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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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wollte, dass ich es finde. Herbert ist sonst so pingelig mit seinen Büchern. Eselsohren und Marker sind für ihn ein absolutes
No-Go!«
    »Also gut, dann wollte er eben, dass du es findest. Ist ja auch ein schönes Zitat. Wie hieß es noch?«
    »›Glücklich, wem der Gattin Treue rein und keusch das Haus bewahrt!‹«, begann ich. »Aber den zweiten Teil, den hat er weggelassen, obwohl der auch markiert war: ›Denn das Weib ist falscher Art, und die Arge liebt das Neue.‹«
    Ich weiß nicht, ob Mark den Ernst der Lage wirklich begriffen hat. Ich mache mir jedenfalls Sorgen. Und deshalb sage ich zu Mark: »Herbert muss weg.«
    »Weg? Wie meinst du das? Wir können ihn doch nicht so einfach nach Hause schicken?« Manchmal kann er ganz schön dumm aus der Wäsche gucken. Aber ich liebe ihn ja nicht, weil er so intelligent ist.
    »Na, er muss verschwinden«, erkläre ich.
    »Verschwinden?« Er kapiert noch immer nicht.
    Also helfe ich ihm ein wenig auf die Sprünge.
    Herbert
    Sie heißt Susanne, Susanne Irsfeld, und ist neunundvierzig Jahre. Sie sieht sehr gut aus, aber zum Glück ist Schnäuzchen nicht eifersüchtig. Jedenfalls finde ich Susanne richtig nett. Ihr verstorbener Vater, für den sie bis zu seinem Tod vor zwei Jahren den Haushalt führte, war wie ich Deutschlehrer, daher teilt sie mit mir die Liebe zu Schiller. Vor allen Dingen bewundert sie seine Gedichte. Sie kann noch heute
Die Glocke
rückwärts rezitieren. Wie sie mir sagte, haben sie sich das als Kinder ausgedacht, um ihren Vater zu verblüffen. Eine sehr gelehrige Frau. Gut, sie schreibt diese Schundkrimis, aber von irgendetwas muss sie ja leben. Sie war nie verheiratet, und wenn sie von ihrem Traummann spricht, schaut sie mich dabei ganz eigentümlich an. Dabei bekomme ich so ein merkwürdiges Gefühl, das ich schon lange nicht mehr gespürt habe. Höchstens ganz am Anfang, als Schnäuzchen und ich uns kennenlernten.
    Aber zurück zu Susanne. Sie verabscheut Bewegung jeder Art, so wie ich auch. Außer Tanzen, wie sie sagt, und ganz ehrlich: Für sie würde ich auf meine alten Tage sogar noch einmal einen Tanzkurs absolvieren. Jedenfalls ist sie damit zufrieden, auf der Terrasse im Garten zu sitzen, zu lesen und zu schreiben und die wunderbare Ruhe zu genießen, so wie ich. Sie sucht noch einen Titel für ihren Krimi, der übrigens in Michelbach spielt. Nach dem zweiten Tag gemeinsam verbrachter Gartenstunden wage ich es, ihr folgenden Titel vorzuschlagen:
Nur der Bach hörte ihr Schweigen
. Susanne findet ihn großartig! Viel besser als ihren eigenen:
Wo Hund und Katze begraben sind
.
    Wir seien ein gutes Team, sagt sie, und dabei bekomme ich wieder so ein ganz warmes Gefühl im Bauch ...
    Mir graut vor morgen. Schnäuzchen besteht darauf, dass ich eine Fahrradtour mit ihr und Mark unternehme.
    »Und Gerda?«, frage ich, »die muss doch auch nicht mit! Das ist ungerecht!«
    Schnäuzchen erklärt mir, dass Gerda nach wie vor unter ihren Migräneanfällen leide und außerdem ein wenig Bewegung noch lange nicht so nötig habe wie ich. »Schau dir nur mal deine Wampe an!«, nörgelt sie.
    Im Geiste fahre ich die Berge und Höhen ab, die mir bei unserer Hinfahrt begegnet sind. Im Auto! Sie mit dem Fahrrad zu bewältigen, übersteigt meine Vorstellungskraft.
    »Ich werde dabei zugrunde gehen!«, entfährt es mir.
    »Ach was, ich habe eine Überraschung für dich. Damit wirst sogar du das mit Leichtigkeit schaffen!«
    Bevor sie mir eine Szene machen kann, willige ich ein. Allerdings lasse ich mir von ihr das Versprechen geben, dass sie mich nach der Radtour wieder in Ruhe lassen wird.
    Susanne
    Herbie ist heute auf Fahrradtour. Ich habe ihn nur kurz beim Frühstück gesehen. Er warf mir einen hilflosen Blick zu. Wie er leidet! Dieses Miststück von Ehefrau. Schnäuzchen weiß doch besser als ich, dass er ein schwaches Herz hat. Mit den Steigungen um Michelbach herum ist nicht zu spaßen! Ich lächelte ihm aufmunternd zu und hoffe, dass ihm mein Lächeln die Kraft gegeben hat, die Tortur zu überstehen.
    Ansonsten bin ich ganz froh, einen freien Tag zu haben. Seit vorgestern üben die Michelbacher Frauen schon ihren »Kriminaltango« ein. Ich habe mich kurzfristig entschlossen, auch eine Rolle zu übernehmen. Ich bin zwar keine Michelbacherin, aber sie haben mich schnell in ihr Herz geschlossen. Außerdem bin ich Krimiautorin, und das passt ja wunderbar zum Thema.
    Frau Heimes, die Hotelchefin, wird für den Abend ein kaltes Buffet vorbereiten. Sie fragt

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