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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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dort hat der Stein braune Schlieren. Ist übrigens Eisen. Da kommt der Stein her.«
    »Vielleicht hat ihn irgendwann einer dort aufgehoben und an der Leitplanke in den Bach geworfen«, gab Wulf kauend zu bedenken.
    »Warum sollte das jemand tun? Nein. Jemand hat den hübsch griffigen Stein genommen und Hans Konzen damit erschlagen.«
    Wulf schob den letzten Kuchenrest in den Mund. Meine Herren, war das lecker. Mit der Serviette wischte er sich über die Lippen. »Was ganz Anderes: Was sind das für weiße Streifen auf der Straße?«
    Chippy blinzelte ob des hastigen Themenwechsels mit den Augen und antwortete: »Letztes Wochenende waren die Maifahrten. Erster Mai. Die Jungs aus Strohn verteilen bei ihren Angebeteten Maibäume. Außerdem werden Liebschaften offen gelegt, die bisher zart im Verborgenen geblüht haben. Manchmal übrigens sehr zum Unmut der Eltern, die mit einer Verbindung nicht so ganz glücklich sind.«
    »Ach so«, nickte Wulf. »Mir war eine Linie bei den Konzens aufgefallen, die … Moment! Deren Zwillinge sind erst sieben. Was soll denn da die Linie?«
    Der Kollege gluckste. »Das ist die berühmteste Linie der letzten Maifahrt. Es gibt ein Gerücht, dass Hans Konzen …« Chippy schlug sich vor die Stirn. »Verdammt. Diese Kalklinie endet bei den Olbrücks. Das war Dorfgespräch. Hans Konzen und Anja Olbrück! Verflixt. Und Bernie Olbrück war gestern beim Knobeln, als …«
    Wulf entnahm seinem Portemonnaie einen Zehner, schob ihn unter das leere Tellerchen und stand auf. Obwohl er die Antwort schon ahnte, fragte er: »Wer hat Hans Konzen gestern auf seinem Handy angerufen?«
    »Ich hab es gecheckt. 21.43 Uhr. Das war die Anja. Anja Olbrück.«
    Wulf klatschte entschlossen in die Hände. »Du setzt dich noch mal mit dem Welter-Jungen in Verbindung. Scheint ein aufgeweckter Bursche zu sein. Frag den, wer die Idee hatte, die Kalklinie von den Konzens zu den Olbrücks zu ziehen. Dann orderst du einen Streifenwagen, denn wir werden jemanden festnehmen!«
    »Wen?«, fragte Chippy.
    »Ich werde es nicht für mich behalten«, antwortete Kriminalhauptkommissar Wulf.
    Zehn Minuten später blickte Nero Wulf hinter der Bombe über die Leitplanke die Böschung hinab.
    »Alles.«
    Alles gehörte zusammen. Während er sich durch das verschwitzte Haar strich, ging er es Punkt für Punkt noch einmal durch: Knobelrunde, Telefon, Lavabombe, Leitplanke, Böschung, Lavastein. Bruchzins, Kalklinie.
    »Alles.«
    Olbrücks Haus fand er problemlos, denn er musste ja nur der dicken, fransigen, weißen Kalklinie folgen. Anja Olbrück öffnete ihm. Nero stellte sich vor.
    »Kommen Sie bitte rein!«
    »Ihr Gatte ist nicht da?«, fragte Wulf.
    »Nein, aber er müsste jeden Moment von der Arbeit kommen. Genau genommen ist er schon überfällig. Wenn Sie warten wollen?«
    »Unbedingt«, sagte Wulf.
    »Unbedingt? Wie meinen Sie das?«, fragte Anja Olbrück leise, bot Nero Wulf einen Platz an und ließ sich ihm gegenüber am Wohnzimmertisch nieder. Dessen Blick fiel durch eine große Fensterfront in den Garten, wo vier Kinder Fußball spielten. Zwei davon waren Zwillinge.
    »Sind das die beiden Konzen-Jungs?«
    »Unsere Familien sind befreundet. Ich hab die beiden von der Schule abgeholt. Sandra kommt sie gleich abholen.«
    Wulf blickte ihr direkt in die Augen und senkte die Stimme. »Frau Olbrück. Die weiße Kalklinie …«
    »Oh Gott!«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Frau Olbrück, Sie haben ein Verhältnis mit Hans Konzen. Irgendwer hat es an die Öffentlichkeit getragen, indem er in der Nacht zum Ersten Mai diese Linie gezogen hat. Das ganze Dorf weiß Bescheid. Sie haben sich mit Ihrem Mann ausgesprochen, aber trotzdem haben Sie Hans Konzen gestern um exakt 21.43 Uhr angerufen und sich mit ihm an der Lavabombe verabredet.«
    »Ja. Aber ich weiß nicht, warum er über die Leitplanke gestürzt ist! Also, ich habe ihn nicht …«
    Wulf schüttelte den Kopf. »Kurze Zeit später hat Ihr Mann die
Linde
verlassen. Wann ist Ihr Mann hier angekommen?«
    Sie senkte den Kopf.
    »Frau Olbrück …«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Wulf hart. »Ich habe mit dem Wirt gesprochen. Sie achten sehr genau darauf, dass Ihr Mann zeitig zu Hause ist. Wann ist er gestern nach Hause gekommen?«
    Sie senkte den Kopf und flüsterte: »Unsere Ehe ist nicht mehr … Er kam sehr spät.«
    Den von Chippy angeforderten Kollegen war es gelungen, Bernie Olbrück noch vor dem Strohner Ortseingangsschild abzufangen. Wulf

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