Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
hinter ihr her durch das Stroh auf dem Stallboden.
Dirick erholte sich von seinem Schrecken und ließ die Hand vom Schwert wegfallen, wo sie kurz geruht hatte. „Maris – Mylady“, korrigierte er sich schnell, „was tut Ihr hier?“
Das Runzeln auf ihrer Stirn ließ sich nicht glätten. „Papa erzählte mir, dass Ihr die Absicht hattet heute sehr zeitig aufzubrechen, und ich wollte–ich dachte, Ihr dürft nicht gehen, ohne etwas für Eure Reise mitzunehmen. Aber ich sehe, dass meine Sorge hier nicht willkommen ist.“ Er bemerkte da, dass sie unter dem etwas zurückgeschlagenen Umhang ein Päckchen hochhielt. „Ihr seid derart glücklich Langumont hinter Euch zu lassen, dass Ihr sicherlich nicht wünscht irgendetwas mitzunehmen, was Euch daran erinnern würde.“
Sie wandte sich zum Gehen, ihr Rücken so aufrecht und gerade wie ein Schwert, die Schultern nach hinten gezogen.
„Nicht doch, Mylady.“ Verärgert darüber, dass er dabei erwischt worden war, wie er einen solchen Blödsinn mit seinem Pferd redete, setzte Dirick sich rasch in Bewegung und streckte die Hand nach ihrem Arm aus. „Nein, es ist nicht, dass ich mich von Langumont fortwünsche ... glaubt mir.“
Als er an ihrem Arm zog, fuhr sie zurück, ihre Augen waren in dem flackernden Licht nur noch hartes, ausdruckloses Braun. „Ich bin nicht schwer von Gehör, Sir Dirick.“
Er drehte sie langsam zu sich, ergriff jetzt beide Schultern von ihr, so dass sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. So nahe, dass der Saum ihres Umhangs an seine Stiefel streifte. Sie fühlte sich klein und weich an unter seinen Händen. „Und so habt Ihr auch den Unsinn gehört, den ich zu Nick sagte. Ich nehme an, es geschieht mir Recht – denn habe ich nicht Euren privaten Gesprächen mit Hickory gelauscht?“ Sein Lächeln fühlte sich gekünstelt an. „Ich muss aufbrechen, obwohl dies nicht mein Wunsch ist, und das ist der Grund für meine Worte von vorhin.“
Sie blickte zu ihm hoch, als wolle sie versuchen zu ergründen, ob er hier nur galant sein wollte oder ob seine Worte tatsächlich der Wahrheit entsprachen. „Ich konnte nicht begreifen, warum Ihr ohne ein Abschiedswort gehen wolltet...“
„Ich habe Eurem Vater Adieu gesagt“, erklärte er ihr und ließ ihre Schultern los. Sie standen viel zu nahe beieinander. Der Geruch von Zitrone und Rosmarin von ihrem Haar verfing sich in seiner Nase, vermischt mit dem weiblichen Geruch von ihr . Dirick schloss für einen Moment die Augen und zwang sich dazu, einen Schritt nach hinten zu tun. Er ging wieder in die Box und ergriff das Halfter von Nick. „Aber ich muss jetzt gehen, Mylady. Ich habe zu lange – habe die Gastfreundschaft Eures Vaters viel zu lange in Anspruch genommen.“
Maris steckte die Kerze in ein Behältnis, das an der Stallwand befestigt war, so dass es ihnen den Weg weisen würde, und trat auf ihn zu, wobei sie ihm unabsichtlich den Weg aus der Box versperrte. Sie bot ihm erneut das in Leder eingewickelte Päckchen dar, den Umhang zurückgeschlagen. „Ich habe Euch Käse und Brot gebracht und da ist auch ein wenig gepökeltes Hirschfleisch. Ich ... wusste nicht, wie lange Eure Reise dauern würde.“
Er nahm das Päckchen entgegen, ihre Anteilnahme wärmte ihn innerlich und ihre Gegenwart war ihm eine Versuchung. „Ich danke Euch, Mylady. Ich konnte noch nicht mein morgendliches Vesper zu mir nehmen und dies hier wird eine gute Mahlzeit für unterwegs sein.“
„Wohin geht Ihr?“, fragte sie.
„Ich bin ein fahrender Ritter, Mylady, und ich gehe dorthin, wo ich Beschäftigung finde“, sagte er. „Ich weiß nicht, wo mein nächstes Lager sich befinden wird.“
Maris runzelte die Stirn, eine liebreizende Falte bildete sich um ihre Nase. „Warum verlasst Ihr uns denn dann? Papa hat Beschäftigung für Euch. Ich bin mir sicher, er würde Euch so lange Beschäftigung geben, wie Ihr es wünscht.“
Ein jäher Anflug von Wut verdrehte ihm da heiß die Eingeweide. Fürwahr, sie sah in ihm nur einen Anlass zur Mildtätigkeit. Ein Mann, der unfähig war seinen eigenen Weg zu finden.
Ungeachtet der Tatsache, dass er sie soeben in dem Glauben gelassen hatte, alles wäre genau so, verbitterte es ihn, dass sie so wenig von ihm hielt. „Nein.“ Er wandte ihr den Rücken zu, ließ sich viel Zeit mit dem Anlegen der Zügel und des Mundstücks und hoffte sie würde gehen, bevor er sich erneut eine Blöße gab.
Oder bevor er
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