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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Knoten.«
    »Fünfundzwanzig Knoten?« sagte der Kapitän. Er nahm ein großes Nachtsichtfernglas und ging zum Ersten Maat ans Steuerbordfenster, Das sanfte rote Leuchten der Instrumentenlichter in der computergesteuerten, automatisierten Brücke beeinträchtigte die Nachtsicht nicht.
    »Identifizieren Sie es sofort«, schnappte Barent.
    »Das habe ich bereits, Sir«, sagte Shires. »Es ist die Edwards.« Seine Stimme drückte Erleichterung aus. Die Richard S. Edwards war ein Zerstörer der Forrest-Sherman-Klasse, der in der Woche des Sommerlagers als Wachtposten für Dolmann Island abgestellt worden war. Lyndon Baines Johnson war der erste Präsident gewesen, der die Edwards >ausgeliehen< hatte, und seither war jeder amtierende Präsident diesem Brauch gefolgt.
    »Was hat die Edwards wieder hier zu suchen?« wollte Barent wissen. Er war alles andere als erleichtert. »Sie hätte diese Gewässer schon vor Tagen verlassen sollen. Holen Sie mir sofort den Kapitän ans Funkgerät.«
    »Entfernung zwei Punkt sechs Meilen«, sagte der Zweite Offizier. »Das Radarprofil bestätigt, daß es sich um die Edwards handelt. Keine Antwort auf Funkanfragen, Sir. Sollen wir es mit Telegraf versuchen?«
    Barent ging wie in einem Traum zum Fenster. Draußen vor der Scheibe konnte er nur die Nacht sehen.
    »Bremsmanöver mit zwei Meilen, Kapitän«, sagte der Zweite Offizier. »Wendet uns die Breitseite zu. Immer noch keine Antwort auf unsere Funksprüche.«
    »Vielleicht hat Kapitän Mallory gedacht, daß es hier Probleme gibt«, sagte Kapitän Shires.
    Barent erwachte ruckartig aus seinem traumgleichen Zustand. »Bringen Sie uns hier weg!« kreischte er. »Geben Sie dem Cobra Befehl, er soll das Schiff angreifen! Nein, warten Sie! Sagen Sie Donald, er soll den Bell fertig machen, ich komme nach achtern. Beeilen Sie sich, Shires, gottverdammt!«
    Die drei Offiziere sahen ihm fassungslos nach, wie er zur Tür hinausstürmte, seine wartenden Leibwächter auseinandertrieb und die Treppe der Brücke zum Hauptdeck hinunterkletterte. Auf den Stufen verlor er einen polierten Schuh, machte sich aber nicht die Mühe, ihn aufzuheben. Als er sich dem erleuchteten Landeplatz näherte, stolperte Barent über ein zusammengerolltes Kabel und zerriß sich den Blazer, als er auf dem Deck abrollte. Er war schon wieder aufgesprungen und lief weiter, bevor seine keuchenden Leibwächter ihn einholen konnten.
    »Donald, gottverdammt!« schrie Barent. Der Pilot und zwei Besatzungsmitglieder hatten die Befestigungstaue gelöst die sie gerade angebracht hatten, und mühten sich mit der Rotorverankerung ab.
    Der Cobra, der mit Minikanonen und Raketen mit Infrarotzieleinrichtungen bewaffnet war, brauste zehn Meter über der Antoinette vorbei und brachte sich zwischen die Jacht und ihren ehemaligen Beschützer. Das Meer wurde kurzzeitig von Lichtblitzen erhellt, die Barent an seine Jugend in Connecticut erinnerten, an Glühwürmchen am Waldrand, er sah die Umrisse des Zerstörers zum erstenmal, und dann explodierte der Cobra mitten in der Luft. Eine seiner Raketen wurde gezündet und beschrieb eine unregelmäßige Rauchbahn am nächtlichen Himmel, ehe sie harmlos ins Meer stürzte.
    Barent wandte sich von dem Helikopter ab und lief zur Steuerbordreling. Er sah den Blitz der vorderen Fünf-ZollKanone einen Sekundenbruchteil bevor er den Abschuß und das Güterzugrattern des auf sie abgefeuerten Geschosses hörte.
    Der erste Schuß verfehlte die Antoinette um zehn Meter, erschütterte das Schiff mit seiner Druckwelle und spritzte so viel Wasser auf das Deck, daß Donald und drei der Leibwächter von den Füßen gerissen wurden. Der Blitz des zweiten Schusses erfolgte, noch ehe das Wasser des ersten abgeflossen war.
    Barent stemmte die Füße breitbeinig auf den Boden und umklammerte mit den Händen die Reling, bis ihm die Stahltaue in die Hände schnitten. »Der Teufel soll dich holen, Willi«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    Das zweite radarkorrigierte und -gesteuerte Geschoß traf das Heck der Antoinette sechs Meter unterhalb der Stelle, wo Barent stand, durchschlug zwei Decks und brachte den Achtermaschinenraum und zwei Haupttanks voll Dieseltreibstoff zur Explosion.
    Der erste Feuerball verschlang die halbe Antoinette und schoß zweihundertfünfzig Meter in die Höhe, bevor er in sich zusammenfiel und allmählich erlosch.
    »Ziel zerstört, Sir«, sagte die Stimme von Executive Officer Leland von der Brücke.
    Im Gefechtszentrum der Richard S.

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