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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Berggipfel sehen können, müssen wir nur darauf zugehen, nehme ich an.” Er erhob sich. „Fangen wir am besten gleich an.”
Er machte sich auf den Weg in eine der Schluchten hinab. Larry, der ihn um sein Selbstvertrauen beneidete, stolperte hinterher. Er war müde, die Füße taten ihm weh, und er hatte Hunger, aber er wollte nicht weniger männlich als Kennard sein.
Diesen Tag und den ganzen nächsten stolperten sie die dornigen, felsigen Hänge der kahlen Vorgebirge entlang. Sie liefen nicht Gefahr zu verhungern, denn die Büsche, so dornig sie waren, hingen voll von Beeren und reifen Nüssen. An diesem Abend fing Kennard ein paar kleine Vögel, die ihre Annäherung furchtlos abwarteten. Sie hatten das Land der Waldmenschen hinter sich gelassen, daher wagten sie es, ein Feuer zu machen, und Larry schien es, als habe ihm noch kein Festmahl so gut geschmeckt wie das Fleisch dieser Vögel, das sie über ihrem kleinen Feuer brieten, halb roh und ohne Salz verspeisten. Kennard sagte, als sie kameradschaftlich beieinandersaßen und Knochen abnagten: „Dieses Land ist ein Paradies für Jäger. Die Vögel haben keine Angst.”
„Und schmecken ausgezeichnet”, sagte Larry, der einen Knochen entzweibrach und das saftige Mark heraussaugte.
„Es könnte sogar sein, daß wir auf eine Jagdgesellschaft stoßen”, meinte Kennard hoffnungsvoll. „Vielleicht jagen ein paar Männer von Hasturs Land jenseits der Berge hier - wo das Wild so zahlreich lebt.”
Aber sie beide wagten nicht, die Bedeutung seiner Worte laut auszusprechen. Wenn niemand hier jagte, wo es so reichlich Wild gab, dann mußte der Paß, der vor ihnen lag, in der Tat schrecklich sein.
Der dritte Tag war noch bewölkter als der vorherige, und Kennard blieb häufig stehen, um die immer schwächeren Schatten zu betrachten und die Stellung der Sonne abzuschätzen. Das Land stieg an; die Hänge waren steiler und schwerer zu erklimmen. An diesem Abend setzte leichter Nieselregen ein, und nicht einmal dem geschickten Kennard gelang es, ein Feuer zu entfachen. Sie aßen kaltes gebratenes Fleisch vom Vortag, dazu Früchte, und sie schliefen eng aneinandergeschmiegt, um sich zu wärmen.
Den ganzen nächsten Tag über fiel Regen, dünn und blaß, und das purpurne Licht ließ nicht erkennen, wo die Sonne stand oder wie die Schatten fielen. Larry, der sah, wie Kennard noch nervöser und unsteter wurde, konnte seine Befürchtungen nicht mehr verbergen. Er sagte: „Kennard, wir haben uns verirrt. Ich weiß, daß wir den falschen Weg eingeschlagen haben. Schau her, das Land fällt ab, wir müssen aber aufwärts gehen, wenn wir die Berge erreichen wollen.”
„Ich weiß, daß wir abwärts gehen, Dummkopf”, schnappte Kennard. „In eine Schlucht. Auf der anderen Seite steigt das Land noch höher an, siehst du das denn nicht?”
„Bei diesem Regen kann ich überhaupt nichts sehen”, sagte Larry aufrichtig, „und ich glaube, du kannst es auch nicht.”
Kennard drehte sich plötzlich wütend zu ihm um. „Ich nehme an, du könntest das auch besser!”
„Das habe ich nicht gesagt!” protestierte Larry, aber Kennard bemühte sich verzweifelt, einen Schatten zu finden. Es schien völlig hoffnungslos zu sein. Sie waren nicht einmal sicher, welche Tageszeit herrschte, so daß auch die Stellung der Sonne keine Hilfe gewesen wäre, hätten sie einen Schatten sehen können; dieses feuchte, dunkle Nieseln machte keinen Unterschied zwischen frühem Morgen und Abenddämmerung.
Er hörte Kennard fast verzweifelt murmeln: „Wenn ich nur diesen Gebirgszug sehen könnte!”
Es war das erste Mal, daß sich der darkovanische Junge verzweifelt anhörte, und Larry spürte, daß er ihn beruhigen und trösten mußte. Er sagte: „Kennard, so schlimm ist es nicht. Wir werden hier nicht verhungern. Früher oder später wird die Sonne scheinen, oder der Regen wird aufhören und der Paß vor uns deutlich zu sehen sein. Dann wird uns jeder der kleineren Hügel den richtigen Weg zeigen. Warum suchen wir keinen geschützten Platz und warten das Ende des Regensturms ab?”
Er hatte nicht mit sofortiger Zustimmung gerechnet, aber auch nicht mit der kalten Wut, mit der der darkovanische Junge sich nach ihm umdrehte.
„Du verdammter, Unsinn schwatzender Narr”, brüllte er, „was glaubst du denn, würde ich tun, wenn es nur um mich ginge? Meinst du denn, ich hätte nicht Verstand genug, das zu tun, was jeder Zehnjährige, der sich gerade eben selbst die Schuhe binden kann, auch tun würde? Aber

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