Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Erleichterung endlich wieder die Füße auf festen Boden.
    11
    Den ganzen Tag schritten sie durch den Wald. Hin und wieder nahmen sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr, aber sie sahen nie eine Spur der Waldläufer. In dieser Nacht hörten sie, als sie schliefen, Geräusche über sich, aber nun waren sie furchtlos, denn sie wußten, daß die gelben Kronen sie im Land der Waldläufer beschützen würden.
    Bisher hatte keiner von ihnen etwas zu ihrer Freilassung gesagt. Zwischen ihnen bestand keine Notwendigkeit zu Worten mehr. Aber als sie am zweiten Tag - einem Tag, der bewölkt und sonnenlos war und Regen verhieß - ihr Mahl aus Beeren und den seltsamen Pilzen einnahmen, die die Waldläufer ihnen gezeigt hatten, sagte Kennard schließlich etwas.
    „Du weißt natürlich, daß Feuer ausbrechen werden. Häuser werden niederbrennen. Vielleicht sogar ein Waldbrand. Sie sind keine Menschen.”
    „Da bin ich nicht so sicher”, sagte Larry nachdenklich. „Unter Terranern würden sie zumindest humanoid genannt werden. Sie haben eine Kultur.”
    „Aber war es sicher, ihnen das Feuer zu geben? Ich hätte es nie gewagt”, sagte Kennard. „Und wenn wir dort gestorben wären. Seit mehr Jahrhunderten, als ich zählen kann, leben Menschen und Nichtmenschen auf Darkover in einem Gleichgewichtszustand. Und nun, da die Waldläufer Feuer benutzen…” Er zuckte hilflos die Achseln, und nun begann Larry die Folgen seiner Tat abzusehen. „Trotzdem”, sagte er störrisch, „werden sie lernen. Sie werden Fehler machen, aber sie werden lernen. Ihre Töpferei wird sich verbessern, wenn sie brennen können. Möglicherweise werden sie lernen zu kochen. Sie werden wachsen und sich entwickeln. Nichts bleibt statisch”, sagte er. Er wiederholte eine terranische Regel: „Eine Zivilisation verändert sich - oder sie stirbt.”
    Kennards Gesicht wurde plötzlich wütend, und Larry, der zum ersten Male bemerkte, daß sie einander trotz aller Freundschaft doch fremd waren, erkannte auch noch etwas anderes: daß Kennard eifersüchtig war. Er war der Retter gewesen, der Führer. Und doch hatte Larry sie gerettet, wo Kennard aufgegeben hatte, weil er Veränderungen fürchtete. Larry hatte die Führung übernommen, und Kennard den zweiten Platz.
    „Das ist die terranische Denkweise”, sagte Kennard mürrisch. „Veränderung. Zum Besseren und Schlechteren, aber Veränderung. Ganz egal, wie gut etwas ist - verändert es, nur damit es verändert ist.”
    Larry, dessen Weisheit wuchs, sagte nichts. Es war, das wußte er, ein tieferer Konflikt, den sie mit Worten allein niemals lösen konnten; eine ganze Zivilisation, die auf Expansion und Wachstum basierte, prallte auf eine, die ganz auf Traditionen beruhte. Er wollte sagen: „Jedenfalls leben wir noch”, hielt sich aber zurück. Kennard hatte ihm das Leben viele Male gerettet. Es war unnötig anzudeuten, daß er damit begonnen hatte, diese Schuld allmählich abzutragen.
    An diesem Abend erreichten sie den Rand des Regenwaldes der Waldläufer und sahen wieder die offenen Hügel vor sich - kahle, weglose Berge, unerforscht, felsig, mit niederem Gestrüpp und Büschen bewachsen, dazwischen Büschel kargen Grases. Vor ihnen lag das Gebirge - und dahinter…
    „Dort ist der Paß”, sagte Kennard, „und jenseits davon befindet sich Hasturs Land, das Gebiet von Burg Hastur. Wir sind der Heimat nahe.” Er klang hoffnungsvoll, fast freudig, aber Larry hörte das Zittern seiner Stimme. Vor ihnen lagen noch Meilen von Schluchten und Klüften, ohne Wege oder Pfade, und dann kam der hohe Gebirgspaß. Der Tag war trübe und ohne Sonne, die Berge lagen im Schatten, aber selbst auf diese Entfernung konnte Larry sehen, daß Schnee auf ihren Gipfeln lag.
    „Wie weit?”
„Etwa vier Tagesreisen, wenn es sich um Steppe oder Wald handeln würde”, sagte Kennard. „Oder eine Tagesreise auf einem schnellen Pferd, wenn ein Pferd dieses infernalische Gelände durchqueren könnte.”
Er stand stirnrunzelnd da und starrte in das Labyrinth der Schluchten hinab. „Das Schlimmste ist, die Sonne verbirgt sich hinter den Wolken, und ich kann kaum den Pfad berechnen, den wir einschlagen müssen. Von hier bis zum Paß müssen wir uns immer westlich halten. Aber wenn die Sonne nicht sichtbar ist…” Er kniete sich nieder, und Larry überlegte, ob er betete, sah dann aber, daß er die schwachen Schatten untersuchte, welche das Licht der verhüllten Sonne warf. Schließlich sagte er: „Solange wir den

Weitere Kostenlose Bücher