Kraft des Bösen
Anthony. Thomas Jefferson.«
»Und?«
Sutter deutete mit einem großen Wurstfinger auf Harod. »Begreifen Sie denn nicht, Anthony? Trotz allem salbungsvollen Gerede, wonach diese Nation auf religiösen Prinzipien begründet ist - daß es sich um eine christliche Nation handelt, und so weiter -, waren die meisten Gründungsväter wie Jefferson ... Atheisten, kopflastige Intellektuelle, Unitarier ... «
»Und?«
»Das bedeutet, das Land wurde von einer Bande von holzköpfigen, weltlichen Humanisten gegründet, Anthony. Darum können wir Gott nicht mehr in unseren Schulen haben. Darum töten wir eine Million ungeborene Babys täglich. Darum werden die Kommunisten immer mächtiger, während wir von Abrüstung sprechen. Gott hat mir die >Gabe< gegeben, um die Herzen und Seelen des kleinen Mannes zu rühren, damit wir dieses Land zu einer christlichen Nation machen können, Anthony.«
»Und darum wollen Sie meine Hilfe als Gegenleistung für Ihre Unterstützung und Ihren Schutz vor dem Island Club«, sagte Harod.
»Eine Hand wäscht die andere«, lächelte Sutter.
»Hört sich an, als wollten Sie eines Tages Präsident werden«, sagte Harod. »Ich habe gedacht, wir hätten uns gestern nur darüber unterhalten, daß wir die Hackordnung des Island Club ein wenig ändern.«
Sutter breitete die Hände mit nach oben gekehrten Handflächen aus. »Was ist schlecht daran, wenn man im großen Rahmen denkt, Anthony? Bruder C. Kepler, Trask und Colben haben alle jahrzehntelang in der Politik herumgepfuscht. Ich habe Bruder C. vor vierzig Jahren bei einer politischen Veranstaltung konservativer Prediger in Baton Rouge kennengelernt. Es kann nicht falsch sein, wenn man einmal darüber nachdenkt, zur Abwechslung wieder einen guten Christen ins Weiße Haus zu bringen.«
»Ich dachte, Jimmy Carter wäre ein guter Christ gewesen«, sagte Harod.
»Jimmy Carter war ein wiedergeborener Waschlappen«, sagte Sutter. »Ein richtiger Christ hätte gewußt, was er mit dem Ayatollah tun mußte, als dieser anfing, amerikanische Staatsbürger zu bedrohen. In der Bibel steht >Auge um Auge, Zahn um Zahn<. Wir hätten diesen moslemischen und schiitischen Dreckskerlen die Zähne einschlagen sollen.«
»Wenn man der NCPAC Glauben schenken will, waren es die Christen, die Reagan gerade ins Amt gebracht haben«, sagte Harod. Er stand auf und schenkte sich noch einen Wodka ein. Politische Diskussionen langweilten ihn immer.
»Quatsch«, sagte Jimmy Wayne Sutter. »Bruder C. Kepler und Trask, dieser Eselsarsch, haben unseren Freund Roland dahin gebracht, wo er jetzt ist. Dolan und die Dummköpfe von der NCPAC sind vorschnell. Das Land macht einen Rechtsruck, aber es wird zu vorübergehenden Gegenreaktionen kommen. Aber bis 1988 oder 1992 werden sie für einen wahren christlichen Kandidaten bereit sein.«
»Sie?« sagte Harod. »Stehen da nicht andere vor Ihnen in der Schlange?«
Sutter sah ihn finster an. »Wer denn, zum Beispiel?«
»Wie heißt er noch gleich«, sagte Harod. »Dieser Typ von der Moralischen Mehrheit. Falwell.«
Sutter lachte. »Jerry wurde von unseren rechtsgerichteten Freunden in Washington gemacht. Er ist ein Golem. Wenn ihm das Geld ausgeht, werden alle feststellen, daß er ein Abfallhaufen in Menschengestalt ist. Und nicht einmal besonders kluger Abfall.«
»Was ist mit diesen älteren Jungs?« sagte Harod und versuchte, sich an die Namen der Wunderheiler und Schlangenbeschwörer zu erinnern, die er ab und zu beim Umschalten in den Kabelkanälen von L. A. gesehen hatte. »Rex Hobart .«
» Humbard «, verbesserte Sutter, »und Oral Roberts, denke ich. Haben Sie den Verstand verloren, Anthony?«
»Was meinen Sie damit?«
Sutter holte eine Havanna aus einer Feuchtbox und zündete sie an. »Wir sprechen hier von Leuten, denen der Kuhmist noch an den Stiefeln klebt«, sagte Reverend Jimmy Wayne Sutter. »Wir sprechen von guten alten Jungs, die im Fernsehen auftreten und sagen: >Drückt euer krankes oder wundes Körperteil an den Bildschirm, Freunde, und ich heile es!< Können Sie sich vorstellen, Anthony, die vielen Hämorrhoiden und Verbrennungen und Schwären und eiternden Infektionen ... und der Mann, der diese biologischen Fehlschläge segnet, soll ausländische Würdenträger empfangen und in Lincolns Schlafzimmer schlafen?«
»Man kann es nicht fassen«, sagte Harod, der mit seinem vierten Wodka anfing. »Wie sieht es mit einigen anderen aus? Sie wissen schon, Ihre Konkurrenten.«
Reverend Sutter verschränkte die
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