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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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die neuen weißen Streifen in deren weichem, braunem Haar auf. Das Grau war über Nacht gekommen. „Der Herr ist anständig und gerecht. Er hegt keinen Groll auf Euch wegen der Taten Eures Bruders, Herrin.“  
    „Nein“, Allegras Hand hatte sich um die Hand geschlossen, die ihr über die Stirn strich. „Nein, Maella, es ist nicht deswegen, dass ich um mein Leben bange. Es ist, weil ich–weil ich Michael erzählt habe, dass er Maris’ wahrer Vater ist und ihn angefleht habe das Verlöbnis aufzulösen.“  
    Die Zofe zog augenblicklich ihre Hand weg. „Herrin, das habt Ihr nicht getan.“  
    „Meine Tochter darf sich seinem Sohn nicht vermählen!“ Allegras Stimme war lauter geworden.  
    „Das ist wahr, Herrin, aber Ihr habt dem Herrn nichts von dieser Wahrheit erzählt – wohl aber Lord Michael?“  
    Allegra bewegte ihren Kopf zur Zustimmung. „Ich wagte nicht, Lord Merle davon zu erzählen, Maella. Ich wagte es nicht“, ihre Stimme wurde schwächer und verstummte. „Möge Gott mir vergeben.“  
     
    ~*~
    Maris hatte einen Plan.  
    Sie verbrachte den Tag damit, die Leibeigenen in der großen Halle herumzukommandieren, in den Speisekammern der Küche herumzustöbern und letzte Einzelheiten ihres Fluchtplans in die Tat umzusetzen. Sir Dirick folgte ihr, wie es schien, auf Schritt und Tritt, so dass es ihr unmöglich war kehrtzumachen, ohne gegen seine mächtige Brust zu laufen, und trotz ihres Misstrauens ihm gegenüber fühlte sie sich beinahe – beinahe – erleichtert, ihn in ihrer Nähe zu haben.  
    Lord Bon saß den größten Teil des Tages über auf seinem Thron-ähnlichen Stuhl und sah erstaunt zu, wie Maris die widerspenstigen Leibeigenen zur Arbeit anhielt. Wenn einem der beiden Männer die Abwesenheit von Maris’ Zofe Agnes aufgefallen war, so ließ keiner eine Bemerkung dazu fallen.  
    Beim Mittagsmahl, dessen Zubereitung von Maris überwacht worden war, langte Bon bei den ausgezeichneten Gerichten gerne zu – so wie alle anderen Gäste im Saal.  
    „Ahh“, rülpste er und tätschelte die Hand seiner zukünftigen Frau. „Mir waren die fehlenden Kochkünste meines Kochs gar nicht aufgefallen. Wenn Ihr mich weiterhin so mästet, werde ich bald nicht mehr zu Pferd sitzen können.“ Er lachte, so als wäre es unvorstellbar, dass das je eintreten würde.  
    Maris, der sein beachtlicher Bauchumfang bereits aufgefallen war, beschloss, lieber nichts zu sagen. Stattdessen trank sie den letzten Schluck Ale aus und schob das Stück Wildbret auf ihrem Holzteller beiseite. „Mylord, einigen Stücken Fleisch, die in Eurer Küche hingen, haftete ein übler Geruch an“, sprach sie zu ihm. „Ich glaube nicht, dass man eines davon bereits zum Essen weiter verarbeitet hatte, aber ich kann mir da nicht sicher sein. Viel von dem Hirschbraten kochte schon im Topf, bevor ich es gefunden hatte. In jedem Fall habe ich sämtliche verdorbene Stücke noch aus der Küche entfernen lassen. Aber ... Mylord, es ist rein gar nichts mehr übrig für unser Hochzeitsmahl morgen.“  
    „Bekümmert Euch deswegen nicht, Mylady“, Bon streichelte über ihre Finger, ohne an das Essensfett zu denken, das an den seinen haftete. „Es wird nicht das erste Mal gewesen sein, dass ich verdorbenes Fleisch gegessen habe ... und für den morgigen Tag habe ich schon eine Jagd geplant, für unser Hochzeitsessen.“  
    „Mylord, wieder einmal überrascht Ihr mich mit Eurer weisen Voraussicht!“ Maris klimperte ihn mit ihren Augenwimpern an, als sie ihre Hand wegzog. Nachdem sie ihre Hand unbemerkt an seiner Tunika abgewischt hatte, kletterte sie über die Bank und stellte zufrieden fest, dass da weit und breit nicht mal ein Brotkrümel übrig war, an dem die Hunde hätten nagen können.  
    „Bitte entschuldigt mich, da ich mich noch um das Essen für den heutigen Abend kümmern muss, Mylord“, eilte sie schon weg.  
    „Es war ein ausgezeichnetes Mahl, Mylady“, Diricks tiefe Stimme erklang hinter ihr, als sie die Halle durchquerte.  
    Ihr Rücken erstarrte, selbst als das Herz ihr höher sprang. Sie hatte nicht vergessen, wie rüde er sie vergangene Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte und wie sein warmer, starker Körper sich gegen den ihren gepresst hatte. Also ignorierte Maris den Mann geflissentlich, als sie den Küchentrakt betrat. Nachdem sie dem Koch rasch Anweisungen erteilt hatte, raffte sie wieder die Röcke und kehrte in die Halle zurück, um anzuordnen, dass man das verfaulte Stroh dort entfernen

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