Kramp, Ralf (Hrsg)

trat an den Wagen. Einer der Kollegen öffnete die Tür, Bernie saß auf dem Rücksitz.
    »Und?«
    »Herr Kommissar, ich war es nicht!«
    »Haben Sie vom Verhältnis Ihrer Frau und Hans Konzen gewusst?«
    »Ja. Aber ich habe ihn nicht umgebracht.«
    Wulf schloss die Wagentür und wandte sich an Chippy, der sich am Fahrzeugdach abstützte. »Was sagt Christian Welter?«
    »Ist das noch wichtig?«
    »In diesem Fall ist alles wichtig! Ich liebe Geständnisse.«
    »Er hat keine Ahnung, wer letztes Wochenende diese Kalklinie gezogen hat. Die Jungs aus dem Ort waren es nicht.«
    Nero Wulf grinste zufrieden. »Das dachte ich mir. Ich gehe jetzt zu Sandra Konzen und bringe sie auf den neuesten Stand. Wahrscheinlich weiß inzwischen ganz Strohn, dass die Polizei Bernie Olbrück festgenommen hat. Ich sag es ihr persönlich, das gehört sich so. Ruf mich in genau zehn Minuten auf dem Handy an.«
    »Falls es mal wieder länger dauert?«
    Nero Wulf lächelte.
    Sandra Konzen schlug die Hände vors Gesicht. »Mein Gott! Bernd Olbrück. Das sind Freunde von uns! Meine Jungs. Die sind noch …«
    »Kollegen haben die Zwillinge abgeholt. Sie werden gleich hier auftauchen.« Nero Wulf seufzte. »Leider hat Bernd Olbrück noch nicht gestanden.« Er grinste. »Aber ich habe heute viel gelernt. Über Lavagestein, und so weiter. Ich versuche mich jetzt sehr zurückhaltend zu äußern, aber Sie sollen wissen, dass ich mir sicher bin, wer Ihren Mann getötet hat. Und warum ich mir sicher bin.«
    Sie nickte.
    Wulf kannte das. Sie wollten es immer ganz genau wissen. In allen Einzelheiten. Das machte es leichter, mit dem Geschehen umzugehen.
    »Ihr Mann stürzte die Uferböschung herab und wurde mit einem Felsbrocken erschlagen, den der Täter aus dem Dump mit an den Tatort gebracht hatte. Und das bedeutet, dass der Täter unten im Flussbett gestanden hat. Ich habe gelernt, dass durch die vulkanischen Aktivitäten praktisch jeder Quadratmeter Boden individuell aus Lavagestein mit den verschiedensten Inhaltsstoffen zusammengesetzt ist. Dieses Lavagestein hat sich wie ein unverwechselbarer Fingerabdruck in das Schuhwerk des Täters gedrückt. Wenn mein Kollege mich anruft, ist der Staatsanwalt aus Daun eingetroffen, und wir werden das Haus der Olbrücks auf den Kopf stellen. Wenn er die Schuhe, die er zur Tatzeit trug, nicht weggeworfen hat, dann werden die Kleinstpartikel an der Sohle sein, die sich auch durch tagelanges Schrubben nicht wegputzen lassen, beweisen, dass er unten im Flussbett gestanden hat. Ich liebe Geständnisse. Aber so ein hundertprozentiger Beweis ist auch in Ordnung. Deshalb …« Wulfs Handy lärmte. »Entschuldigung.«
    »Bitte«, flüsterte eine blasse Sandra Konzen.
    Wulf ruckelte sein Telefon aus dem Hemd. »Wulf. Ja? … Der Staatsanwalt ist da? Ich komme sofort.«
    Wulf erhob sich hastig und erklärte ungelenk: »Äh, ich muss. Der Staatsanwalt. Wie gesagt, die Schuhe müssen wir finden, sonst …«
    »Natürlich«, zeigte Sandra Konzen Verständnis.
    Wulf schien aus dem Haus zu flüchten und stapfte die Straße entlang. Er warf einen letzten Blick auf das feine Häuschen hinter sich. Wirklich schön. Ein gepflegter Rasen, weißer Kies, eine ordentliche Bleibe. Er verlor das Haus für Sekundenbruchteile aus den Augen. Und stieß auf …
    »Alles klar?«, fragte Chippy.
    »Es wird nicht lange dauern. Wie geht es Bernie Olbrück?«
    »Ich hab es ihm erklärt. Er sitzt auf der Polizeiwache in Daun und wartet auf unseren Anruf. Ihm ist ein Stein vom Herz gefallen.«
    Wulf grinste.
    »Wie bist du drauf gekommen?«, fragte Chippy.
    »Die Lösung des Falles ist natürlich eine Glanzleistung«, erklärte Wulf augenzwinkernd.
    »Sowieso«, lobte Chippy, und es war sogar ehrlich gemeint.
    »Da kam alles zusammen. Hans Konzen gibt Unsummen für Gutachten und Anwälte aus, weil er sich aus der Strohner Bruchzinsregelung herausklagen möchte. Das ist seiner Frau ein Dorn im Auge. Sie hat das Land in die Ehe gebracht, Hans ist von der Mosel zugereist. Das Motiv für den Mord hat mir also Bürgermeister Schwehden geliefert.«
    »Ein guter Sheriff«, lobte Chippy.
    »Die Ehe der Olbrücks ist gescheitert. Die Freundinnen Sandra Konzen und Anja Olbrück tun sich zusammen. Sie beschließen, Hans Konzen zu ermorden und es Bernie Olbrück in die Schuhe zu schieben. Zuerst brauchen sie ein Motiv. Sie entscheiden sich für Eifersucht und fädeln ein Verhältnis zwischen Anja Olbrück und Hans Konzen ein.«
    »Was tut man nicht alles ...«,