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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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mich um Rat, wie sie die Sachen denn benennen könne. Ich schlage ihr Verschiedenes vor, und so werden in einigen Tagen passend zum Kriminaltango exotische Getränke und Speisen wie »Holundergift« (Holundersekt), »Tote Entenbrust«, »Unschuldiges Gemüse«, »Galgen und Friedhof« (Himmel und Erde), Blutsuppe (mit Roter Beete) und »Wasserleichen« (leckere Forellenfilets) aufgetischt werden. Die Sache beginnt mir richtig Spaß zu machen. »Wasserleichen« finden alle sehr lustig, und der Praktikant schlägt vor, passend dazu ein paar Teichrosen zu schnitzen – aus Möhren. Er stellt sich wirklich sehr geschickt an. Sein Name ist Toni, er kommt aus Vietnam, und eigentlich wollte er ja mal Bildhauer werden.
    Da kommt mir eine weitere Idee. Toni wird für den Kriminaltango weitere schöne Dinge schnitzen: Bomben aus Zucchini, Pistolen aus Äpfeln und Birnen, Messer aus Möhren. Und Frau Heimes wird noch viel rote Lebensmittelfarbe besorgen, damit alles auch schön
blutig
angerichtet werden kann.
    Vor allem die Messer aus Möhren haben es mir angetan. Natürlich kann man sich damit nicht wirklich verletzen. Sie brechen viel zu leicht ab ...
    Dann geht’s wieder zu den Michelbacher Frauen. Zum Üben. Am Abend habe ich Blasen an den Füßen.
    Eigentlich wollte ich ja noch ausharren. Ich will doch wissen, wie es dem armen Herbie ergangen ist. Aber ich bin zu müde. Das Abendessen werde ich heute ausfallen lassen.
    Ich gönne mir noch meinen täglichen Queen-Mum-Gedächtnis-Schlummertrunk – Gin Tonic – und schlafe tief und traumlos.
    Petra
    Ich habe getan, was ich konnte. Schon heute Morgen, vor der Tour, habe ich seine Tropfen vertauscht. Vorher habe ich seine Brille versteckt, damit er es nicht bemerkte. Also hat er brav die Tropfen geschluckt, die seinen Blutdruck in die Höhe treiben. Gleich die doppelte Menge, um sicherzugehen.
    Da die Brille noch immer nicht aufgetaucht war, habe ich ihm Kaffee kredenzt.
    »Der Schonkaffee schmeckt aber heute gut«, hat er gestaunt.
    Tja, war ja auch richtiger Kaffee – extra starke Bohne aus Kenia. Er hat sogar noch eine zweite Tasse getrunken. Danach habe ich dann seine Brille »wiedergefunden«. Ohne die hätte er ja nicht fahren können.
    Als wir dann vor seinem E-Bike standen, traten Schweißtropfen auf seine Stirn. »Ich weiß wirklich nicht, ob das für mich das Richtige ist«, zweifelte er. Aber Frau Heimes konnte ihn beruhigen: »Sie brauchen wirklich kaum zu trampeln, wenn Sie nicht wollen. Der Elektroschub erledigt das für Sie. Die Akkus reichen locker hundert Kilometer.«
    »Und wenn nicht?«, fragte er, als sich Frau Heimes entfernt hatte.
    Ich zwinkerte Herbert zu. »Um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich sie selbst geladen«, erklärte ich. »Nicht dass du hinterher noch selbst in die Pedale steigen musst.«
    In Wahrheit hatte ich dafür gesorgt, dass die Akkus maximal drei Stunden durchhielten. Danach würde Herbert ganz schön ins Schwitzen kommen. Damit ihm zusätzlich Flügel wachsen würden, hatte ich in die Wasserflaschen Red Bull gefüllt. Kein Wasser, nichts sonst! Mark fand das grausam.
    Sagte ich schon, dass es ein sehr heißer Tag werden würde? Noch war es relativ früh am Morgen, aber der Wetterbericht hatte eine Hochdruckfront mit für die Eifel ungewöhnlich schwüler Luft angekündigt.
    Ich radelte los, Mark mir nach, das Schlusslicht bildete Herbert. Aber schon bald wurde er übermütig und überholte uns. Selbst bergauf radelte er vorneweg. Der Salmwald huschte geradezu rechts und links an uns vorbei. An jeder Wegkreuzung verlangsamte Herbert und schaute kurz zu mir zurück, da ich mir die Route ausgedacht hatte. Dann schoss er weiter davon. Der Erste der zurückfiel, war Mark.
    Irgendwann gelangten wir auf die Straße zurück. Gegen Mittag erreichten wir
Haus Sonnenschein
. Leider keine Gaststätte, sondern eine von fröhlichen Eifelern erbaute offene Schutzhütte, von der aus ein herrlicher Blick in das Salmtal fiel.
    Ich hatte keinen Sinn für die schöne Aussicht. Ich hatte Durst und lechzte nach Wasser! Herbert trank dieses Red-Bull-Zeug.
    »Mensch, Schnäuzchen«, sagte er und reckte sich auf seinem E-Bike. »Macht das Leben Spaß! Sogar das Wasser schmeckt besser als sonst. Wenn wir wieder zu Hause sind, kaufe ich mir auch so ein E-Bike.« Er schaute sich um. »Wo ist eigentlich Mark abgeblieben?«
    Mark kam erst nach zwanzig Minuten an. Er war völlig fertig.
    »Sollten wir nicht umkehren?«, flüsterte er mir zu. »Das Wetter ist

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