Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
tief und fest.“
Sie drehte sich um, um in einem Fass voller Äpfel zu wühlen, und als sie einen schönen gefunden hatte, polierte sie ihn an der weichen, blauen Wolle an ihrem Arm. Sie begann den Morgen mit einem Stück Brot von gestern, das sie eingewickelt in ein Tuch unter einem Brett fand, und einem großen Schluck Ale, dem reichlich Wasser beigemengt war.
Sie trat hinaus in den kalten Tag, während sie den Apfel genüsslich verspeiste. Es war fast so dunkel wie in der Nacht, als sie von der elenden Behausung von Thomas dem Küfer heimgestapft war. Sterne erleuchteten den dunkelblauen Himmel und ein großer Mond hing mitten unter ihnen. Trotz der Kälte hielt Maris kurz an, um nach oben zu sehen. Sie zog sich ihren Mantel mit dem Futter aus Eichhörnchenfell enger um die Schultern, als sie da mitten im Burghof stand. Die einzigen Kreaturen, die sonst noch umherliefen, waren die Nachtwächter ihres Vaters auf den Wällen zum Norden und zum Süden des Burghofs. Sir Richard auf dem nördlichen Wall sah sie, erkannte Maris und winkte zum Gruß.
Sie winkte zurück und nachdem sie ihren Apfel zu Ende gegessen hatte, steckte sie den Butzen für Hickory in ihre Tasche. Ein Kälteschauer überraschte sie da und sie eilte weiter zu den Stallungen, wo die warmen Leiber der Pferde Milderung der Kälte verhießen.
In dem alten Gemäuer war es in der Tat wärmer, aber auch viel dunkler. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich daran zu gewöhnen, aber dann konnte sie gerade noch die grauen Umrisse der unruhigen Pferde erkennen. Maris schnalzte mit der Zunge zum Gruß und ging dann die gesamte Länge des Stalls bis hinten runter, wo ihre Stute Hickory sie mit leisem Wiehern begrüßte.
Sie vergrub ihre Hände in Hickorys warmer, brauner Mähne, was sowohl als Gruß gedacht war, wie auch um ihre Hände aufzuwärmen. Während sie den Hals der Stute streichelte, murmelte sie ihr beruhigende Worte zu, als ihr Pferd die samtweiche Nase in die Falten von Maris’ Umhang steckte. Ihre Herrin besuchte sie niemals, ohne einen Leckerbissen dabei zu haben, und der Rest des Apfels wurde entdeckt und rasch verspeist.
„Wie geht es deinem Bein?“, fragte Maris ihre Freundin zärtlich, als sie in der Box niederkniete. Sie warf die Kapuze ihres Umhangs nach hinten und ließ ihre sicheren Hände an Hickorys Vorderlauf entlangwandern. Die Stute zuckte nicht zusammen und sie entfernte langsam den Verband, um dort zu sehen, dass die Schwellung fast verschwunden war.
„Ah, es geht dir wirklich viel besser“, sagte sie zärtlich. „Schon bald geht es für uns wieder auf die Jagd nach dem wilden Eber, meine gute Hickory“, flüsterte Maris, als sie wieder aufstand und die samtweiche Nase streichelte, die gegen ihren Kopf stieß. „Und dann reißen wir das Ungetüm in Stücke, nicht wahr?“
„Und was hält Euer Vater denn von diesem Plan, von der Hatz auf den wilden Eber?“ Die Stimme hinter ihr erschreckte sie gehörig und sie wirbelte herum, das Herz schlug ihr bis zum Hals.
„Sir Dirick, das war nicht sehr freundlich von Euch“, sprach sie voller Entrüstung, als sie noch versuchte ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen. „Ich hätte von Euch sprechen können!“
Er lachte kurz auf. „Und vielleicht wäre das mir Recht geschehen, wenn es so gewesen wäre“, sagte er mit mehr Humor, als sie bei ihm vermutet hätte.
Schreckliche, alptraumhafte Träume von dem Tod seines Vaters hatten Dirick viel zu früh erwachen lassen und er hatte in einer Ecke der Halle gesessen und gesehen, wie Maris in ihrem leuchtend blauen Umhang zum Burghof hinausgeschlüpft war. Auf der Suche nach einer Ausflucht, um nicht an diese finsteren Träume zu denken, hatte Dirick die Gelegenheit beim Schopf gepackt und war ihr gefolgt.
Er würde noch ein oder zwei Tage auf Langumont zubringen müssen, während er auf Kunde wartete, ob Bon de Savrille auf Breakston war, und Dirick beabsichtigte, Geist und Körper auf Trab zu halten, damit er nicht Opfer seiner Verzweiflung oder der Wut wurde, weil es ihn drängte, den Mörder seines Vaters zu finden. Lord Merle hatte ihm ein wenig Waffenübung versprochen, um seinen Körper zu beschäftigen, und das Rätsel seiner Tochter würde dazu dienen, seinem Verstand etwas zu tun zu geben. Bald würde er sich im Auftrag des König wieder auf den Weg machen ... und dann in eigener Sache weiterziehen.
„Es scheint mir viel zu zeitig für eine Lady, um schon ihre Runden zu
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