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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Juwel. In seinen Tiefen schienen sich Pastellfarben zu winden und zu kreisen; plötzlich, als er zu Kennard aufsah, schien eine Barriere zu brechen. Der darkovanische Junge schien näher, leichter zu verstehen. Mit einer unvermittelten, blitzartigen Erkenntnis nahm er Kennards Gedanken wahr, als würde ihm die Essenz von Kennards Wesen enthüllt: Kennards unglaublicher Stolz über seine Herkunft, sein großes Verantwortungsgefühl für seine Arbeit, die Ängste, mit denen er manchmal kämpfte, die Wärme, die er für seinen Vater und seine junge Stiefschwester empfand, sogar - was Larry mit schüchterner Verlegenheit erfüllte - die warme Freundschaft, die Kennard für Larry selbst empfand, die Gefühle am Rande der Ehrfurcht, mit denen er Larrys Reisen im All und seine terranische Herkunft betrachtete…
Das alles in einem einzigen grellen Blitz, während das Blau des Juwels leuchtete; dann verblaßte es, die Barriere sank wieder herab, und Kennard lächelte ihm ein wenig schüchtern zu. Larry kam der Gedanke, daß Kennard nun ebensoviel über ihn wußte wie er über Kennard. Es machte ihm nichts aus - dennoch mußte er sich erst mit dem Gedanken vertraut machen!
Nun endlich hatte er eine Probe davon zu spüren bekommen, und er konnte nicht mehr an der Telepathie zweifeln!
Kennard verhüllte das Juwel wieder. Larry, dem auffiel, daß er den Erste-Hilfe-Kasten immer noch in einer Hand hielt, schloß ihn rasch und verstaute ihn wieder.
Er konnte nicht wissen, daß dieser Augenblick der Offenbarung zwischen ihm und seinem Freund ihnen beiden das Leben retten würde…

7
    Sie waren wieder aufgestiegen und eine Stunde geritten, als sie zu einem schmalen Tal zwischen zwei bewaldeten Hängen kamen. Zwischen den Hängen und den dunklen Bäumen lag der Ort im Schatten, denn die Sonne ging unter; Valdir, der vorausritt, verlangsamte sein Pferd und wartete, bis die anderen aufgeholt hatten.
    Kennards Blick ruhte fragend auf seinem Vater, und Larry, der neben ihm ritt, konnte seinen Gedanken auf die Weise folgen, die ihm immer noch so seltsam vorkam: Mir gefällt dieser Ort nicht. Hinter jedem Gestrüpp könnten ein Dutzend Banditen lauern. Der perfekte Ort für einen Hinterhalt… Das wäre mein erster Kampf. Das erste Mal, daß ich mich in echter Gefahr befinde, nicht einfach auf der Straße herumtolle und Unruhestifter nach Hause jage. Ich frage mich, ob Vater weiß, daß ich Angst habe.
    Larrys Haut prickelte mit einer seltsamen Mischung von Aufregung und Furcht. Innerhalb der letzten drei Tage war sein friedliches Leben plötzlich zu einem Mahlstrom von Gewalt und Gefahren explodiert. Das war neu für ihn, aber irgendwie nicht unangenehm.
    Sie hatten das kleine Tal halb durchquert, als Larry zwischen den Hufschlägen einen eigentümlichen Laut vernahm, der tief aus den Büschen kam. Er erstarrte in seinem Sattel; der aufmerksame Valdir sah die Bewegung und blickte sich argwöhnisch um. Dann erklang ein barscher und drohender Ruf aus den Büschen, und plötzlich näherten sich ihnen von überall her berittene Männer.
    Valdir stieß eine Warnung aus. Im ersten versteinerten Augenblick des Schocks sah Larry die Reiter, große Männer in langen Pelzmänteln, mähnig und bärtig, die mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zurasten. Es war keine Zeit zu fliehen, keine Zeit zum Nachdenken. Plötzlich befand er sich inmitten der Angreifer und sah, daß die Darkovaner ihre Schwerter gezückt hatten. Kennard, dessen Gesicht schlohweiß war, hatte den Dolch in der einen Hand, mit der anderen versuchte er verzweifelt, sein Pferd unter Kontrolle zu bringen.
    Er hatte kaum einen Augenblick Zeit, das alles in sich aufzunehmen, und er verspürte ein seltsames, aufwallendes Gefühl der Panik angesichts der Tatsache, daß er allein in der Gruppe unbewaffnet war und nichts vom Kämpfen verstand - dann verschmolz alles zu einem Wirrwarr von Pferden, die mit Pferden zusammenstießen, Rufen in einer seltsamen Sprache und dem Scheppern von Stahl auf Stahl.
    Larrys Pferd bäumte auf und schoß nach vorne. Er griff panisch nach den Zügeln, spürte sie durch die Hände sausen und seine blasenübersäten Hände verbrennen und zuckte unter dem Schmerz zusammen. Dann spürte er, wie er das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte, die Beine gaben unter ihm nach. Er war so verblüfft, daß er gerade noch Verstand genug hatte, sich unter den ausschlagenden Beinen des Pferdes wegzurollen. Jemand stolperte über seinen zusammengerollten Körper,

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