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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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dem Lager gehalten habe, war es wahrscheinlich gar nicht. Francis Harrington war brillant, aber unzuverlässig - möglicherweise hat er sich aus seiner Verantwortung gestohlen, so wie er vor drei Jahren in Princeton alles hingeworfen hat. Ich habe ihm einen peinlich großen Vorschuß gegeben, damit er William Bordens Lebenslauf in Erfahrung bringen sollte. Ich bin sicher, Francis’ Mutter - oder seine Sekretärin - oder seine Freundin bekommen demnächst eine Postkarte von ihm mit Poststempel Bora Bora oder so .«
    »Onkel Saul .«
    »Hör mir zu, Moddy. Du spielst James Bond, so wie du damals Superman gespielt hast. Weißt du noch? In dem Sommer, als ich zu Besuch war . du warst neun . zu alt, um mit einem Bettuch um den Hals vom Balkon zu springen. Den ganzen Sommer konntest du wegen dem Gipsbein nicht mit deinem Lieblingsonkel spielen.«
    Aaron errötete und sah auf seine Hände.
    »Deine Bilder sind interessant, Moddy. Aber was besagen sie? Eine Verschwörung gegen Jerusalem? Eine Zelle von Arafats Fatah, die bereit ist, Bomben zur Grenze zu verschiffen? Moddy, du hast reiche, mächtige Leute gesehen, die sich in einer reichen, mächtigen Stadt mit einem Pornografen getroffen haben. Glaubst du, das war ein geheimes Treffen? Du hast selbst gesagt, C. Arnold Barent besitzt Inseln und Häuser, wo selbst der Präsident sicherer ist als in seinem eigenen Haus. Dies wir nur kein öffentliches Zusammentreffen. Wer weiß, in was für schmutzige kleine Filme diese Leute ihr Geld investieren oder was für schmutzige kleine Filme dein Wiedergeborener Wayne Jim finanziert.«
    »Jimmy Wayne«, sagte Aaron.
    »Wie auch immer«, sagte Saul. »Glaubst du wirklich, wir sollten deine Vorgesetzten in der Botschaft behelligen und richtige Agenten einsetzen lassen, was möglicherweise sogar David zu Ohren kommt, so krank er ist, nur weil ein paar Meschugge sich getroffen haben, um über schmutzige Filme oder so etwas zu reden?«
    Aarons schmales Gesicht war purpurrot. Einen Augenblick dachte Saul, der junge Mann würde anfangen zu weinen. »Schon gut, Onkel Saul, willst du mir denn gar nichts erzählen?«
    Saul ergriff wieder die Hand seines Neffen. »Ich schwöre dir beim Grab deiner Mutter, Moddy, ich habe dir alles gesagt, was ich mir zusammenreimen kann. Ich werde noch einen oder zwei Tage in Washington sein. Vielleicht könnte ich dich und Deborah einmal besuchen kommen, dann können wir uns unterhalten. Auf der anderen Seite des Flusses, nicht?«
    »Alexandria«, sagte Aaron. »Ja. Wie wäre es mit heute abend?«
    »Da habe ich eine Verabredung«, sagte Saul. »Aber morgen ... ich wüßte ein selbstgekochtes Essen zu schätzen.« Saul sah über die Schulter zu den drei Israelis, die inzwischen die gesamte Kundschaft des Restaurants bildeten. »Was sagen wir denen?«
    Aaron rückte die eigene Brille zurecht. »Nur Levi weiß, warum wir hier sind. Wir wollten sowieso alle zum Mittagessen gehen .« Er sah Saul durchdringend in die Augen. »Weißt du, was du tust, Onkel Saul?«
    »Ja«, sagte Saul, »das weiß ich. Und im Augenblick möchte ich so wenig wie möglich tun, mich den Rest der Ferien ein wenig entspannen und mich auf meine Vorlesungen im Januar vorbereiten. Moddy, du würdest doch nicht anordnen, daß einer von denen« - Saul legte den Kopf schief - »mir folgt oder so was, oder? Es könnte peinlich für eine gewisse . äh . Kollegin sein, mit der ich heute abend gern ausgehen würde.«
    Aaron grinste. »Wir können sowieso keinen Mann entbehren«, sagte er. »Nur Levi dort ist zum Außendienst befugt. Harry und Barbara arbeiten mit mir in der Chiffrierabteilung.« Die beiden Männer standen auf. »Morgen, Onkel Saul? Soll ich dich abholen kommen?«
    »Nein, ich habe einen Mietwagen«, sagte Saul. »Gegen sechs?«
    »Wenn du kannst, früher«, sagte Aaron. »Dann kannst du vor dem Essen noch mit den Zwillingen spielen.«
    »Dann halb fünf«, sagte Saul.
    »Und wir unterhalten uns?«
    »Versprochen«, sagte Saul.
    Die beiden Männer gingen die Treppe hinauf in den Bereich unter der Kuppel, umarmten einander und trennten sich. Saul blieb im Souvenirladen stehen, bis er sich vergewissert hatte, daß Harry, Barbara und der feiste Mann namens Levi gemeinsam weggingen. Dann ging er langsam nach oben in die Abteilung der Impressionisten.
    Das Mädchen mit dem Strohhut wartete immer noch und sah mit dem leicht erschrockenen, leicht verwirrten und leicht verletzten Ausdruck auf, der Saul so sehr rührte. Er stand lange Zeit da

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