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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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kurze Salven ab, fegte drei von den Stühlen und verwundete den vierten, der nach seiner Waffe griff, die in der Nähe auf einem Tresen lag. Der fünfte Mann entkam. Mein Wachmann ging um den Tisch herum, stieg über die Leichen, damit er an den Verwundeten herankam, der vergeblich versuchte, sich in einer Ecke zu verkriechen, und schoß zweimal auf ihn. Irgendwo löste ein Alarm das Bansheeheulen einer Sirene aus, die im gesamten unterirdischen Komplex ertönte.
    Mein Wachmann ging zum Hauptausgang, um eine Ecke und wurde auf der Stelle von einem bärtigen Wachmann mit mexikanischem Aussehen erschossen.
    Ich wechselte die Kontrolle auf den Mexikaner und ließ ihn die Betonrampe hinauflaufen. Ein Jeep mit drei Männern fuhr vor, der Offizier hinten schrie meinem Mexikaner Fragen zu. Ich schoß dem Offizier ins linke Auge, sprang in den Feldwebel am Lenkrad und beobachtete aus der Perspektive des Mexikaners, wie der Jeep auf den elektrischen Zaun zu beschleunigte. Die beiden Männer auf dem Vordersitz wurden über die Haube des Fahrzeugs gegen die Stromkabel geschleudert, als der Jeep sich funkensprühend zweimal überschlug und eine Landmine in der Sicherheitszone auslöste.
    Als mein Mexikaner langsam den befestigten Weg durch die Zone entlangging, sprang ich in einen jungen Leutnant, der mit neun Männern herbeigestürmt kam. Meine beiden neuen Handlanger lachten über die Gesichter der Männer, als der Leutnant seine Waffe auf sie richtete.
    Eine weitere Gruppe kam mit den letzten Surrogaten, die nach Jensen Luhars Flucht wieder eingefangen worden waren, von Norden zurück. Ich ließ den Mexikaner eine Phosphorgranate in ihre Richtung werfen. Nackte Gestalten wurden vom Feuer erhellt und liefen schreiend in die Dunkelheit. Überall wurden Gewehrschüsse laut, als kleine Gruppen panischer Männer gegenseitig das Feuer aufeinander eröffneten.
    Zwei Patrouillenboote steuerten näher ans Ufer, um festzustellen, was da vor sich ging, und ich ließ den jungen Leutnant zum Strand hinunterlaufen, um sie zu begrüßen.
    Es wäre mir lieber gewesen, hätte ich die Ereignisse mitverfolgen können, die sich gerade im Herrenhaus abspielten, aber Miß Sewell war meine einzige Kontaktperson dort gewesen.
    Barents >Neutrale< waren meinem Zugriff entzogen.
    Der einzige überlebende Spieler, den ich in diesem Augenblick hätte >benützen< können, war der jüdische Mann, aber ich spürte, daß mit dem etwas nicht stimmte. Er gehörte Nina, und mit der wollte ich im Augenblick nichts zu tun haben.
    Einen einzigen Kontakt erneuerte ich in diesem Augenblick, aber der befand sich nicht auf der Insel. Es war knapp. In den vergangenen Stunden in Charleston hatte ich die Verbindung zu ihm fast völlig verloren. Nur die vielen Stunden der Konditionierung aus der Ferne ermöglichten mir, den Kontakt überhaupt wiederherzustellen.
    Ich war zur Überzeugung gelangt, daß Nina wahrhaftig den Verstand verloren hatte, als ihre Negerin Justin zum Park über dem Fluß und den Marineanlagen gebracht hatte, wo wir Tag für Tag durch alberne Ferngläser sehen mußten, um einen Blick auf den Mann werfen zu können. Es dauerte vier Beobachtungssitzungen, bis ich den ersten subtilen Kontakt herstellte. Ninas Negerin hatte mich gedrängt, subtiler als jemals zuvor vorzugehen ... als ob Nina mir beibringen könnte, was subtil heißt!
    Es war mir ein Anlaß, stolz zu sein, daß es mir gelungen war, den Kontakt über so viele Wochen hinweg aufrechtzuerhalten, ohne daß das Opfer auch nur die geringste Ahnung gehabt hätte, was mit ihm geschah, oder seine Kollegen eine Veränderung festgestellt hätten. Es ist unvorstellbar, was man lernen kann - die technischen Einzelheiten und den Jargon, den man absorbieren kann -, wenn man passiv durch die Augen eines anderen beobachtet.
    Bis zu dem Augenblick, als Miß Sewell niedergeschossen wurde, hatte ich allerdings Ninas Drohungen und Beschwörungen zum Trotz nicht vorgehabt, diese Ressource einzusetzen.
    Das hatte sich jetzt alles geändert.
    Ich weckte den Mann namens Mallory, ließ ihn von seiner Koje aufstehen und ging mit ihm einen kurzen Korridor entlang und eine Treppe hinauf in einen Raum, der von roten Lampen erhellt wurde.
    »Sir«, sagte der namens Leland. Ich erinnerte mich, daß Leland ein XO genannt wurde. Das wiederum erinnerte mich an die einsamen Tic-tac-toe-Spiele meiner Kindheit, bei denen ich X und O auf dem Spielfeld herumgeschoben hatte.
    »Ausgezeichnet, Mr. Leland«, ließ ich Mallory

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