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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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durchsucht, Tony. Sie wußten von der Waffe im Boot. Jetzt gibt es kein Entkommen mehr von der Insel.«
    Harod nickte.
    »Tony«, flüsterte sie und drückte seine Hand, »ich habe Angst.«
    Harod sah sich in dem großen Raum um. Barents Leute hatten kleine Spots angebracht, die nur einen Teil der schwarzweiß gefliesten Diele erhellten. Jede Fliese schien etwa einen Meter zwanzig im Quadrat zu messen. Er stellte fest, daß er ein gigantisches Schachbrett betrachtete. »Keine Sorge«, flüsterte er Maria Chen zu, »ich bringe dich von hier weg, ich schwöre es.«
    »Ich liebe dich, Tony«, flüsterte die bildschöne Eurasierin.
    Harod sah sie eine ganze Weile an, drückte ihre Hand und ging zum Buffettisch zurück.
    »Was ich nie verstanden habe, Herr Borden«, sagte Barent gerade, »ist, wie es Ihnen gelungen ist, die Fuller daran zu hindern, das Land zu verlassen. Richard Haines und seine Leute haben nie herausgefunden, was auf dem Flughafen von Atlanta passiert ist.«
    Willi lachte und leckte sich kleine, weiße Eikrümel von den Lippen, »Ein Telefonanruf«, sagte er. »Ein einfacher Telefonanruf. Ich hatte vor Jahren schon heimlich einige Telefongespräche zwischen meiner lieben Freundin Nina und Melanie auf Band aufgezeichnet und diese zurechtgeschnitten.« Willis Stimme wechselte zu einem schrillen Falsett. »Melanie, Darling, bist du das, Melanie? Hier spricht Nina, Melanie.« Willi lachte und nahm sich ein zweites hartgekochtes Ei.
    »Und Sie hatten sich Philadelphia schon als Spielbrett für unser Mittelspiel ausgesucht?« fragte Barent.
    »Nein «, sagte Willi. »Ich war darauf vorbereitet, überall zu spielen, wo es Melanie Fuller hin verschlagen würde. Aber Philadelphia war durchaus akzeptabel, da es meinem Vertrauten Jensen Luhar möglich war, sich ungehindert unter den anderen Schwarzen zu bewegen.«
    Barent schüttelte leutselig den Kopf. »Da fand ein sehr teurer Schlagabtausch statt. Einige sehr unaufmerksame Züge beiderseits.«
    »Ja, meine Dame für einen Springer und ein paar Bauern«, sagte Willi stirnrunzelnd. »Es war erforderlich, einen vorschnellen Zug zu verhindern, entsprach aber nicht meiner üblichen Turnierspielweise.«
    Swanson, der FBI-Mann, kam herüber und flüsterte Barent etwas ins Ohr. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick«, sagte der Milliardär und ging zum Funktisch. Als er zurückkam, sah er Willi finster an. »Was führen Sie im Schilde, Mr. Borden?«
    Willi leckte sich die Finger und sah Barent mit großen Unschuldsaugen an.
    »Was ist?« schnappte Kepler. »Was geht da vor?«
    »Mehrere Surrogate sind aus ihren Pferchen geflohen«, sagte Barent. »Mindestens zwei Wachen nördlich der Sicherheitszone sind tot. Mein Wachpersonal hat soeben Mr. Bordens farbigen Kollegen und eine Frau gesehen -, das weibliche Surrogat, das Mr. Harod auf die Insel gebracht hat -, die keine Viertelmeile von hier die Live Oak Lane entlanggehen. Was haben Sie vor, Sir?«
    Willi breitete die Arme aus. »Jensen ist ein alter und wertvoller Mitarbeiter. Ich wollte ihn nur zum Endspiel hierherbringen, Herr Barent.«
    »Und die Frau?«
    »Ich muß gestehen, daß ich vorhatte, sie ebenfalls einzusetzen«, meinte Willi achselzuckend. Der alte Mann sah sich im Saal um, wo zwei Dutzend von Barents >Neutralen< mit automatischen Waffen und Uzis bewaffnet Wache standen. Weitere Wachmänner waren lediglich als Schatten auf der Galerie oben zu erkennen. »Zwei nackte Surrogate können doch sicher für niemanden eine Bedrohung sein«, sagte er und kicherte.
    Reverend Jimmy Wayne Sutter wandte sich vom Fenster ab. »>Wird aber der HERR etwas Neues schaffen, daß die Erde ihren Mund auftut und sie verschlingt mit allem, was sie haben, daß sie lebendig hinunter zu den Toten fahren, so werdet ihr erkennen, daß diese Leute den HERRN gelästert haben. <« Er sah wieder in die Nacht hinaus. »Viertes Buch Mose, 16«, sagte er.
    »Vielen herzlichen Dank für die Scheißbelehrung«, sagte Harod. Er schraubte den Deckel einer teuren Flasche Wodka auf und trank direkt aus der Flasche.
    »Still, Tony«, schnappte Willi. »Nun, Herr Barent, würden Sie meine armen Bauern hereinbringen lassen, damit das Spiel weitergehen kann?«
    Keplers Augen waren vor Angst und Wut weit aufgerissen, als er C. Arnold Barent am Ärmel zupfte. »Töten Sie sie«, beharrte er. Er deutete mit einem Finger auf Willi. »Töten Sie Ihn. Er ist wahnsinnig. Er will die ganze verdammte Welt vernichten, nur weil er bald sterben muß.

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