Kraft des Bösen
Eindösen und sahen benommen durch ein Loch im Laub zu einem Fleckchen Himmel, wo sich Wolken und erlöschende Sterne abwechselten, als Jensen Luhars Gesicht dort erschien und ein breites, kannibalisches Grinsen zeigte. Harod schrie, als die riesige Hand herunterschnellte, sie an den Haaren hinaufzog und auf das scharfkantige Geröll am anderen Ende des Sklavenhauses warf.
»Das Spiel ist aus, Tony«, sagte Luhar/Willi, gleichzeitig verdeckte der mit Schweiß und Blut geölte schwarze Körper die Sterne und beugte sich über Harod.
Harods Surrogat wurde verprügelt und vergewaltigt, bevor Luhar das Gesicht und ihren Hinterkopf packte und mit einer raschen, ruckartigen Bewegung das Genick brach. Nur das Töten brachte Willi Punkte; die Vergewaltigung war erlaubt, aber irrelevant. Die Spieluhr zeigte, daß Harods Surrogat zwei Minuten und zehn Sekunden vor Sonnenaufgang starb, womit seine fünfzehn Punkte verfielen.
Am Montag schliefen die Spieler lang. Harod wachte als letzter auf, duschte und rasierte sich benommen und ging kurz vor Mittag zu dem üppigen Frühstücksbuffet hinunter. Die anderen vier Spieler lachten und erzählten Geschichten und gratulierten Willi alle - Kepler schwor lachend Rache beim Spiel heute nacht, Sutter sprach von Anfängerglück, und Barent war lächelnd und jovial ganz er selbst und versicherte Willi immer wieder, wie schön es sei, ihn an Bord zu haben. Harod ließ sich von dem Mann an der Bar zwei Bloody Marys geben, setzte sich in eine entlegene Ecke und brütete verdrossen vor sich hin.
Jimmy Wayne Sutter sprach als erster mit ihm, er kam über die schwarzweißen Fliesen auf ihn zugelaufen, als Harod gerade an seiner dritten Bloody Mary arbeitete. »Anthony, mein Junge«, sagte Sutter, als sie allein unter der breiten Tür zur Terrasse standen, von der man einen sanften Hang bis zur Klippe hinabsehen konnte, »heute nacht müssen Sie eine bessere Leistung zeigen. Bruder Christian und die anderen achten auf Stil und Unterhaltung, nicht unbedingt Punkte. Benützen Sie heute nacht den Mann, Tony, und beweisen Sie ihnen, daß Sie die richtige Entscheidung getroffen haben, als Sie sie in den Club aufnahmen.« Harod hatte ihn nur angesehen und nichts gesagt.
Kepler sprach ihn an, als sie sich alle zu Willis Erbauung in den Anlagen des Sommerlagers versammelt hatten. Kepler sprang die letzten zehn Stufen des Amphitheaters hinauf und schenkte Harod sein Charleton-Heston-Grinsen. »Nicht schlecht, Harod«, sagte er, »Sie hätten es fast bis Sonnenaufgang geschafft. Aber lassen Sie sich einen guten Rat von mir geben, Junge, okay? Mr. Barent und die anderen möchten ein bißchen Initiative sehen. Sie haben Ihr eigenes männliches Surrogat mitgebracht. Benützen Sie ihn heute nacht ... wenn Sie können.«
Barent ließ Harod in seinem elektrischen Wagen mitfahren, als sie zum Herrenhaus zurückkehrten. »Tony«, sagte der Milliardär und lächelte verhalten über Harods verdrossenes Schweigen, »wir sind sehr erfreut, daß Sie dieses Jahr bei uns sind. Es dürfte den anderen Spielern gefallen, wenn Sie so schnell wie möglich mit einem männlichen Surrogat arbeiten würden. Selbstverständlich nur, wenn Sie möchten. Es besteht kein Grund zur Eile.« Sie fuhren schweigend zum Anwesen zurück.
Willi kam als letzter und stellte Harod, als dieser das Herrenhaus verließ, um eine Stunde vor dem Abendessen Maria Chen am Strand Gesellschaft zu leisten. Harod schlich sich zum Nebeneingang hinaus und suchte seinen Weg durch verschlungene Gartenpfade unter Bodenebene, deren Irrgarten durch hohe Blumen- und Farnrabatten weiter kompliziert wurde, als er eine kleine, verzierte Brücke überquerte, sich nach links durch einen winzigen Zen-Garten wandte und auf Willi traf, der auf einer langen, weißen Bank saß und wie eine bleiche Spinne in einem Netz aus Eisen aussah. Bei ihm Tom Reynolds, dessen stumpfe Augen, lange blonde Haare und langen Finger - nicht zum erstenmal - den Eindruck in Harod erweckten, daß Willis Handlanger aussah wie ein zum Henker gewordener Rockstar.
»Tony«, murmelte Willi mit seiner heiseren, akzentuierten Stimme, »es wird Zeit, daß wir miteinander reden.«
»Jetzt nicht«, sagte Harod und wollte weitergehen. Reynolds kam hervor und versperrte ihm den Weg.
»Wissen Sie, was Sie machen, Tony?« fragte Willi leise.
»Wissen Sie es?« schnappte Harod, der sofort merkte, wie kläglich sich das anhörte, und nur seines Weges gehen wollte.
»Ja«, murmelte Willi. »Ich weiß
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