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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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eindeutig schon >benützt< wurden, und stellte, begleitet von einem nachdrücklichen Schock des Wiedererkennens, fest, daß der große, kräftige, muskulöse Neger derjenige wir, mit dem Willi bei unserem letzten Treffen Schwierigkeiten gehabt hatte Jensen irgendwas.
    Ich war neugierig. Ich wandte jedes Quentchen meiner verstärkten >Gabe< auf, dämpfte meinen Kontakt zu Justin, meiner Familie, dem Mann, der in seiner kleinen, leicht schaukelnden Kabine schlief, zu allen, sogar mir selbst und war so imstande, mich in eine der Wachen zu projizieren, wo ich genügend Kontrolle ausübte, daß ich zumindest vage Sinneseindrücke empfing, etwa so, als würde man die stumpfe Spiegelung eines schlecht eingestellten Fernsehers sehen, während die Gruppe die ganze Länge des Korridors entlangschritt, vorbei an Eisentüren und uralten Säulen, dieselbe unterirdische Straße entlang, auf der wir gekommen waren, und schließlich die lange, dunkle Rampe hinauf zum Geruch verfaulender Vegetation und in die tropische Nacht hinaus.
     

64. Kapitel
     
    Dolmann Island: Montag, 15. Juni 1981
     
    In der zweiten Nacht blieb Harod keine andere Wahl, als zu versuchen, den Mann zu >benützen<, den er aus Savannah mitgebracht hatte.
    Die erste Nacht war ein Alptraum für ihn gewesen. Es war ihm schwergefallen, die Frau zu kontrollieren, für die er sich entschieden hatte - eine große, stämmige Amazone mit kantigem Kiefer, kleinen Brüsten und einem unattraktiven Kurzhaarschnitt, eine von Sutters wiedergeborenen Obdachlosen, die er jedes Jahr isoliert und wohlgenährt im Bible Outreach- Institut hielt, bis der Island Club ein Surrogat benötigte. Aber sie war ein erbärmliches Surrogat; Harod mußte jedes Quentchen seiner Begabung aufwenden, damit er sie nur dazu brachte, mit den vier männlichen Surrogaten bis zu der Lichtung fünfzig Meter hinter dem Nordzaun der Sicherheitszone zu gehen. Ein großes Pentagramm war dort in den Boden gebrannt worden, und an jeder Spitze des Sterns befand sich ein Kreidekreis. Die anderen vier nahmen ihre Plätze ein - Jensen Luhar ging mit ausgreifenden, sicheren Schritten zu seinem Kreis - und warteten, bis Harods Frau trunken an ihren Platz torkelte. Harod wußte, es gab viele Gründe: Er war es gewöhnt, Frauen auf geringere, intimere Distanz zu kontrollieren, die hier war für seinen Geschmack viel zu maskulin, und - nicht zuletzt - er hatte Sterbensangst.
    Die anderen Männer am großen, runden Tisch im Spielzimmer saßen bequem in ihren Sesseln, während Harod zappelte und herumrutschte und krampfhaft versuche, Kontakt mit der jungen Frau zu halten und sie an den rechten Platz zu bewegen. Als er sie still in der gefährlichen Mitte des Kreises stehen hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Zimmer zu, nickte und wischte sich den Schweiß von Stirn und Brauen.
    »Ausgezeichnet«, sagte C. Arnold Barent mit mehr als nur einer Andeutung von Mißfallen in der Stimme, »damit scheinen wir ja bereit zu sein. Sie kennen die Regeln. Wenn jemand bis Sonnenaufgang überlebt, aber niemanden tötet, werden fünfzehn Punkte als Belohnung vergeben, aber das Surrogat wird terminiert. Wenn das Surrogat einhundert Punkte anhäuft, indem es die anderen vor Sonnenaufgang eliminiert, kann er ... oder sie ... beim Spiel morgen nacht wieder verwendet werden, wenn Sie möchten. Ist das auch von unseren neuen Mitspielern verstanden worden?«
    Willi lächelte. Harod nickte nervös.
    »Nur zur Erinnerung«, sagte Kepler, der die Ellbogen auf die gebeizte Tischplatte stützte und sich Harod zuwandte, »wenn Ihr Surrogat schon frühzeitig entfernt wird, können Sie den Rest des Spiels vom Monitorraum nebenan verfolgen. Es befinden sich über siebzig Kameras auf dem nördlichen Teil der Insel. Die Übertragung ist ziemlich gut.«
    »Aber längst nicht so gut, wie selbst im Spiel zu bleiben«, sagte Sutter. Ein Film aus Schweißperlen überzog Stirn und Oberlippe des Predigers.
    »Meine Herren«, sagte Barent, »wenn wir bereit sind. Die Leuchtkugel wird in dreißig Sekunden abgefeuert werden. Nach diesem Signal fangen wir an.«
    Die erste Nacht war ein Alptraum für Harod. Die anderen hatten die Augen geschlossen und sofort die Kontrolle übernommen, während er den größten Teil der dreißigstündigen Vorbereitungszeit gebraucht hatte, allein den Kontakt wiederherzustellen.
    Dann befand er sich in ihrem Verstand, spürte die Dschungelbrise auf ihrer nackten Haut spürte ihre kleinen Brustwarzen, die sich im kalten

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