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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Familie bewachen es noch. Deutsche, Vater und Sohn namens Meyer. Mein Brief kam nie zurück, und wenige Wochen später habe ich von Willi gehört. Poststempel aus Frankreich. Der zweite Brief aus New York.«
    »Was schreibt er?« fragte Harod. Er war wütend, und sein Herz schlug doppelt so schnell.
    »Willi sagt daß er nur dem Club beitreten und sich diesen Sommer auf der Insel entspannen will.«
    »Ha!« sagte Harod.
    »Ich glaube ihm«, sagte Kepler. »Ich glaube, der alte Mann war gekränkt, daß wir nicht schon früher daran gedacht haben, ihn einzuladen.«
    »Und womöglich ein bißchen verstimmt, weil Sie versucht haben, ihn samt seinem Flugzeug zu sprengen, und seine alte Freundin Nina gegen ihn aufgehetzt haben?«
    »Das möglicherweise auch«, sagte Kepler. »Aber ich glaube, er ist bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen.«
    »Was sagt Barent dazu?«
    »Mr. Barent weiß nicht, daß ich mit Willi in Verbindung stehe.«
    »Herrgott«, sagte Harod, »gehen Sie damit nicht ein verdammt großes Risiko ein?«
    Kepler grinste. »Gestern bei dieser Konditionierungssitzung hat er sie anscheinend gehörig in die Mangel genommen, Tony, was? Nein, das Risiko ist nicht allzu groß. Barent wird nichts Übereiltes tun, selbst wenn er es herausfindet. Da Charles und Nieman nicht mehr sind, steht C. Arnolds Koalition auf etwas wackligen Füßen. Ich glaube nicht, daß Barent seine Inselvergnügungen ganz für sich allein haben will.«
    »Werden Sie es ihm sagen?«
    »Ja«, sagte Kepler. »Ich glaube, nach dem gestrigen Tag wird Barent froh sein, daß ich einen Weg gefunden habe, mit Willi Verbindung aufzunehmen. Barent wird einverstanden sein, den alten Mann an den Lustbarkeiten des Sommerlagers teilnehmen zu lassen, wenn er sicher ist, daß keine Gefahr besteht.«
    »Wie könnte keine Gefahr bestehen?« fragte Harod. »Sehen Sie denn nicht, was Willi tun kann? Der alte Hurensohn wird vor nichts haltmachen.«
    »Genau«, sagte Kepler, »aber ich glaube, ich habe unseren furchtlosen Anführer überzeugt, daß es sicherer ist, Willi bei uns zu haben, wo wir ihn im Auge behalten können, anstatt draußen in den Schatten, wo er Spider King spielt und uns einen nach dem anderen wegputzt. Außerdem verläßt sich Barent immer noch darauf, daß jeder, der in ... äh ... persönlichen Kontakt mit ihm kommt, nie wieder eine Bedrohung sein wird.«
    »Glauben Sie, daß er Willi neutralisieren kann?«
    »Sie nicht?« Kepler klang ehrlich neugierig.
    »Ich weiß nicht«, sagte Harod schließlich. »Barents >Gabe< scheint einmalig zu sein, aber Willi ... nun, ich bin nicht sicher, ob Willi als völlig menschlich zu bezeichnen ist.«
    »Das spielt wirklich keine Rolle, Tony.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, es ist ziemlich wahrscheinlich, daß der Island Club für einen Führungswechsel überreif ist.«
    »Sie meinen, Barent stürzen? Wie wollen wir das bewerkstelligen?«
    »Das müssen wir gar nicht, Tony. Wir müssen nur mit unserem Brieffreund Wilhelm in Verbindung bleiben und ihm versichern, daß wir neutral bleiben, falls es zu ... Zwischenfällen auf der Insel kommt.«
    »Willi kommt ins Sommerlager?«
    »Am letzten Abend der öffentlichen Veranstaltung«, sagte Kepler. »Er wird sich in der darauffolgenden Woche zur Jagd zu uns gesellen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich Willi Barent derartig ausliefern würde«, sagte Harod. »Barent muß ... wieviel ... hundert Wachen vor Ort haben.«
    »Eher zweihundert«, sagte Kepler.
    »Ja, und Willis >Gabe< ist keinen Scheißdreck wert gegen so eine Armee. Warum sollte er es machen?«
    »Barent gibt ihm sein Ehrenwort, daß Willi freies Geleit hat«, sagte Kepler.
    Harod lachte. »Oh, na klar, dann wird es wohl in Ordnung sein. Willi wird seinen Kopf in die Guillotine legen, wenn Barent ihm sein Scheißwort gibt.«
    Kepler fuhr auf dem Mulholland Drive. Sie konnten die Schnellstraße unter sich sehen. »Aber Sie sehen die Möglichkeiten, Tony. Wenn Barent den alten Herrn eliminiert, gehen wir mit Ihnen als vollwertigem Mitglied einfach zur Tagesordnung über. Falls Willi ein paar Überraschungen im Ärmel hat, heißen wir ihn mit offenen Armen willkommen.«
    »Glauben Sie, Sie könnten neben Willi existieren?« fragte Harod.
    Kepler bog auf einen Parkplatz in der Nähe des Hollywood Bowl ab. Dort wartete eine graue Limousine mit getönten Scheiben. »Wenn man so lange wie ich unter Schlangengezücht lebt Tony«, sagte er, »spielt es eigentlich keine Rolle, was

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