Kraft des Bösen
und kicherte. »Nee. Und ich werde ganz bestimmt nicht zurückfahren.«
»Rob, was geht hier vor?«
Gentry schüttelte den Kopf. »Ich habe gedacht, das könntest du mir vielleicht sagen.«
Natalie erschauerte. »Ich habe so etwas ... so etwas noch nie empfunden. Ich konnte gar nichts machen. Es war, als wäre mein Körper nicht mehr mein eigener gewesen.«
»Dann wissen wir jetzt, daß es sie wirklich gibt«, sagte Gentry.
Natalie lachte etwas zu laut. »Rob, die alte Dame . Melanie Fuller. sie ist hier. Irgendwo in Germantown. Marvin und die anderen haben sie gesehen. Und sie hat letzte Nacht wieder zwei Bandenmitglieder getötet. Ich war bei .«
»Moment mal«, sagte Gentry, der die Straßenbahn und einen städtischen Bus mit der Aufschrift SEPTA überholte. Die Kopfsteinpflaster straße erstreckte sich gerade und menschenleer vor ihnen. »Wer ist Marvin?«
»Marvin ist der Anführer der >Soul Brickyard<-Bande«, sagte Natalie. »Er ...«
Etwas prallte von hinten gegen den Pinto. Natalie wurde nach vorn geschleudert und stützte sich mit den Händen ab, damit sie nicht mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe stieß. Gentry fluchte und wirbelte herum. Der riesige Kühler des städtischen Busses füllte die ganze Heckscheibe aus, während dieser beschleunigte, um sie noch einmal zu rammen »Festhalten!« rief Gentry und trat das Gaspedal durch. Der Bus kam rasch näher und stieß noch einmal gegen das Heck des Pinto, ehe das kleine Auto davonzog.
Gentry beschleunigte den Pinto bis auf fünfundfünfzig Meilen und holperte über das Pflaster und die Straßenbahnschienen. Selbst bei geschlossenen Fenstern konnte er den Dieselmotor des Busses aufbrüllen hören, als dieser durch ein halbes Dutzend Gänge gejagt wurde, um sie einzuholen. »Oh, verdammt«, sagte Gentry. Einen Block voraus parkte ein Wohnmobil in eine Ladezone ein und versperrte vorübergehend die Straße. Gentry überlegte, ob er auf den rechten Gehweg fahren sollte, sah dort einen alten Mann in einem Mülleimer wühlen und bog statt dessen scharf links in eine schmale Nebenstraße ein, wobei der Pinto über die Bordsteinkante wegschmierte. Dem Lärm nach zu urteilen, war die Heckstoßstange beim ersten Zusammenstoß abgerissen worden und schleifte jetzt nach. Reihenhäuser huschten auf beiden Seiten vorbei. Schrottautos, neue Wagen und Wracks ohne Reifen säumten den rechten Gehweg.
»Er folgt uns immer noch!« schrie Natalie.
Gentry sah in den Rückspiegel und bekam gerade noch mit, wie der riesige Bus die Kurve nahm, indem er über den Gehweg fuhr, wobei er zwei Parkverbotsschilder und einen Briefkasten mitriß und dann in einer Wolke von Dieselabgasen hinter ihnen her den Hang hinunterraste. Gentry sah eine kleine Delle vom ersten Zusammenstoß in der breiten Stoßstange. »Das kann ich echt nicht glauben«, sagte Gentry.
Am Ende des Hangs endete die Straße bei einer T- Kreuzung, direkt voraus erhob sich eine verschneite Eisenbahnböschung, östlich und westlich lagen Brachgrundstücke und Lagerhallen. Gentry bog scharf links ab, konnte hören, wie die Heckstoßstange abriß, und lauschte dem kleinen Vierzylindermotor, der sich kaputtrackerte.
»Können sie uns einholen?« hauchte Natalie, als der Bus hinter ihnen um die Kurve röhrte und ein Stück auf den Bahndamm rutschte, ehe er wieder auf die Fahrbahn kam. Gentry sah ganz kurz einen Fahrer in Khaki, der das Lenkrad mit steifen Armen hielt, und hinter ihm dunkle Gestalten im Mittelgang.
»Er kann uns nicht einholen, wenn wir keine Dummheit machen«, sagte Gentry. Die schmale Straße machte vor einer leerstehenden Fabrik eine scharfe Rechtskurve, verlief fünfzig Meter bergab zwischen verlassenen Mietshäusern und Brachplätzen voller Bauschutt und hörte am Bahndamm auf. Nirgends hatte ein Sackgassenschild gestanden.
»So eine zum Beispiel?« sagte Natalie.
»Genau.« Gentry brachte den Pinto schlitternd auf dem engen Wendehammer zum Stillstand.
Gentry wußte, er konnte mit dem Pinto unmöglich einen zehn Meter hohen, geröllübersäten Hang hinauffahren. Links von ihnen bot ein verlassenes Backsteingebäude ein hohes Tor und einen sechs Meter langen Maschendrahtzaun, der einen schlammigen Parkplatz von der Straße trennte. Gentry hielt es für möglich, daß er mit dem Pinto durch das Tor fahren konnte, war aber nicht sicher, ob der Schlammplatz eine Verbesserung gegenüber ihrer derzeitigen Situation bringen würde. Rechts von ihnen lag eine Reihe einstöckiger Gebäude mit
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