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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Baumwollbeutel. Die Blätter taugten nichts, wenn sie trocken waren, daher waren frische Blätter immer gut, wenn man sie kriegen konnte.  
    Sie spazierte langsam weiter über die Wiese auf eine kleine Ansammlung von Bäumen zu. Sie vermutete, dass dort Himbeerbüsche wuchsen. Die Blätter davon lieferten, zusammen mit Pfefferminze, den besten Tee für Frauen mit einem Kind unter dem Herzen. Der Tee linderte die Übelkeit und half dem Kind sich fest in der Mutter zu verwurzeln. Als sie die ersten Schatten der hohen Eichenbäume erreichte, deren Äste sich weit in den Himmel erstreckten, bemerkte Maris die glänzenden, dunkelgrünen Blätter und hellrosa Knospen eines ihr wohlbekannten Krautes.  
    Maris hielt an, hockte sich in das Gestrüpp der eng am Boden wuchernden Pflanze und verschränkte die Hände. Bärentraube, dessen Blätter sie und Dirick an einem kalten Winternachmittag gesammelt hatten. Das Bild davon, mit all seinen lebhaften Farben, hatte sich in ihr Gedächtnis eingegraben: Sie hatte mit beiden Händen nach jenen dichten, vollen Blättern gegriffen und er hatte die leuchtend roten Beeren über den Schnee geworfen, bevor er sie an seinen Mund gezogen hatte, zur Wärme eines ersten Kusses.  
    Hitze flammte kurz schmerzlich in ihr auf, als sie sich an die Süße und das Feuer in jener Begegnung von Mündern erinnerte ... und wie die Forderung seiner Lippen bei späteren Gelegenheiten zärtlich drängend eine stärkere Erwiderung verlangt hatten, wie ihre Glieder flüssig geworden waren und das Herz ihr unbändig in der Brust geschlagen hatte. Maris tat einen zittrigen Atemzug und pflückte ein paar Blätter, ließ ihre schwieligen Finger über deren Glätte wandern.  
    So sehr sie es auch versuchte, so wütend sie auch auf ihn sein mochte, das Gesicht von Sir Dirick spukte ihr stets im Kopf herum, seit ... ja, seit jenem Abend, an dem er sie fast unter den Hufen seines teuren Schlachtrosses zertrampelt hätte. Sie senkte ihren Hintern zum Boden hin und setzte sich, jetzt umgeben von den hohen Gräsern um sie und überschattet von den Eichen über ihr. Ihre Finger arbeiteten flink, zerrissen die Blätter in Hälften und zogen die Blütenblätter von den Knospen: Wut über seine Machenschaften mit Bon de Savrille ... Wärme und Leidenschaft von seinen Küssen ... und in zunehmendem Maße eine beunruhigende Furcht über das Ausmaß ihrer Gefühle für ihn, über ihre Unfähigkeit Dirick für mehr als eine kurze Zeit zu vergessen.  
    War es möglich? Könnte es sein, dass sie ihn liebte?  
    Maris schloss ihre Augen ganz fest, versuchte den unwillkommenen Gedanken zu verdrängen. Selbst wenn es so wäre – Gott im Himmel! – und sie ihn liebte, gab es nichts, was sie tun konnte. Ihr Leben und ihre Ländereien waren des Königs und König Heinrich konnte damit verfahren, wie es ihm beliebte. Niemals würde er die gut betuchte Erbin von Langumont mit so vielen Ländereien einem bloßen Ritter schenken – ganz egal wie lieb ihm die Gesellschaft von Dirick auch sein mochte.  
    Etwas war zwischen sie und die Sonne getreten, und ihre Augen öffneten sich rasch. Eine Gestalt, ein Mann, saß genau vor ihr auf einem Pferd und warf einen Schatten über sie. Geblendet von der heiß brennenden Sonne erkannte sie ihn nicht sogleich – aber dann sprach er zu ihr.  
    „Lady Maris“, seine Stimme, die ihr vertraut war, schnurrte geradezu – und war ihr höchst unwillkommen. „Darf ich Euch wieder auf die Beine helfen?“  
    Bon de Savrille!  
    Maris unterdrückte einen Überraschungsschrei und sprang auf die Füße, verhedderte sich in ihren Röcken und fiel rücklings wieder ins hohe Gras. Lord Bon stand wie ein Riese vor ihr, aber wegen den Strahlen der Sonne hinter seinem Rücken vermochte sie immer noch nicht seine Gesichtszüge zu erkennen. Eine große Hand mit Wurstfingern reichte zu ihr vom Sattel herab und packte sie am Arm und zog sie dann mühelos auf die Beine.  
    „Von wo seid Ihr gekommen?“, sprach sie schließlich, während sie sich unauffällig nach Sir Raymond umschaute.  
    „Habt keine Angst“, sagte Bon, als sein Pferd zur Seite tänzelte und jetzt die Sonne verdeckte, so dass sie ihn endlich sehen konnte. „Eure Soldaten sind in der Nähe – ich kam nicht von der Straße, sondern durch den Wald hierher, wohin ich Euch gehen sah, als Ihr da über die Wiese lieft.“  
    „Was macht Ihr hier in London?“ Maris war noch nicht in der Lage sein plötzliches Auftauchen zu begreifen.

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