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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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kannst es mir nicht sagen, oder nein, du willst nicht.«
    Saul sah über die Schulter. »Das Restaurant schließt in wenigen Minuten«, sagte er. »Sollen wir anderswo hingehen?«
    Die Muskeln um Aarons Mundwinkel wurden verkniffen. »Drei der Leute - das Paar beim Eingang und der junge Mann hinter dir - sind unsere Leute. Sie werden so lange bleiben, wie wir andere ringsum brauchen.«
    »Also hast du sie schon informiert?«
    »Nein. Nur Levi. Er hat sowieso die Fotos gemacht.«
    »Welche Fotos?«
    Aaron holte eine Fotografie aus dem dritten und umfangreichsten Dossier. Sie zeigte einen kleinen Mann mit dunklem Haar, offenem Hemdkragen, Ledermantel, dunklen, tiefliegenden Augen und einem grausamen Mund. Er überquerte mit offenem, wehendem Mantel eine schmale Straße. »Wer ist das?« wollte Saul wissen.
    »Harod«, sagte Aaron. »Tony Harod.«
    »William Bordens Teilhaber«, sagte Saul. »Er wurde in dem Variety-Artikel erwähnt.«
    Aaron holte zwei weitere Fotografien aus dem Dossier. Harod stand vor einer Garagentür und hielt eine Kreditkarte, die er offenbar in ein kleines Gerät an der Backsteinmauer einführen wollte. Saul hatte solche Sicherheitsschlösser schon einmal gesehen. »Wo wurde das aufgenommen?« fragte er.
    »Georgetown, vor vier Tagen.«
    »Dieses Georgetown?« fragte Saul. »Was hat er in Washington gemacht? Warum hast du ihn fotografiert?«
    »Levi hat ihn fotografiert«, sagte Aaron lächelnd. »Ich habe am Montag Mr. Bordens Trauerfeier in Forest Lawn besucht. Tony Harod hat den Nachruf gesprochen. Meine wenigen Hintergrundinformationen deuteten darauf hin, daß Mr. Harod deinem Mr. Borden sehr nahe gestanden hat. Als Harod am Dienstag nach Washington geflogen ist, bin ich ihm gefolgt. Es wurde sowieso Zeit, wieder nach Hause zu kommen.«
    Saul schüttelte den Kopf. »Und du bist ihm nach Georgetown gefolgt?«
    »Das mußte ich nicht, Onkel Saul. Ich habe Levi angerufen, und der ist ihm vom Flughafen aus gefolgt. Ich bin erst später dazugestoßen. Dann haben wir die Fotos gemacht. Ich wollte mit dir reden, bevor wir die Fotos Dan oder Mr. Bergman zeigen.«
    Saul betrachtete die beiden Fotografien stirnrunzelnd. »Ich verstehe nicht, was die für eine Bedeutung haben könnten«, sagte er. »Handelt es sich um eine spezielle Adresse?«
    »Nein«, sagte Aaron. »Es ist ein Haus, das an Bechtronics vermietet ist, eine Tochtergesellschaft von HRL Industries.«
    Saul zuckte die Achseln. »Ist das wichtig?«
    »Nein«, sagte Aaron. »Aber das hier.« Er schob noch fünf Fotos über den Tisch. »Levi hatte seinen Bell TelephoneLieferwagen«, sagte Aaron mit befriedigtem Tonfall. »Er war zehn Meter hoch auf einen Masten geklettert, als er diese Bilder von ihnen machte, wie sie durch die Gasse gingen. Ansonsten ist diese Gasse vollkommen abgeschirmt. Diese Männer gehen den geschützten Gehweg hier entlang, machen das Tor auf, steigen in die Limousine ein und fahren weg. Nachbarn können sie nicht sehen. Vom Ende der Gasse aus sind sie auch nicht zu erkennen. Perfekt.«
    Die Schwarzweißfotos zeigten jeden einzelnen der Männer im selben Augenblick, als er zwischen Tor und Limousine stand; die Abzüge waren stark vergrößert und körnig. Saul studierte jedes einzelne gründlich und sagte: »Die kenne ich nicht, Moddy.«
    Aaron stützte den Kopf mit beiden Händen. »Wie lange lebst du schon in diesem Land, Onkel Saul?« Da Saul nicht antwortete, deutete Aaron mit dem Finger auf das Foto eines Mannes mit kleinen Augen, klobigem Kiefer und einem dichten Schopf weißen Lockenhaars. »Das ist James Wayne Sutter, den Gläubigen besser als Reverend Jimmy Wayne bekannt. Läutet es?«
    »Nein«, sagte Saul.
    »Fernsehprediger«, sagte Aaron. »Hat 1964 mit einer Autokinokirche in Alabama angefangen und verfügt heute über seinen eigenen Satelliten, Kabelkanäle und steuerfreie Firmeneinkünfte in der Größenordnung von achtunddreißig Millionen Dollar täglich. Seine politischen Ansichten sind ein Stück rechts von denen von Attila dem Hunnen. Wenn Reverend Jimmy Wayne verkündet, daß die Sowjetunion das Instrument des Satans ist - was er jeden Tag in der Glotze tut -, dann sagen etwa zwölf Millionen Zuschauer >Halleluja<. Selbst Premierminister Begin macht Kratzfüße vor dem Schmuck. Ein Teil der Spenden landet in Form von Waffenlieferungen in Israel. Alles, um das Heilige Land zu retten.«
    »Es ist kein Geheimnis, daß Israel über Kontakte zu diesen Fundamentalisten des rechten Flügels verfügt«,

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