Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
wand sich auf seinem Schoß, das Gesicht feuerrot und ihr Atem rau. Was machte Dirick da nur? Dann sah sie Agnes, die unsicher auf der Türschwelle herumstand. Entschlossen entwand sie sich Bons Händen. „Da seid Ihr ja, faules Ding!“, rief sie aus. „Habt Ihr mir meinen Trank gebracht?“
Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Dirick überrascht zusammenzuckte.
„J–Jawohl, Mylady“, Agnes war ganz offensichtlich derart daran gewöhnt, so angeredet zu werden, dass es ihr nicht schwer fiel, sich ängstlich zu stellen. „Ein Tee aus Flohkraut und Kamille, auf dass Ihr besser schlaft, Herrin ... und Pfefferminzblätter, um Eure Kopfschmerzen zu lindern.“
„Das war auch höchste Zeit“, fuhr Maris sie an und nahm Agnes den Krug mit einer unnötig groben Geste ab. Sie drehte sich um und knickste vor Bon. „Mylord, da man uns nun schon unterbrochen hat, bitte ich Euch, dass meine Zofe mich nunmehr auf die Nachtruhe vorbereitet. Viele Aufgaben harren meiner morgen, die ich zur Vorbereitung unserer Hochzeit erledigen muss, da ich Euch keine Schande bereiten möchte.“ Sie wagte nicht zu atmen, als sie darauf wartete, ob er ihr hier beigeben würde oder ob er Dirick und Agnes befehlen würde das Zimmer zu verlassen, und dann mit seinen Händen in ihrem Bliaut weiter fortfahren würde.
Bon erhob sich gönnerhaft und sie stieß einen stillen Stoßseufzer aus. „Wie Ihr wünscht, meine Liebe“, sagte er, als würde er ihr hier Himmel und Erde zugleich versprechen. „Wisst aber, dass der Vorgeschmack, den ich genossen habe, mir gerade mal genügen wird, bis wir vor Gott und ganz offiziell Mann und Frau sind.“
Mit einem letzten Kuss, den er ihr auf die Hand drückte, drehte er sich um und ging in Richtung Tür aus dem Zimmer. Nach zwei Schritten blieb er jedoch stehen und drehte sich zu Dirick – der immer noch an der Feuerstelle herumfuhrwerkte. „Dirick, Euer Platz ist draußen vor der Tür dieses Zimmers, vergesst das ja nicht. Kommt jetzt – das Feuer brennt hell genug.“
„Ja, Ihr dürft Euch zurückziehen.“ Maris drehte ihm mit fast königlicher Verachtung den Rücken zu.
Sie fühlte Dirick immer noch hinter sich und spürte dann, wie er sich wieder bedächtig erhob. Die Haare an ihrem Nacken stellten sich auf und sie vermeinte seinen Blick wie einen Dolchstoß in ihrem Rücken zu spüren. Sie hielt den Kopf hoch erhoben und ihr Gesicht abgewandt, als sie zum Bett hinüber ging und die Vorhänge da löste, die nachts den kalten Luftzug abwehren würden.
Maris drehte sich nicht wieder um, bis die beiden Männer das Gemach verlassen und die Tür hinter sich zugezogen hatten. Dann konnte sie endlich erleichtert Luft holen.
„Oh Herrin, man hat Euch auch nich’–Ihr seid unberührt?“, fragte Agnes mit leiser Stimme, während sie das Flohkraut in einen Becher goss. „Ich lief so schnell ich konnte. Hat der Herr–hat er Euch Gewalt angetan?“
„Nein.“ Maris nahm einen großen Schluck von dem lauwarmen Tee, dann füllte sie den Becher aufs Neue und trank noch einmal. „Aber viel hätte nicht gefehlt.“
„Herrin, wozu soll das Flohkraut gut sein? Is’ es nicht für Lord Bon, den Ihr damit auf irgendeine Art vergiften wolltet?“
Maris schüttelte den Kopf und zwang sich, noch mehr von dem bitteren Tee zu trinken. „Nein, denn wenn er vergiftet würde, wäre ich dann nicht die Erste, auf die man mit dem Finger zeigen würde? Es soll meine monatliche Blutung vorantreiben. Bon wird mich nicht anrühren, solange ich unrein bin, und ich bete, dass mein Papa erscheinen wird, bevor die Blutung aufhört. Bringt mir so viel davon, wie Ihr nur findet, da ich eine gehörige Menge davon trinken muss, um sicherzugehen, dass sie übermorgen auch beginnt. Aber ich werde vielleicht auf andere Wege sinnen müssen, um ihn mir morgen Nacht vom Leibe zu halten, da es sicherlich nicht vor übermorgen Abend Wirkung zeitigen wird.“
„Vielleicht gibt’s was, was seine Lordschaft rasch schlafen macht“, schlug Agnes vor.
„Vielleicht, aber das wird man sicherlich herausfinden. Ist es nicht üblich, dass ein Bräutigam den Abend vor seiner Vermählung damit zubringt, Buße zu tun und zu fasten?“, fragte Maris mit einem Lächeln.
„Von etwas Derartigem hab’ ich noch nie gehört, Herrin“, Agnes schüttelte den Kopf.
„Mich deucht, ich werde Lord Bon einen solchen Vorschlag unterbreiten und ich werde beten, dass er es glaubt.“ Maris
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