenn ich nicht als Terraner gekleidet bin, kann es meinetwegen nicht zu einem Zwischenfall kommen.
Und, setzte er mit grimmiger Entschlossenheit zu sich selbst hinzu, wenn mir etwas zustößt, werden die Terraner nicht hineingezogen. Ich allein werde die Verantwortung tragen.
Schnell zog er seine eigenen Sachen aus und jene an, die Kennard ihm gegeben hatte. Er warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Ein Teil seines Ichs stellte ironisch fest, daß ihm die Maskerade Spaß machte. Es war aufregend, ein Abenteuer. Die andere Hälfte war sich in allem Ernst bewußt, daß er auf den Schutz des Imperiums verzichtete, wenn er vorsätzlich alles ablegte, was ihn als Terraner identifizieren konnte. Jetzt war er auf sich selbst gestellt. Er würde in der Stadt nur den Schutz haben, den seine beiden Hände und seine Kenntnis der Sprache ihm geben konnten.
Als sei ich tatsächlich ein gebürtiger Darkovaner und ganz selbständig!
Er hatte halb und halb damit gerechnet, am Tor aufgehalten zu werden, doch er kam anstandslos hindurch und ging hinaus in die Stadt.
Es war die Stunde, zu der die Arbeiter nach Hause zurückkehrten, und die Straßen waren überfüllt. Larry ging hindurch, ohne einen Blick auf sich zu ziehen. Eine seltsame, atemberaubende Aufregung wuchs unter seinen Rippen und explodierte in ihm. Mit jedem Schritt schien er irgendwie die Person, die er gewesen war, weiter zurückzulassen. Ihm war, als sei seine augenblickliche Kleidung keine Maskerade, als habe er vielmehr eine tiefere Schicht seines Wesens entdeckt und lebe mit ihr. Die blasse kalte Sonne stand hoch am Himmel und warf purpurne Schatten auf die engen Straßen und Gassen. Larry fand seinen Weg durch die Außenbezirke der Stadt mit dem Instinkt einer Katze. Fast tat es ihm leid, als er das entfernte Viertel erreichte, in dem das Haus der Altons stand.
Der Nichtmensch, den er bereits kannte, öffnete ihm die Tür. Kennard stand im Flur, und Larry fragte sich, ob der darkovanische Junge auf ihn gewartet habe.
„Du hast es geschafft!” rief Kennard mit befriedigtem Grinsen. „Erst hatte ich das Gefühl, es werde dir nicht gelingen, aber als ich heute nachmittag nachsah, wurde mir klar, du würdest auf jeden Fall kommen.”
Die Worte waren verwirrend. Larry versuchte, einen Sinn darin zu erkennen, und kam zu dem Schluß, es müsse sich um eine darkovanische Redensart handeln, die er nicht ganz begriff. Er sagte: „Eine Weile habe ich auch gedacht, ich könne nicht kommen”, ließ es dabei jedoch bewenden.
Der Nichtmensch trat auf ihn zu. Unwillkürlich zuckte Larry zurück, denn er dachte an die Begegnung auf dem Markt. Kennard beruhigte ihn schnell: „Du brauchst

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