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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Unvernunft. Das ging nur seinen Vater und ihn selbst an, keinen Außenseiter. Von neuem machte der Konflikt ihn traurig. Kennard gefiel ihm soviel besser als alle Freunde, die er im Hauptquartier gewonnen hatte, und doch mußte er diese Freundschaft aufgeben, noch bevor er eine Chance gehabt hatte, sie zu vertiefen. Er nahm einen der Pfeile, drehte ihn in den Händen, warf ihn auf das Brett und verfehlte das Ziel. Lorill Hastur richtete von neuem den Blick auf ihn.
„Warum hast du es riskiert, bestraft zu werden, weil du heute in die Stadt gegangen bist, Larry?”
Erst später machte sich Larry Gedanken darüber, daß der Älteste seinen Namen kannte und von dem inneren Konflikt wußte, der ihn gezwungen hatte, sich zu entscheiden. Im Augenblick kam es ihm ganz natürlich vor, daß dieser alte Mann mit den forschenden Augen über ihn informiert war. Trotzdem wollte er nichts sagen, was unloyal gegen seinen Vater gewesen wäre.
„Ich hatte keine Möglichkeit, es ihm zu erklären, sonst hätte er eingesehen, warum ich gehen mußte.”
„Und ein Wortbruch wäre eine Beleidigung gewesen”, stellte Lorill Hastur ernst fest. „Zum Ehrenkodex eines Mannes gehört es, daß er seine eigenen Entscheidungen trifft.”
Er lächelte den Jungen zu und ging, ohne sich offiziell zu verabschieden. Valdir wollte ihm folgen, wandte sich aber noch einmal Larry zu.
„Du bist hier jederzeit willkommen.”
„Ich danke Euch, Sir. Ich fürchte nur, es wird mir nicht wieder möglich sein. Nicht etwa, daß ich nicht gern kommen würde.”
Valdir lächelte. „Ich respektiere deine Wahl. Und doch habe ich das Gefühl, daß wir uns in Kürze Wiedersehen werden.” Nun verließ er ebenfalls das Zimmer.
Mit Kennard allein, fand Larry die Zeit, sich zu wundern. „Wieso wußte er so viel über mich?”
„Der Hastur-Lord? Er ist natürlich Telepath. Was sonst?” erwiderte Kennard nüchtern, die Nase in einem Buch mit Bildern, die im tiefen Raum aufgenommen waren. „Was für eine Kamera wird dafür benutzt? Ich kann einfach nicht begreifen, wie eine Kamera funktioniert.”
Während Larry seinem Freund die Prinzipien des lichtempfindlichen Films erklärte, dachte er amüsiert und überrascht: Natürlich Telepath! Und für Kennard war das normal, und ein Gegenstand wie eine Kamera war etwas Exotisches und Seltsames. Es kam nur auf den Standpunkt an.
Viel zu früh sagte ihm die untergehende Sonne, daß es Zeit war zu gehen. Er widerstand Kennards Drängen, noch zu bleiben. Sein Vater sollte sich seiner Abwesenheit wegen nicht ängstigen. Außerdem war in sein Gedächtnis etwas wie eine Drohung eingegraben - wenn er vermißt wurde, würde sein Vater dann die Maschinerie des Terranischen Imperiums in Gang setzen, um ihn aufzuspüren und seine Freunde in Schwierigkeiten zu bringen? Kennard ging ein Stückchen mit ihm. An der Straßenecke blieb er stehen und sah ihn ganz traurig an.
„Ich möchte dir nicht Lebewohl sagen, Larry”, begann er. „Ich mag dich. Ich wünschte…”
Larry nickte. Er war ein bißchen verlegen, aber er teilte das Gefühl. „Vielleicht sehen wir uns doch wieder.” Er streckte die Hand aus. Kennard zögerte lange genug, daß Larry sich erst beleidigt fühlen wollte und dann fürchtete, die darkovanische Etikette irgendwie verletzt zu haben. Gleich darauf nahm der darkovanische Junge Larrys Hand entschlossen in seine beiden Hände. Noch jahrelang wußte Larry nicht, wie selten eine solche Geste in der darkovanischen Kaste war, zu der die Altons gehörten. Kennard erklärte leise: „Ich sage nicht Lebewohl. Nur - viel Glück!”
Er drehte sich schnell um und ging, ohne noch einmal zurückzublicken.
Larry wanderte durch den sich niedersenkenden Nebel in Richtung Heimat. Er schritt durch die dunklen Schluchten der Straßen, und seine Füße bewahrten ihn auf dem ungleichmäßigen Pflaster automatisch vor dem Fallen. Ein undefinierbarer Kummer erfüllte ihn, als sähe er all dies mit der Schärfe eines Abschieds für immer. Ihm war, als habe das Leben ihm eine Tür in eine glänzende Welt geöffnet und sie gleich wieder zugeworfen, so daß seine Umgebung durch den Kontrast dumpfer wirkte als zuvor.
Plötzlich verließ ihn die Traurigkeit. Das war ja nur ein Übergang. Er würde nicht immer ein Junge bleiben. Einmal kam die Zeit, wo er frei und selbständig war und alle Welten erkunden konnte, die er sich aussuchte - und Darkover war nur eine von vielen. Er hatte heute einen Vorgeschmack von der Freiheit eines Mannes

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