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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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über dem rechten Schulterblatt und warf ihn in den schlammigen Bach.
    Zwei Schnellboote kamen auf der Brandung hereingerast, das dritte kreiste dreißig Meter draußen. Saul stöhnte, rollte sich auf eine Seite und betrachtete seinen linken Schenkel. Die Kugel hatte eine blutende Spur dicht unter dem Hüftknochen an der Außenseite des Beins hinterlassen. Er tastete mit der linken Hand nach der Wunde am Rücken, aber was immer ihn dort getroffen hatte, hatte sein Schulterblatt betäubt. Seine Hand war blutig, aber das sagte ihm wenig. Er hob den rechten Arm und bewegte die Finger. Wenigstens funktionierte sein Arm noch.
    Zum Teufel damit, dachte Saul in Englisch und kroch auf den Dschungel zu. Zwanzig Meter entfernt am Strand berührte der Bug des ersten Bootes Sand, und vier Männer wateten mit hoch erhobenen Gewehren ans Ufer.
    Saul, der immer noch kroch, sah auf und erblickte die unregelmäßigen Ränder der vorüberziehenden Wolken. Sterne wurden sichtbar, während Blitze noch die Welt im Norden und Westen erhellten. Dann verzogen sich die letzten Wolken wie ein großer Vorhang, der zu einem dritten und letzten Akt zurückgezogen wurde.
    Tony Harod stellte fest daß er eine Scheißangst hatte. Die fünf waren in die große Diele hinuntergegangen, wo Barents Leute bereits zwei große Stühle aufgestellt hatten, die einander auf beiden Seiten des gefliesten Bodens gegenüberstanden. Barents >Neutrale< hielten an jeder Tür und jedem Fenster Wache, und die automatischen Waffen wollten gar nicht zu ihren blauen Blazern und grauen Stoffhosen passen. Eine kleine Gruppe stand um Maria Chen herum, einschließlich eines Mannes namens Tyler, der Keplers Attaché war, und Willis anderen Handlangers, Tom Reynolds. Harod konnte zur breiten Verandatür hinaus auf den Rasen sehen, wo Barents Privathelikopter dreißig Meter entfernt in Richtung der Klippen im Leerlauf wartete, umgeben von einer Schwadron >Neutraler<, die im Schein der Flutlichter blinzelten.
    Barent und Willi schienen die einzigen zu sein, die wirklich begriffen, was vor sich ging. Kepler ging weiter auf und ab und rang die Hände wie ein zum Tode Verurteilter, während Jimmy Wayne Sutter den glasigen, lächelnden, leicht fassungslosen Blick eines Mannes hatte, der mitten in einem Peyote-Traum steckt. Harod sagte: »Und wo ist das Scheißschachbrett?«
    Barent lächelte und ging zu einem langen Louis-XIV.-Tisch mit Flaschen, Gläsern und einem Frühstücksbuffet. Auf einem anderen Tisch stand eine Vielzahl elektronischer Ausrüstung, daneben der schnurrbärtige FBI-Mann namens Swanson mit Kopfhörern und Mikrofon. »Man braucht kein Schachbrett zum Spielen, Tony«, sagte Barent. »Schließlich handelt es sich weitgehend um eine geistige Übung.«
    »Und Sie beide spielen schon seit Monaten brieflich, haben Sie gesagt?« fragte Joseph Kepler. Seine Stimme klang gepreßt. »Seit der Zeit letzten Dezember, als wir Nina Drayton in Charleston losgelassen haben?«
    »Nein«, sagte Barent. Er nickte, worauf ein Diener im blauen Blazer ihm ein Glas Champagner einschenkte. Er trank davon und nickte. »Tatsächlich hat Mr. Borden schon ein paar Wochen vor Charleston sich wegen des Eröffnungszugs mit mir in Verbindung gesetzt.«
    Kepler lachte schroff. »Sie haben mich also in dem Glauben gelassen, ich wäre der einzige, der mit ihm Kontakt hat, obwohl Sie und Sutter die ganze Zeit mit ihm in Verbindung standen.«
    Barent sah zu Sutter. Der Prediger starrte mit leerem Blick zur Verandatür hinaus. »Die Beziehung zwischen Reverend Sutter und Mr. Borden reicht viel weiter zurück«, sagte Barent.
    Kepler ging zum Tisch und schenkte sich ein großes Glas Whiskey ein. »Sie haben mich benützt, genau wie Colben und Trask.« Er trank fast das ganze Glas mit einem Schluck leer. »Genau wie Colben und Trask.«
    »Joseph«, beschwichtigte Barent, »Charles und Nieman waren zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    Kepler lachte wieder und schenkte sich noch einen Drink ein. »Geschlagene Figuren«, sagte er. »Vom Spielbrett genommen.«
    »Ja «, stimmte Willi von Herzen zu, »aber ich habe auch einige meiner eigenen Figuren verloren.« Er streute Salz auf ein hartgekochtes Ei und biß herzhaft hinein. »Herr Barent und ich waren zu Beginn des Spiels viel zu sorglos mit unseren Dirnen.«:
    Harod ging zu Maria Chen und nahm ihre Hand in seine. Ihre Finger waren kalt. Barents Wachen standen mehrere Meter entfernt. Sie beugte sich dicht zu Harod und flüsterte: »Sie haben mich

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