Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
Vom Netzwerk:
sprichwörtlich. Die Hochzeitsreise nach Michelbach war lange geplant. Von meinem Mann. Ich wollte nach Mallorca.
    Eigentlich passten wir von Anfang an nicht zusammen.
    Ich gehe gerne in Boutiquen shoppen. Er treibt sich stundenlang in verstaubten Bibliotheken herum.
    Ich bin Mitglied im Tennisclub. Er der Vorsitzende des örtlichen Verschönerungsvereins.
    Ich sammle Schuhe. Er Briefmarken.
    Damals war ich noch blauäugig. Dachte, Gegensätze ziehen sich an. Da war ich noch verliebt in ihn.
    Das ist jetzt zehn Jahre her, dass wir unsere Flitterwochen in Michelbach verbracht haben. Zehn Jahre! Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit!
    Hätte ich Mark nicht kennengelernt, hätte ich keine zehn Jahre Ehe ausgehalten. Vor ihm hatte ich Peter. Und vor Peter Alexander. Und vor Alexander … Aber die sind alle abgehakt. Seit Mark.
    Mark habe ich vor einem Jahr im Fitnessclub kennengelernt. Er ist Elektriker, und bei uns hat es vom ersten Moment an gefunkt. Er ist 1,90 groß, hat breite Schultern, einen gestählten Körper und einen knackigen Hintern. Und vor allen Dingen: Er ist sehr ausdauernd!
    Jeden Dienstag treffen wir uns in unserer Wohnung – immer dann, wenn Herbert Tauschtag bei seinen Briefmarkenfreunden hat. Und donnerstags bei Mark. Dann ist seine Frau in diesem Handarbeitszirkel. Wenn man Mark glauben will, dann ist seine Frau eine wahre Strickliesel. Jedes Jahr zu Weihnachten und zum Geburtstag bekommt er einen selbstgestrickten Pullover geschenkt. Einen von der scheußlichen Sorte. Sogar Strümpfe hat sie ihm schon mal gestrickt. So lustige Füßlinge, wo jeder Zeh einzeln reinpasst. Ich konnte Mark verstehen, dass er auch mal ein paar spannendere Abende verleben wollte.
    Angesprochen hat er mich. Natürlich war er mir schon vorher aufgefallen. Also habe ich direkt vor seinen Augen ein paar Gewichte gestemmt. Hat gar nicht geglaubt, dass ich schon fünfzig war.
    »Waas? Du siehst aus wie dreißig! Komm, du nimmst mich jetzt auf den Arm«, hatte er gestaunt. Das ging mir natürlich runter wie Öl.
    Jedenfalls hat nun wohl auch Herbert spitzgekriegt, dass es zwischen uns nicht mehr so läuft. Also hat er vorgeschlagen, doch mal wieder gemeinsam in Urlaub zu fahren. Und was bot sich da besser an, als unsere Rosenhochzeit in Michelbach zu verbringen.
    Jau, war ich begeistert!
    Vor allen Dingen als ich hörte, dass, genau wie vor zehn Jahren, die Michelbacher Frauen wieder ihren Kriminaltango aufführen würden …
    Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Ich klagte Mark mein Leid. Aber der hatte gleich eine Bombenidee: »Warum machen wir nicht gemeinsam Urlaub?«
    »Spinnst du? Dann kann ich Herbert ja gleich erzählen, dass ich einen Geliebten habe.«
    »Quatsch, du sagst ihm einfach, du hast da im Fitnessclub eine Bekanntschaft gemacht. Jemand, der auch gerne mal die Eifel kennenlernen würde.«
    »Und deine Frau?«
    »Gerda? Nehmen wir auch mit. Die ist alles andere als sportlich. Die setzen wir mit einem Knäuel Wolle auf die Terrasse, und wir zwei haben Ruhe vor ihr.«
    Irgendwie fand ich den Gedanken ganz reizvoll. Also, es irgendwie vor den Augen von Herbert und der Strickliesel zu treiben, ohne dass die uns auf die Schliche kommen würden. Das Spiel mit dem Verbotenen … Ich liebte Mark für seinen Einfallsreichtum.
    An diesem Abend trieben wir es besonders heftig. Auf dem Laufband. Ich vorne, er von hinten. Danach waren wir beide ziemlich geschafft.
    Herbert
    Michelbach. Endlich angekommen im Paradies! Es ist so herrlich hier! Hätte Kennedy seine legendäre Rede nicht in Berlin, sondern in Michelbach gehalten, er hätte ausgerufen: Ich bin ein Michelbacher!
    Jawohl, das bin ich: Ich bin ein Michelbacher.
    Gleich nach unserer Ankunft, nachdem wir die Koffer ausgepackt und unsere Garderobe verstaut hatten, zog es uns hinaus. Das Wetter ist herrlich, die Eifel zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Ich sitze auf der idyllischen Gartenterrasse unseres Hotels und höre der Stille zu. Es ist tatsächlich mucksmäuschenstill. Nur der kleine Bach plätschert beruhigend dahin. Welch ein Paradies!
    Schnäuzchen und Mark hielt es hier leider nicht lange. Sie wollten gleich eine Fahrradtour unternehmen und die nähere Umgebung erforschen. Ich finde, es war eine nette Idee, mit Mark und Gerda gemeinsam den Urlaub in der Eifel zu verbringen. Die beiden sind sympathisch. Mark ist eher der Sportlehrertyp, aber ich glaube, er tut Schnäuzchen ganz gut. Sollen die beiden radeln, bis sie Blasen am Hintern haben – dann

Weitere Kostenlose Bücher