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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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auf Verzweiflungsmaßnahmen zurück, Herr Barent«, sagte er und sah Swanson an. Der Agent traf keine Anstalten, zu fliehen oder zu reagieren. Der geistige Klammergriff von jemandem - Barents oder des Standartenführers - erlaubte ihm nicht das leiseste Aufflackern eigenen Willens. Als der Standartenführer ihn schlug, geschah das auch bei weitem nicht so spektakulär wie bei Barent; eben stand Swanson noch in Ruhestellung, und im nächsten Augenblick war er tot und lag zusammengebrochen über der Linie zwischen der schwarzen und weißen Fliese. »König schlägt Bauer«, sagte der Standartenführer.
    Barent kam einen Schritt näher auf Harod zu. »Schwarzer König auf Läufer fünf«, sagte er.

»Ja«, sagte der Standartenführer. Er trat auf das weiße Feld eins neben das von Jimmy Wayne Sutter. »Weißer König auf weißer Läufer fünf.« Saul stellte fest, daß der Standartenführer sich Sutter näherte, während Barent Harods Schicksal besiegelte.
    »König auf Springer fünf«, sagte Barent und trat auf das Quadrat neben Harod.
    Saul sah hin, als Tony Harod aufging, daß er Barents nächstes Opfer sein würde. Der Produzent mit dem blassen Gesicht leckte sich die Lippen und sah über die Schulter, als wollte er in die Schatten fliehen. Barents Wachen kamen näher.
    Saul konzentrierte sich wieder auf Jimmy Wayne Sutter. Der Prediger hatte nur noch Sekunden zu leben; es war undenkbar, daß der Standartenführer mit seinem nächsten Zug etwas anderes machen würde, als den unglücklichen Bauern zu schlagen.
    »König schlägt Bauer«, bestätigte Willi von Borchert und kam auf Sutters weißes Quadrat.
    »Einen Augenblick!« schrie Sutter. »Nur einen. Ich muß dem Juden etwas sagen!«
    Willi schüttelte angewidert den Kopf, eber Barent sagte: »Gönnen Sie ihm den Augenblick, Herr General «
    Sutter griff nach seinem Taschentuch, konnte keines finden, und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der
    Oberlippe. Er sah Saul direkt an, und seine Stimme klang leise und fest, nicht das vollmundige Brüllen, das er seinem Fernsehpublikum vorbehielt.
    »Aus den Sprüchen Salomos«, sagte er, »vierundzwanzigster Vers:
     
    >Die Seelen der Tugendhaften aber sind in Gottes Händen,
    keine Qual soll sie jemals anrühren.
    In den Augen der Toren scheinen sie des Todes,
    ihr Dahinscheiden ein Desaster,
    ihr Abschied von uns gleich einem Auslöschen;
    doch sie sind in Frieden.
    Erfuhren sie eine Strafe, wie die Menschen sie sehen,
    war Unsterblichkeit ihrer Hoffnung Lohn;
    gering war ihre Prüfung, groß wird ihr Segen sein.
    Gott hat sie geprüft
    und würdig erachtet, bei ihm zu sein;
    er hat sie geprüft wie Gold im Feuerofen
    und sie als Brandopfer dargenommen.
    Wenn die Zeit für seine Wiederkunft gekommen ist,
    werden sie scheinen wie Funken im Stoppelfeld.
    Die ihm vertrauen, werden die Wahrheit schauen,
    die Getreuen sollen in Liebe mit ihm leben,
    denn Gnade und Barmherzigkeit erwartet seine Auserwählten. <«
     
    »Ist das alles, Bruder James?« sagte der Standartenführer mit leicht erheiterter Stimme.
    »Ja«, sagte Sutter.
    »König schlägt Bauer«, wiederholte der Standartenführer. »Herr Barent, ich bin müde. Ihre Leute sollen sich darum kümmern.«
    Barent nickte, worauf ein Wachmann aus den Schatten kam, die Uzi an Sutters Kopf hielt und ihm einmal in den Kopf schoß.
    »Sie sind am Zug«, sagte der Standartenführer zu Barent, als der Leichnam weggeschafft wurde.
    Saul und der Standartenführer standen allein rechts in der Mitte des Spielbretts.
    Barent wartete in seiner Gruppe Bauern, betrachtete Tony Harod, sah wieder zu dem Standartenführer und fragte: »Würden Sie ein Remis akzeptieren, wenn es nur ein Remis ist? Ich werde einen Wettstreit mit Ihnen verhandeln und ausdehnen.«
    »Nein «, sagte Willi. »Spielen Sie.«
    C. Arnold Barent machte einen Schritt nach vorn und streckte die Hand nach Tonys Schulter aus.
    »Nein! Einen Augenblick, nur einen Scheißaugenblick!« kreischte Harod. Er war so weit er konnte zurückgewichen, ohne das weiße Feld zu verlassen. Zwei Wachen stellten sich auf beiden Seiten auf, damit sie ein freies Schußfeld hatten.
    »Es ist zu spät, Tony«, sagte Barent. »Seien Sie ein guter Junge.«
    »Auf Wiedersehen, Tony«, sagte Willi.
    »Halt!« schrie Harod. »Sie haben gesagt, ich kann tauschen. Sie haben es versprochen!« Harods Stimme war zu einem quengeligen Kreischen geworden.
    »Wovon reden Sie?« fragte Barent erbost.
    Harod rang keuchend nach Luft, sein

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