Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
Anspannung beunruhigten sie in einer Weise, wie es Victor mit seinem groben Zorn nicht gelungen war. Sie fuchtelte zur Warnung mit dem Dolch. „Was–was ist es denn, was Ihr wollt?“
„Ich will eine ganze Menge Dinge, Maris.“ Er trat in den Kreis aus Licht, den die Fackel warf, war jetzt so nahe bei ihr, dass die Klinge des Dolches fast an seiner Schulter zitterte. „Aber mein drängendster Wunsch ist es, eine Entschuldigung von Euren bezaubernden Lippen zu hören.“
Plötzlich schoss seine Hand hervor und packte sie fest am Handgelenk, und da sie wusste, wie sinnlos ein Kampf hier war, ließ sie den Dolch aus ihren klammen Fingern gleiten und er fiel klappernd auf den Boden.
Sie schaute zu ihm hoch, unfähig zu sprechen ... kaum fähig ihren Atem unter Kontrolle zu halten. Er war nah, so nah und groß, breit und warm ... vertraut. Sie konnte sogar den sauberen, männlichen Duft von ihm riechen, unter dem Geruch von feuchter Wolle und dem verräucherten Duft von offenem Feuer.
„Kommt schon, Maris, es ist nicht möglich, dass Euch die Worte abhanden gekommen sind.“ Sein Lächeln war arrogant, dann wandelte es sich zu Bitterkeit. „Da wir uns das letzte Mal begegneten, hattet Ihr mich in der Gegenwart meines Königs des Verrats bezichtigt ... und das Mal davor hattet Ihr mich zum Sterben zurückgelassen, in der Lache meines entleerten Magens.“
„Ich habe Euch nicht zum Sterben zurückgelassen“, platzte es aus ihr heraus. „Meine Aufgabe ist das Heilen und ich wusste genau, was ich tat.“
Er hob eine Augenbraue. „Oh, so war es. Natürlich wäre es genau das, was Ihr vorbringen würdet, wenn man Euch vor die andere Wahl stellt, nämlich zuzugeben, dass Ihr versucht habt mich zu töten.“ Er beugte sich vor, so nah, dass sie die blauen und schwarzen Flecken in seinen wütenden Augen sehen konnte. „Habe ich nicht auf Breakston mein Leben riskiert, um Euch zu helfen? Zuerst zahlt Ihr es mir mit einem Mordversuch heim ... und als das fehlschlug, versuchtet Ihr dann, mich für Hochverrat an den Galgen zu bringen.“ Seine Hand packte sie fester am Handgelenk. „Ich sollte Lob dafür bekommen, dass ich Euch nicht hier und jetzt den Hals umdrehe, Weib.“
„Lasst ab von mir!“ Sie entriss sich seinem Griff. Sie hätte fliehen können, den Gang hinab vor ihm wegrennen ... aber sie tat nichts dergleichen. Maris würde es später nie verstehen, warum sie etwas derart Törichtes tat und blieb .
„Von Euch ablassen?“, sagte er. Seine Stimme hatte sich verändert und er blickte sie jetzt so durchdringend an, dass Maris sich auf einmal ganz schwach fühlte. Und heiß. Und ... erwartungsvoll. „Glaubt Ihr denn nicht, dass ich diese einfache Lösung schon ausprobiert habe?“
Als er wieder auf sie zutrat, entdeckte sie, dass sie sich immer noch nicht rühren konnte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, hämmerte dort unablässig und rasend schnell, wohingegen ihr Atem jetzt fast ausgeblieben war.
„Ich habe eine ganze Weile gewartet, um Rache an Euch zu nehmen – dafür, dass Ihr mir auf Breakston so übel mitgespielt habt“, sprach er und hielt ihren Blick mit seinem fest, seine abgewetzte Stiefelspitze streifte jetzt ihren Rocksaum. „Und da eine Entschuldigung für Euch anscheinend nicht in Frage kommt, muss ich mir wohl die Erfüllung eines Wunsches anderer Art erbitten, Mylady.“ Seine Lippen wurden weich, als seine Augen die ihren fragend erforschten. „In der Tat, ich denke Ihr schuldet mir einen Wunsch.“
„Dirick–“
„Es ist süß, meinen Namen von Euren Lippen ausgesprochen zu hören, Maris.“
Dann waren seine Hände an ihren Schultern und zogen sie zu sich. Als ihre Körper sanft gegeneinander stießen, schlangen seine Arme sich um sie und Maris schloss die Augen. Als Nächstes wusste sie nur noch, dass er ihren Mund verschlang, von ihr kostete, als hätte er schon wochenlang keine Nahrung mehr gefunden. Und als sie in seinen Armen weich wurde und ihrerseits begann ihn zu küssen, spürte sie das sanfte Vibrieren eines Stöhnens, das von tief unten aus seiner Brust herkam, als seine Arme sie fester umschlangen.
Seine rauen, schwieligen Hände streichelten zärtlich über die empfindsame Stelle an ihrem Kiefer, streiften mit den Knöcheln seiner Finger gegen ihr Ohr und ließen eine Fingerspitze an der glatten Linie ihres Halses entlangwandern, was die Haut darunter sanft erzittern machte. Sie zerrten an dem Schleier, der ihre
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