Kraft des Bösen
einen Leckt-mich-doch-Brief schrieb und sich verpißte wie der Teufel; Maria Chen, in ihrem blauen Badeanzug vom Strand zurück, und die beiden unterhielten sich bei Croissants und frisch gebrühtem Kaffee, während die Sonne über der Lagune aufging. Es gefiel Harod, verliebt zu sein.
Janet Delacourte kam nackt aus dem Bad und schüttelte das lange, blonde Haar über die Schultern. »Tony, Baby Doll, hast du eine Zigarette?«
»Nein.« Harod schlug die Augen auf und sah sie an. Janet hatte das Gesicht einer verbitterten Fünfzehnjährigen und Brüste wie aus einem feuchten Traum von Russ Meyer. Nach drei Filmen waren ihre schauspielerischen Fähigkeiten glücklicherweise noch unentdeckt geblieben. Sie hatte einen dreiundsechzigjährigen Millionär aus Texas geheiratet, der ihr ein eigenes Vollblut und die Rolle der Diva für einen Opernabend gekauft hatte, der monatelang Lachschlager von Houston gewesen war, und jetzt war er gerade dabei, Hollywood für sie zu kaufen. Schu Williams, der Regisseur von The White Slaver, hatte Harod letzte Woche bei Drinks gestanden, daß Delacourte nicht einmal dann überzeugend eine Fallende darstellen könnte, wenn man sie von einer Klippe stoßen würde. Harod hatte Williams daran erinnert, woher drei Millionen des Gesamtbudgets von neun Millionen kamen, und vorgeschlagen, sie sollten das Drehbuch zum fünften Mal umschreiben und die Szenen streichen, wo Janet etwas machen mußte, das ihre Fähigkeiten überstieg - zum Beispiel sprechen -, und dafür noch ein paar Badewannen- und Harems-Szenen einbauen.
»Macht nichts, ich habe eine hier in der Handtasche.« Sie wühlte durch eine Stoffhandtasche, die größer war als Harods gewöhnliches Handgepäck.
»Hast du heute keinen zweiten Auftritt?« fragte Harod. »Noch eine Probe der Serail-Szene mit Dirk?«
»Nn-nnn.« Sie kaute Kaugummi beim Rauchen und schaffte es irgendwie, beides gleichzeitig mit offenem Mund zu machen. »Schuey hat gesagt die Aufnahme vom Dienstag wird die beste sein, die wir bekommen.« Sie lag quer auf dem Bett, auf die Ellbogen gestützt, und hatte die gewaltigen Brüste auf Hirods Schienbeinen liegen wie blasse Wintermelonen in der Auslage des Lebensmittelhändlers.
Harod machte die Augen zu.
»Tony, Baby Doll, stimmt es, daß du das Original von diesem Band hast?«
»Von welchem Band?«
»Du weißt schon. Das, wo die kleine olle Shayla Berrington einem Typen den Schwanz lutscht.«
»Ach das.«
»Herrgott, ich muß dieses zehnminütige Video in den letzten Monaten bei mindestens sechzig Partys gesehen haben. Man sollte meinen, daß die Leute es irgendwann einmal satt haben, ihr zuzusehen. Sie hat fast keine Titten, oder?«
»Mmmm«, sagte Harod.
»Ich habe eine Wohltätigkeitsveranstaltung besucht, wo sie auch war. Du weißt schon, für diese behinderten Kinder mit Wieheißtesnochgleich? Sie saß bei Dreyfus und Clint und Meryl am Tisch. Ich glaube, Shayla ist so erhaben, daß sie denkt, ihr Pipi stinkt nicht, wenn du verstehst, was ich meine. Geschieht ihr ganz recht, daß alle sie komisch ansehen und über sie lachen und so.«
»Machen sie das?«
»Na klar. Don ist so komisch. Er hat eine echt lustige Rede gehalten, weißt du, hat jedem am Prominententisch eins ausgewischt klar? Und dann kommt er zu Shayla und sagt so was wie; >Und nun kommen wir zur hübschesten jungen Meerjungfrau, seit Esther Williams die Bademütze an den Nagel gehängt hat<, oder so, weißt du, nur komischer. Also, hast du es?«
»Was?«
»Du weißt schon, das Original vom Band.«
»Was spielt es schon für eine Rolle, wer das Original hat, wo Kopien davon in der ganzen Stadt die Runde machen?«
»Tony, Baby Doll, ich bin nur neugierig, mehr nicht. Ich meine, es wäre doch ein Knüller, wenn du das Band gemacht hättest, nachdem die kleine Shayla dein Angebot für die Hauptrolle von White Slobber abgelehnt hatte.«
»White Slobber?«
»Oh, so nennt Schuey das Projekt. So wie Chris Plummer The Sound of Music immer The Sound of Mucus nennt, klar?
Im Studio nennen wir es alle so.«
»Niedlich«, sagte Harod. »Wer hat gesagt, daß die Berrington die Rolle je angeboten bekommen hat?«
»Oh, Baby Doll, alle wissen, daß sie die erste Wahl war. Ich schätze, wenn die kleine Miß Sonnenschein unterschrieben hätte, wäre das Budget von zwanzig Millionen beibehalten worden.« Janet Delacourte drückte die Zigarette aus und lachte. »Jetzt bekommt sie natürlich gar nichts mehr. Ich habe gehört, die Leute bei Disney
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