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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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an.
    Handschuhe beim Joggen, mein Gott! Mit Kadenbeck, dem Erfolgsregisseur und größten Arschloch der Filmszene zwischen Heinsberg und Euskirchen, mit diesem Besserwisser und Rechthaber sollte er jetzt Drehorte suchen! Er trat so heftig aufs Gaspedal, dass der Rover seine 270 PS hinausbrüllte und nach vorne schoss. Kadenbeck krallte sich an den Deckengriff und blickte ihn an wie eine Natter, der man auf den Schwanz getreten hat.
    Im gleichen Moment begriff Bünten: Dies war eine glückliche Fügung. Wenn Kadenbeck sich spontan entschieden hatte mitzufahren, dann gingen im Hotel alle davon aus, dass er joggen war. Und zwar allein. Keiner ahnte, dass er zu ihm ins Auto gestiegen war.
    »Erst suchen wir mal den Bach«, befahl Kadenbeck.
    »Welchen Bach?«
    »Für die Szene, in der er versucht, sich das Blut mit Wasser abzuwaschen.«
    »Vielleicht sollten wir erst mal nach einer Stelle für die Mordszene schauen. Wir sind gleich oben an der Burg.«
    »An der Burg? Wir machen doch keinen Vampirfilm!«
    »Die Burg steht auf einem Felsen. Fünfzig Meter hoch«, sagte Bünten.
    Kadenbeck blickte ihn an. Roch er den Braten? Doch dann nickte er nur, streckte und schloss die affigen Handschuhe, als probe er, jemanden zu erwürgen.
    Bünten folgte dem Schild
Besucherparkplatz Burg Nideggen
und stellte den Wagen im Burghof ab. Der Schotterweg führte sie zur Aussichtsstelle auf den Felsenkamm. Sie war rundherum mit einem Geländer gesichert.
    »Wie soll ihn denn hier jemand runterstoßen, damit es wie ein Unfall aussieht?«, fragte Kadenbeck. »Der geht doch nicht freiwillig hinter den Zaun.«
    »Hier zum Beispiel«, sagte Bünten, und Kadenbeck folgte ihm tatsächlich durch die Zaunlücke, machte einen Schritt bis an den Rand der Felsenklippe und starrte in die Tiefe.
    Jetzt, dachte Bünten. Er stellte sich schräg hinter Kadenbeck, hob das rechte Bein und holte aus.
    Sie hatten es gemeinsam beschlossen. Melanie hatte schon bald nach der Heirat angefangen, Kadenbeck zu hassen, Bünten hasste ihn schon lange. Dass Kadenbeck ihm Melanie genommen hatte, war nur das letzte Glied einer Kette von Demütigungen. Doch vor einigen Wochen hatte sich das Blatt gewendet. Zu seinen Gunsten. Melanie wollte zurück. Nach zwei Jahren Ehe hatte sie begriffen, dass Kadenbeck ein Schwein war. Seitdem kam sie heimlich, um sich bei ihm auszuweinen. Einige Freunde behaupteten, sie sei sprunghaft und wankelmütig, wechsle die Männer nach Belieben, aber Bünten wusste es besser. Er spürte die tiefe Liebe zu ihm, Bünten, wenn sie sich bei ihm ausweinte, dass Kadenbeck ihre Telefonate überwachte, in ihren Sachen schnüffelte. Am schlimmsten waren seine Ausraster, wenn er sie bis zur Bewusstlosigkeit prügelte. Ihnen wurde immer klarer, dass ohne Kadenbeck alles besser sein würde. Von da an war es nur noch ein kleiner Schritt. Ein Unfall wäre das Beste. Sie würden das Ekel und alle finanziellen Sorgen los sein. Und endlich hätte auch er, der ewige Assistent, die Chance, die Regie eines Films zu leiten.
Das Biest muss sterben
, fiel Bünten ein Filmtitel ein.
    Er streckte das Bein und holte noch etwas weiter aus. Im gleichen Moment tauchten zwei Männer am Eingang des Burghofs auf, Climber auf der Suche nach dem Kletterfelsen. Mitten im Tritt bremste Bünten ab, bückte sich und tat so, als wollte er die Schnürsenkel binden.
    Kadenbeck schien nichts bemerkt zu haben. »Unglaubwürdig, dass sich jemand freiwillig so nah an einen Abgrund stellt«, meinte er, warf einen letzten Blick in die Tiefe und trat zurück auf den geschützten Weg.
    Sie fuhren den Berg hinunter ins Tal, und Kadenbeck gab keine Ruhe mit seinem blöden Bach. Merkwürdig, dass er den unwichtigsten Drehort unbedingt noch heute finden wollte. Was führte er im Schilde? Ähnliches wie Bünten? Körperlich war Kadenbach ihm unterlegen, aber was, wenn er ein Messer oder ein Pistole hatte? Nach ein paar Serpentinen verbreiterte sich die Straße und gab einen Blick auf das Rurtal frei.
    Immer noch hoch genug, dachte Bünten und hielt an. »Wie wäre es hier? Ich meine, für die Mordszene.«
    »Völlig unglaubwürdig. Viel zu breit die Ausbuchtung. Wie soll ich das inszenieren? Bis er ihn da runterkriegt, ist der Film zu Ende. Das funktioniert nicht.«
    Bünten presste die Lippen zusammen, er hatte Mühe, seinen Zorn zu unterdrücken. Kadenbeck warf ihm einen forschenden Blick zu. Ahnte er etwas? Um ihn in Sicherheit zu wiegen, lächelte Bünten und sagte: »Ich dachte nur. Aber du

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