Kraft des Bösen
Sekunde, die halbnackte Natalie und ihren entsetzten Gesichtsausdruck zu sehen, dann schwang er den Arm hoch und wieder nach unten und schlug dem Mann die Faust auf den Kopf, als wollte er mit bloßer Hand einen großen Nagel einschlagen. Der Mann hatte aufstehen wollen, jetzt wurde er tief in die durchgesessenen Polster gedrückt prallte zweimal ab und sank dann bewußtlos über die linke Armlehne des Sessels.
Gentry vergewisserte sich, daß der Mann außer Gefecht war, dann drehte er sich zu Natalie um. Ihre Bluse war aufgeknöpft, der BH gelöst, aber sie machte keine Bewegung, sich zu bedecken. Ihr ganzer Körper fing an zu zittern wie vor einem epileptischen Anfall. Gentry zog den Mantel aus und legte ihn um sie, als sie nach vorne in seine Arme stürzte und den Kopf in stummer Verneinung hin und her drehte. Als sie zu sprechen versuchte, klapperten ihre Zähne so sehr, daß Gentry sie kaum verstehen konnte. »O ... R-Rob ... e ... e ... er hat versucht, mich zu ... zu ... ich ... konnte ga ... gar n-n-nichts m- machen.«
Gentry hielt sie, stützte sie und strich ihr über das Haar. Er überlegte fieberhaft, wie sein weiteres Vorgehen aussehen sollte.
»O G-g-gott, ich m-muß mich ... über ... übergeben.« Natalie stürzte ins Bad.
Gentry konnte sie hinter der geschlossenen Tür würgen hören, als er sich über den bewußtlosen Mann beugte, ihn auf den Boden legte, kurz und zielstrebig abtastete und seine Brieftasche herausholte. Anthony Harod, Beverly Hills. Mr. Harod besaß rund dreißig Kreditkarten, eine Playboy Key Card, eine Karte, die ihn als Ehrenmitglied der Writers Guild of America auswies, des amerikanischen Schriftstellerverbandes, sowie andere Plastik- und Papierkarten, die ihn mit Hollywood in Verbindung brachten. In der Jackentasche hatte er einen Schlüssel des Hotels Chestnut Hills. Harod regte sich sehr verhalten wieder, als Natalie korrekt gekleidet und mit vom Waschen noch feuchtem Gesicht aus dem Bad kam. Anthony Hirold stöhnte und rollte sich auf die Seite.
»Hol dich der Teufel «, sagte Natalie inbrünstig und trat nach dem Unterleib des liegenden Mannes. Sie trug feste Schuhe mit flachen Absätzen, und die Wucht des Trittes hätte ausgereicht für einen Vierzig-Meter-Paß. Sie hatte auf Harods Hoden gezielt, aber Harod drehte sich um, daher bekam er den Tritt nur auf die Hüfte, wurde zweimal herumgewirbelt und schlug sich den Kopf heftig am Holzpfosten des Betts an.
»Sachte, sachte«, sagte Gentry und kniete sich hin, um Atmung und Puls des Mannes zu überprüfen. Anthony Harod aus Beverly Hills, Kalifornien, war noch am Leben, aber in tiefer Bewußtlosigkeit. Gentry ging zur Tür. Das Zimmer hatte weder Riegel noch Kette; das andere Schloß war aufgeschraubt. Er kam zurück und legte seinen Arm um Natalie.
»Rob«, keuchte sie, »er war in meinem Kopf. Er h-h-hat m- m-mich Sachen tun lassen, Sachen aussprechen .«
»Schon gut«, sagte Gentry. »Wir verschwinden sofort von hier.« Er nahm ihre Ersatzschuhe, klappte ihren Koffer zu, half ihr in den Mantel und warf sich die Kameratasche über die Schulter. »Eine Feuerleiter führt in die Gasse hinunter. Glaubst du, du kannst mit mir runtergehen?«
»Ja, aber warum müssen wir .«
»Wir reden, wenn wir hier weg sind. Mein Auto parkt ein Stück entfernt von diesem Block. Komm mit.«
Draußen war es dunkel. Die Feuerleiter war windschief und schlüpfrig, und Gentry rechnete damit, daß das halbe Hotelpersonal zusammenlaufen würde, als er die quietschende, rostige Leiter die letzten drei Meter hinunterließ. Niemand ließ sich an der Hintertür sehen.
Er half Natalie die letzten Sprossen herunter, dann liefen sie hastig die dunkle Gasse entlang. Gentry roch Schnee und verfaulenden Abfall. Sie kamen auf der Germantown Avenue heraus, gingen dreißig Meter nach Westen und kamen zehn Meter von Gentrys Pinto entfernt um die Ecke. Niemand war zu sehen; niemand kam aus den dunklen Geschäften oder dem fernen Hotel, als Gentry den Zündschlüssel herum drehte, die Schaltung einrastete und auf die Chelten Avenue fuhr.
»Wohin fahren wir?« fragte Natalie.
»Ich weiß nicht. Einfach von hier weg, damit wir reden können.«
»Gut.«
Gentry bog nach Osten auf die Germantown Avenue ein und mußte vor einer Straßenbahn bremsen, die in dieselbe Richtung fuhr. »Verdammt«, sagte er.
»Was?«
»Ach, nichts. Ich habe meinen Koffer im Hotelzimmer gelassen.«
»Etwas Wichtiges darin?«
Gentry dachte an Hemden und Hosen zum Wechseln
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