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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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machen, was auch immer sie zu tun hat“, bemerkte Dirick, während er im dunklen Stall besser zu sehen versuchte.  
    „Das ist es auch“, erwiderte sie. „Aber jetzt ist der Tag am ruhigsten und ich wollte nach Hickorys Vorderbein sehen.“  
    Es begann zu dämmern und die dunklen, grauen Schatten nahmen allmählich ihre echten Farben an, Einzelheiten wurden erkennbar, wie sie beide da im Stall standen. Dirick konnte erkennen, dass Maris’ Haar nichts bedeckte und es ihr in einem schweren Zopf über eine Schulter hing. Beim Anblick ihres Haares fühlte er eine seltsame Intimität mit ihr. Obwohl bei Hof viele Jungfern begonnen hatten die Tücher zur Bedeckung von Brust und vor allem Kopf nicht mehr zu tragen, war es offenkundig, dass sie an Merles Hof immer noch zum guten Ton gehörten, denn beide Damen hatten sie gestern getragen. Aber er konnte nicht erkennen, was für eine Farbe der Zopf von Maris hatte. Und aus einem unerfindlichen Grund musste er es wissen.  
    „Und die Nacht?“, fragte Dirick ganz bewusst. „Ist das auch eine geeignete Zeit für eine Dame von edler Geburt ihre Runden zu machen?“  
    Sie hatte ihren Kopf in der Art eines Falken zur Seite gelegt, als würde sie versuchen den Hintersinn seiner Worte zu ergründen. „Ja, es gibt Zeiten, da rufen mich meine Pflichten auch des Nachts aus der Burg.“  
    „Und was kann das sein, das die Lady von Langumont dazu bringt, in der Dunkelheit – und ohne Begleitung – durch die Gassen zu wandern?“ Er hielt ihren Blick in diesem schummrigen Licht entschlossen fest, ebenso entschlossen eine Antwort zu erhalten, was die Frage betraf, was sie mitten in der Nacht alleine im Dorf zu suchen gehabt hatte.  
    Zu seiner Überraschung lachte sie da. „Ah, Sir Dirick, seid Ihr so erpicht darauf, meinen Ruf zu schützen, dass Ihr Euch weigert mit Euren üblen Befürchtungen zu meinem Papa zu gehen? Es ist nur natürlich, dass Ihr nicht wünscht, dass Eure Verlobte nicht des Nachts auf den Gassen gesehen wird – zumindest nicht, wenn Ihr den Grund dafür nicht kennt.“ Ihre Hand legte sich jetzt leicht auf seinen Arm, als sie ernst wurde. „Fürchtet nicht um meinen Ruf, Sir Dirick. Ich kam lediglich vom Kindbett der Frau des Küfers, nach jenen langen Stunden einer sehr schweren Geburt mit zwei Söhnen am Ende des Tages. Ich fürchte, Ihr traft mich nicht in allergnädigster Stimmung an, als Ihr so rasch auf mich zu geprescht seid.“  
    Es dämmerte jetzt rings um Sir Dirick, so dass er fast einen Teil ihrer Erklärungen überhört hätte. „Bitte nehmt die Entschuldigung für mein grobes Betragen an“, sagte er zerknirscht. Dann, als sein Mund wieder gleichauf mit seinem Verstand war, wiederholte er ungläubig, „Verlobte?“  
    Maris hatte sich wieder umgedreht, um Hickorys Nase zu streicheln, und wandte ihm also den Rücken zu, fast als wolle sie ihr Gesicht vor ihm verbergen. „Ja, Sir, es ist ein offenes Geheimnis, dass Ihr hier seid, weil Ihr meine Hand zum Ehebund begehrt. Es ist–“  
    „Woher habt Ihr nur eine solche Idee?“, rief Dirick da aus. Von einem Ehevertrag zu sprechen – nur einen Tag nachdem er Lord Merle und seine Tochter getroffen hatte – war unerhört grob, um das Mindeste zu sagen. Abgesehen davon war eine Ehe das Allerletzte, was er jetzt brauchte – er hatte einer Ehefrau keine Ländereien zu bieten, noch verspürte er den Wunsch an eine Frau gebunden zu sein, wo der Herrgott so viele hübsche davon auf die Erde gesetzt hatte. „Mylady, das ist ganz und gar nicht der Grund meines Besuchs.“  
    „Vergebt mir“, unterbrach Maris ihn da, Erleichterung und Scham in ihrer Stimme. „Es war nicht meine Absicht – ich hatte gedacht, Ihr wärt der Mann, mit dem mein Vater mich zu vermählen gedenkt.“  
    „Euer Vater erzählte, dass Ihr noch niemandem versprochen seid“, sprach er zu ihr, als er wieder Herr seiner Sinne war. Jetzt fiel ihm wieder Lord Merles Schreiben vom vorigen Tag ein sowie der unmittelbar bevorstehende Besuch des hoffnungsvollen Kandidaten. Es war ein verzeihlicher Fehler, den die Lady gemacht hatte.  
    „Nein, ich bin noch nicht verlobt, noch wünsche ich Gegenstand von derlei Geschacher zu sein“, entgegnete Maris mit scharfer Zunge. Sie schaute zu ihm hoch und er war überrascht, dass er nunmehr, im Lichte der Dämmerung, die Form ihrer Augen und die grünen Einsprengsel darin erkennen konnte. „Papa hat aufgehört mich dazu zu drängen, einen Mann nach meinem Geschmack zu

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